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Ob das wohl gutgeht...

Ob das wohl gutgeht...

Titel: Ob das wohl gutgeht... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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einstweilen abwaschen. Und was ist mit Fred?«
    »Fred macht es nichts aus, wenn wir gehen. Er bewundert Mädchen und liebt Abwaschen.«
    »Mann«, sagte Fred, »ich werde mich lieber mit Hank über das im Pentagon herrschende Chaos unterhalten.«
    »Ich will erst meine Suppe essen, wenn dir das recht ist, Fred«, sagte Hank. »Sie wird sonst kalt.«
    Im Wohnzimmer sagte ich: »Verdammt, dein Sohn ist ein toller Bursche...«
    »Ein guter Kerl«, sagte Faraday und besah bescheiden seine Fingernägel.
    »Hat deinen Kopf und das Aussehen von Caroline, die Ähnlichkeit ist überwältigend. Caroline sagte mir, daß du auf Studienurlaub bist.«
    »Das stimmt.«
    »Warum hast du denn nicht geschrieben, daß ihr kommt?«
    Faraday zuckte die Achseln. Er sah zum Fenster hinaus.
    »Und was willst du tun, unterrichten oder so etwas, während du hier bist?«
    »Das wäre eine Möglichkeit.«
    Er sah noch immer zum Fenster hinaus. Das war nicht der alte Faraday! Keine Scherze, keine Witzchen. Während unserer ganzen langjährigen Freundschaft hatte ich ihn nicht so ernst gesehen.
    »Ist irgend etwas nicht in Ordnung? Mit der Ehe? Oder mit der Arbeit?«
    Faraday drehte sich um und setzte sich auf das Fensterbrett.
    »Ich habe die Hodgkinsche Krankheit * «, sagte er.
     

9
     
    In Romanen ist in solchen Augenblicken von fallenden Stecknadeln oder tickenden Uhren die Rede. Es gab weder Nadeln noch Uhren, aber ich hätte schwören mögen, daß ich den Schlag meines eigenen Herzens hörte. Ich suchte nach Worten und verwarf alles, was mir einfiel. Glücklicherweise war Faraday derjenige, welcher zuerst sprach:
    »Ehe du irgendwelche Phrasen drischst, möchte ich dich ins Bild setzen«, sagte er. »Der Beginn war ganz typisch, man fühlt sich elend, verliert Gewicht, Drüsenvergrößerungen an den üblichen Stellen...«
    »Vermutlich hast du anfänglich gar nicht davon Kenntnis genommen?« fragte ich.
    »Nein, ich dachte erst, ich sei einfach abgearbeitet. Ich schrie meine Studenten an und war unausstehlich gegenüber Caroline. Als ich dann Fieber bekam und Schweißausbrüche, ging ich zu einem Kollegen. Du wirst es nicht für möglich halten, es war ein absolut eindeutiges klinisches Bild, aber ich hatte keine Ahnung, was mit mir los war. Du hättest mich wie eine Feder umblasen können.«
    »Wie bist du behandelt worden?«
    Er zuckte die Achseln. »Radiotherapie, zwei Kuren.«
    »Du kannst es noch Jahre machen«, sagte ich.
    »Die Schwellungen gehen schon nach innen.«
    »Und was bedeutet das?«
    »Daß ich es nicht mehr Jahre machen werde. Ich bezweifle sogar, ob es noch Monate dauern wird. Ich habe heute Nicholls aufgesucht - Caroline denkt, ich hätte mir Wohnungen angesehen -, und er ist meiner Meinung.«
    Nicholls war unser alter Chef am Krankenhaus, wo wir beide als Studenten zusammen gewesen waren.
    »Und was hat er vorgeschlagen?«
    Faraday sah mich spöttisch an. »Er war liebenswürdig genug, zu sagen, daß er nach mir sehen würde und daß ich jederzeit zu ihm kommen könne, wenn ich ihn brauchte.«
    »Caroline sagte, du seiest auf Studienurlaub.«
    »Caroline weiß nichts davon. Sie wird es noch früh genug erfahren. Ich hatte plötzlich ein starkes Verlangen, nach Hause zu kommen. Die Behandlung hier ist zwar nicht besser als in den Staaten, aber ich dachte plötzlich, ich wäre hier... glücklicher...«
    Ich glaubte, er meinte hier, in unserer Nähe, und war froh, daß er keine Ausreden gebrauchte. Unsere Freundschaft war zu alt, zu fest und zu eng dafür.
    »Und wie fühlst du dich augenblicklich?« fragte ich.
    »Ach, soweit ganz in Ordnung. Ich muß mich eben zusammennehmen. Ich arbeite an einem Lehrbuch der Neurologie. Ich muß es fertigbringen. Ich bestehe einfach darauf, es fertigzubringen.«
    Echt Faraday!
    »Und wie lange wirst du dafür brauchen?«
    »Wie lange es auch sein mag«, sagte er, »ich will und muß jedenfalls selbst >Ende< auf der letzten Seite schreiben.«
    Ich kannte Faraday nur zu gut und wußte, daß er mit eisernem Willen dieses Ziel verfolgen würde, ungeachtet der ihm gestellten Prognose. Ich dachte an Hank und Caroline und das glückliche Zusammenleben dieser drei Menschen. Ich war zu Tode betrübt. Zwar war ich durch meine Arbeit mit dem Tod vertraut, aber nicht bei meinen besten Freunden. Ich empfand ohnmächtige Wut.
    »Und eine Fehldiagnose scheidet vollkommen aus?«
    Faraday überhörte diese dumme Frage. »Du wirst den Schock überwinden«, sagte er. »Ich habe ihn auch

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