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Ob das wohl gutgeht...

Ob das wohl gutgeht...

Titel: Ob das wohl gutgeht... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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werfen.
    »Mist! Mist! Mist! Gift!« Klang, klang, klong.
    »Caroline! Was machst du denn da?«
    Sie setzte sich auf die oberste Stufe der Treppe zur Speisekammer.
    »Süßer, hast du eigentlich noch all deine Zähne?«
    Eine merkwürdige Begrüßung durch eine Verwandte, die man seit wer weiß wie vielen Jahren nicht mehr gesehen hatte.
    Ich entblößte meine Zähne, um ihre Frage zu beantworten.
    »Das überrascht mich, wirklich. Weißt du nicht, daß du Gift ißt? Reines Gift!«
    Ich rettete eine Dose Artischockenböden aus dem Abfalleimer.
    »Teurer Abfall!« Ich dachte daran, daß sie Sylvia schon früher immer des Giftmordversuchs an mir beschuldigt hatte.
    Vom Etikett einer Büchse las sie vor: »...mit Farbstoff, Natrium, Schwefeldioxyd, Sodiumphosphat, Speisestärke, Soda, Pflanzenharz, Glykogen, Natriumsulphat...«
    »Caroline«, sagte ich, »weißt du eigentlich, daß du mir noch nicht einmal Guten Tag gesagt hast?«
    »Glaubst du wirklich, daß Höflichkeit wichtiger ist als deine Gesundheit, die einfach davon abhängt, daß du das Richtige ißt?«
    »Caroline, Liebling, ich weiß doch seit Jahren, daß Sylvia dabei ist, mich zu vergiften. Wüßte ich das noch nicht, so bräuchte ich doch nur in die Zeitungen zu blicken, wo mindestens zweimal im Monat die Gefährlichkeit von Schädlingsbekämpfungsmitteln, die Verbrechen der Chemie und die durch künstliches Zeug verursachenten Scheußlichkeiten aufgezählt werden. Aber ich habe, wie du siehst, noch meine Zähne - nun, fast alle, aber daran war Peters Rugbyball schuld -, ich bin gesund und verfüge noch über nahezu all meine Kräfte. Und das trotz der Tatsache, daß ich noch immer auf Federkopfkissen schlafe, den Staub alter Möbel einatme und, wie du eben festgestellt hast, täglich von vergifteten Speisen lebe.«
    »Lache nur«, sagte Caroline und strich sich einige Haarsträhnen aus dem Gesicht, die sich bei ihrem Überfall auf die Speisekammer gelockert hatten.
    »Ich lache nicht.«
    »Das tust du ja stets.«
    »Vielleicht bin ich inzwischen erwachsen geworden?«
    Sie sprang von der Treppe auf und warf sich in meine Arme.
    »Süßer, du hast dich nicht im geringsten verändert. Du siehst immer noch wie ein besorgter Onkel Doktor aus, hast keinen Sinn für Humor, aber ich bete dich an. Warum hast du uns nie besucht?«
    Ich entzog mich ihrer Umarmung. »Wir leben in England. Ärzte gehören zu den unbemittelten Weißen. Der Atlantische Ozean ist nicht nur ein großes, sondern auch ein kostspieliges Wasser. Wir haben für eine solche Reise einfach kein Geld.«
    Sie ließ mich frei. »Das sagt Bläschen auch.«
    »Bläschen?«
    »Ja, Bläschen.«
    »Du meinst doch damit nicht etwa...?« Eine entsetzliche Idee. Faraday war alles andere als ein Bläschen.
    »Wieso...«
    »Ach, das ist eine lange Geschichte.«
    Ich schauderte. »Schon gut, ich will sie ja gar nicht wissen.«
    »O. K. Ist ja auch egal. Bläschen hat jedenfalls beschlossen, sein freies Jahr hier zu verbringen, denn er wollte nicht einen Augenblick länger ohne dich sein. Außerdem sagte er etwas von Mohammed und dem Berg. Und nun sind wir hier. Ich sagte, wir rufen vorher an, aber Bläschen sagte nein, Überraschung, Überraschung.«
    »Er war schon immer für Überraschungen.«
    »...hier sind wir also, und ich bin dabei, ein Fernsehmahl zu
    kochen, das dir neue Kräfte für Handsprünge im Hinterhof geben wird...«
    »Die Sache hat drei Haken«, sagte ich, als sie an den Herd trat.
    »Und die wären?«
    »Ich habe keine Ahnung was >Handsprünge< sind, aber ich bin überzeugt, daß ich sie nicht fertigbringe; der Fernsehapparat ist so gut wie kaputt, und wir haben keinen Hinterhof.«
    »Und was ist das?« Sie deutete durchs Fenster hinaus auf die Rosenbüsche. »Ach, ich vergaß. Der Garten, natürlich. Ich bitte tausendmal um Vergebung. Ich muß mein Englisch wieder aufpolieren.«
    Das Haustelefon läutete. Es war Faraday.
    »Hör mal. Ich glaubte, ich würde allein damit fertig, aber ich habe doch einiges vergessen. Hier ist ein komisches Wesen, das mich vom Stuhl zu werfen versucht, ich meine, von deinem Stuhl.«
    Ein Verdacht stieg in mir auf. »Hat er etwa gar ein erbsgrünes Hemd an?«
    »Ganz richtig.«
    »Und ockerfarbene Hosen?«
    »Ich denke, man kann sie so bezeichnen.«
    »Das ist Fred.«
    »Fred?«
    »Mein Partner.«
    »Bist du ganz sicher?« sagte Faraday. »Er trägt nämlich keine Socken!«
    Es war ein Abend, der mir in mehr als einer Beziehung in Erinnerung geblieben ist.

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