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Ob das wohl gutgeht...

Ob das wohl gutgeht...

Titel: Ob das wohl gutgeht... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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Brust ausbreitet. Ich kann meinen Unterkiefer kaum noch bewegen, und mein Herz schlägt wie eine Tom-Tom...«
    »Du mußt nicht weinen, Liebling«, sagte Olivia.
    »Ich kann nicht anders. Die Tränen kommen mir einfach so.«
    Sie rollten über sein Gesicht; er wischte sie mit einem schwarzen Taschentuch weg.
    Verwundert und von den beiden interessiert beobachtet, untersuchte ich ihn. Eine merkwürdige Mischung von Symptomen, über die er klagte! Entweder lag es an der nächtlichen Stunde, in der ich mich nicht besonders frisch fühlte, oder die Symptome paßten überhaupt nicht zueinander.
    Plötzlich kam mir ein Einfall. »Wieviel haben Sie getrunken?«
    »Ungefähr einen halben Liter. Meinst du nicht, daß es ein halber Liter war, Livvy?«
    »Du hast ja nochmals einen verlangt«, sagte Olivia.
    Ich betrachtete die Batterie leerer Whiskyflaschen. Ein halber Liter! Mein Gott!
    »Horlicks * «, sagte Lionel, ohne sich zu bewegen, in der Art, wie es Schauspieler tun.
    »Wie bitte?«
    »Horlicks. Georgie rührt das Zeug nicht an.«
    »Natürlich.« Ich war betroffen. Der Mann hatte offensichtlich Schmerzen, und mit meinem Stethoskop konnte ich auch einen unregelmäßigen Herzrhythmus feststellen.
    »Warten Sie«, sagte ich, »ich werde etwas für ihn zusammenstellen. Dürfte ich einige Minuten in Ihr Schlafzimmer?«
    »Natürlich.«
    Ich nahm meine Tasche mit und folgte Olivia die Treppen hinauf.
    »Ist es etwas Ernstes?«
    »Schwer zu sagen im Moment«, sagte ich ausweichend. »Ich werde Ihnen aber in Kürze mehr sagen können.«
    Sie schloß taktvoll die Tür hinter mir. Ich sah mich rasch um und entdeckte zu meiner Erleichterung, daß das Spiel aufging. Am Bett stand ein Telefon.
    Ich wählte, so schnell ich nur konnte.
    »Einen schönen guten Morgen, Mann! Hier spricht Ihr Freund und Arzt. Womit kann ich Ihnen helfen?«
    Ich mußte an die mürrischen Antworten denken, die meine Patienten bei ihren nächtlichen Anrufen erhielten, und fühlte mich entsprechend beschämt.
    »Fred?«
    »Kein anderer.«
    »Hören Sie, Fred, ich brauche Ihre Hilfe.«
    »Wo sind Sie?«
    »Auf Olivia Dukes Bett.«
    »Auf oder in?«
    »Das ist unwesentlich. Hören Sie...«
    Ich berichtete ihm von Georgies Beschwerden, die meines Erachtens tatsächlich vorhanden seien, aber keine Diagnose ergäben.
    »Brennen im Rücken, das sich über Arme und Brust ausbreitet,
    Krampf der Gesichtsmuskeln, Tränenzwang, Herzklopfen, Schwächeanfälle?«
    »Richtig. Aber was macht man daraus?«
    »Still, Mann, Fred denkt nach.«
    »Sagen Sie ihm, er soll sich beeilen.«
    Ich wartete, es schien mir eine Ewigkeit zu sein.
    »Fred, sind Sie noch da?«
    »Ich bin hier, Mann.«
    »Nun?«
    »Kwoksche Allergie.«
    »Fred, bitte, machen Sie keine Scherze.«
    »Kwoksche Allergie«, wiederholte er. »China-Restaurant-Syndrom. Muskelkrämpfe durch Pilze und giftige Fische werden als Ursache angesehen. Krampf der Gesichtsmuskeln mag eintreten, wenn Abendländler mit Eßstäbchen zu speisen versuchen. Er ist wahrscheinlich sehr empfindlich gegen Glutamate, eine Geschmacksverbesserung, die von chinesischen Köchen besonders geschätzt wird...«
    »Fred, meinen Sie das wirklich allen Ernstes?«
    »Natürlich, Mann.«
    »Und was machen wir mit ihm? Wie muß er behandelt werden?«
    »Gar nicht, Mann. Die Symptome werden verschwinden, wie sie gekommen sind. Wenn das alles ist, Mann, sage ich jetzt gute Nacht.«
    Ich starrte auf den piepsenden Telefonhörer und überlegte, ob ich Fred trauen sollte. Ich beschloß, es zu wagen.
    Georgie saß nun auf dem Sofa, noch immer mit Tränen im Gesicht, die er mit dem schwarzen Taschentuch abwischte.
    Drei Augenpaare verfolgten mich, wie ich meine Tasche so würdig wie möglich niederstellte, um meine berufswidrige Erscheinung zu verbessern.
    »Sagen Sie«, begann ich, »Mr.... hm?«
    »Georgie.«
    »Hm, Georgie, haben Sie vielleicht heute abend in einem chinesischen Restaurant gegessen?«
    »Ich habe euch gleich gesagt, wir sollten in den Rosa Elefanten gehen...«, sagte Lionel.
    »Ja, wir waren dort«, sagte Olivia. »Georgie bestand darauf. Er hat sogar versucht, uns das Essen mit Stäbchen beizubringen.«
    »Aha!« sagte ich, wie die Ärzte in gewissen Filmen. »Dachte ich mir’s doch. In Zukunft würde ich Ihnen davon dringend abraten. Sie haben eine seltene Allergie, die von chinesischem Essen hervorgerufen wird. Sie ist außerordentlich unangenehm, wenn sie auftritt, aber die Symptome vergehen ebenso rasch wieder...«
    »Ich

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