Ob das wohl gutgeht...
Zuerst Carolines Essen: Tomatensaft mit Bierhefe, überbackene Zwiebelsuppe, Goldkarottenauflauf mit grüner Erbsensoße und Joghurt mit Sirupstreifen. Die Zwillinge sahen aus, als wollten sie jeden Augenblick krank werden, obgleich Sylvia sie warnend anblickte und mehrfach betonte, was für ein köstliches Mahl Tante Caroline doch bereitet habe. Fred wartete höflich auf das Fleisch, und mir gelang es, meine grüne Erbsensoße heimlich zu beseitigen. Die einzigen, die absolut glücklich mit dem Essen waren, schienen Faraday und Caroline zu sein. Sie hatten den Joghurt mit Sirupstreifen, dazu reichlich Weizenkeime, bis auf das letzte Restchen verspeist, als sie sich an Hank erinnerten.
»Mein Gott, den habe ich ganz vergessen«, sagte Faraday.
»Ich auch«, sagte Caroline.
»Bei wem habt ihr ihn denn gelassen?« fragte Sylvia. »Bei eurer Mutter in Long Island?«
Caroline und Faraday blickten sich an.
»Vielleicht wollt ihr mal telefonieren?« meinte Sylvia. »Hören, ob alles in Ordnung ist. Ich glaube, wir müssen an die Zeitdifferenz denken. Laßt mich mal überlegen: sind es fünf Stunden mehr oder weniger? Na, ist ja auch egal, ruft doch mal an«, sagte sie großzügig.
»Süße«, sagte Caroline langsam. »Hank ist oben. Es ist nicht nötig, daß wir telefonieren.«
»Oh! Du meinst, hier bei uns? In unserem Haus oben?«
»In deinem Bett«, sagte Caroline, »er war müde.«
»Ich gehe schon«, sagte Faraday, »er braucht jetzt sein tägliches Training.«
Ich weiß nicht, was schwerer vorzustellen war: Faraday als Vater oder Caroline als Mutter. Beide schienen dafür ungeeignet zu sein. Man mußte jedoch zugeben, daß es ihnen gelungen war, in Hank etwas recht Einmaliges zu produzieren: ein blonder Engel, kaum vierjährig, kam die Treppe herunter, der seine großen verschlafenen Augen rieb, nach dem Fernsehen und dem Swimming Pool fragte.
»Sie haben keinen Swimming Pool, Kindskopf«, sagte Caroline.
Ein Blick auf Hanks erstauntes Gesicht machte mir klar, daß ich besser nichts vom Fernsehen sagte, bis er sein tägliches Training hinter sich hatte; er mochte dann gestärkt genug sein, um den Schock zu überstehen.
Es schien so, als würde wenigstens Hank die Kochkünste seiner Mutter ablehnen. Er spielte nur mit der überbackenen Zwiebelsuppe.
»Vielleicht ist er müde«, sagte Sylvia. »Die lange Reise.«
»Ich bin doch immer auf Reisen«, sagte Hank und blickte sie unter langen Wimpern an. »Ich kann aber nicht ohne Fernsehen essen.«
»Es tut mir entsetzlich leid«, sagte ich. »Der Mann hat versprochen, heute vorbeizukommen...«
»Wohin bist du denn schon gereist?« fragte Peter neugierig. »Wir waren schon in Paris, nicht wahr, Vati?«
»Kalifornien, Hongkong, Miami, Florida...«
»Iß deine Suppe«, sagte Faraday.
»...Ceylon, Istanbul, Tokio, Moskau...«
Peters Augen wurden immer größer.
»In Hongkong hatten sie Fernsehen«, sagte Hank anklagend.
»Jetzt bist du aber in England«, sagte ich fest, »und du bist ja halber Engländer...«
»Brite«, sagte Hank. »Nicht wahr, Mutti?«
»Jawohl, mein Kleiner. Nun iß deine Suppe.«
»Ich möchte fernsehen.«
»Der Apparat muß erst repariert werden«, erklärte ich diesem naseweisen Vierjährigen so geduldig, wie ich nur konnte.
»Sie meinen, es ist geplatzt?«
»Jawohl, geplatzt.«
»Dann könnte ich doch im Schlafzimmer essen.«
»Sie haben kein Fernsehen im Schlafzimmer«, sagte Caroline. »Du mußt versuchen, so zu essen.«
»Dein Vati wird dir morgen einen Fernseher kaufen«, sagte ich und blickte rasch zu Faraday. »Sag mal, Hank, was machst du, wenn du nicht fernsiehst oder schwimmst?«
Er blickte mich über den Suppenteller hinweg kühl an.
»Ich spiele Violine«, sagte er.
Ich schluckte. »Schade, daß wir dich nicht spielen hören können.«
Er blickte mich noch immer auf eine Weise an, die mich sehr an seinen Vater erinnerte.
»Aber warum denn nicht«, sagte er. »Ich habe meine Violine oben.«
»Wie alt ist er?« fragte ich Caroline.
»Vier.« Sie blickte Hank voller Stolz an, der sich nun damit abgefunden hatte, ohne das Fernsehen essen zu müssen.
»Vier Jahre, drei Monate, fünf Tage«, sagte er.
»Und wieviel Stunden?« forschte ich.
Hank sah auf seine Uhr. »Fünfeinhalb Stunden.«
Ich gab auf. »Faraday«, sagte ich, »oder sollte ich Bläschen sagen? Wie wäre es, wenn wir beide hineingehen und uns ein bißchen über die alten Zeiten unterhalten würden?«
»Gute Idee. Die Mädchen können
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