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Ob das wohl gutgeht...

Ob das wohl gutgeht...

Titel: Ob das wohl gutgeht... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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den Schrubber gestützt, mit aufsässiger Miene, um zu erfahren, was das sein könnte.
    »Daß das Wohnzimmer sich nicht im Erdgeschoß befindet. Es ist wirklich eine gute Idee, wenn du dir das überlegst. Wäre das Wohnzimmer unten auf dem üblichen Platz und die Waschmaschine hätte alles überflutet, dann wäre es völlig zerstört. Wahrscheinlich könnten wir den Teppich wegwerfen, den wir hinlegen wollen, und denk nur an die Arbeit, die uns das erst gemacht haben würde. So bleibt der Schaden auf hier unten beschränkt, und da gibt es wirklich nicht viel kaputtzumachen...«
    Ich nahm ihr den Eimer aus der Hand. »Du bist übermüdet, Süßes. Geh jetzt ins Bett, ich werde noch diese Sachen wegräumen.«
    Wie eine Schlafwandlerin überreichte sie mir den Eimer und stieg die erste Treppe hinauf. »Es ist wirklich eine gute Idee, findest du nicht, daß das Wohnzimmer im ersten Stock liegt?« beteuerte sie.
    Ich konnte sehen, daß sie Aufmunterung brauchte, damit sie nicht, überanstrengt wie sie war, in Tränen ausbrach. Ich selbst war allerdings auch nicht weit davon entfernt. »Es ist eine großartige Idee. Eine wirklich großartige Idee. Und wenn mir jemand ein Haus mit nur zwei Stockwerken anbieten würde, müßte ich denken, er ist völlig verrückt.«
    Sie verschwand oben, und ich war gerade damit beschäftigt, den Schrubber wegzuräumen und den Eimer in die Waschküche zu tragen, als ich ein Klopfen an der Haustür hörte, beziehungsweise auf der Pappe, welche die Tür ersetzte.
    Halluzinationen, dachte ich. Du bist übermüdet. Ich nahm eine weitere Stufe. Das Klopfen wiederholte sich. Diesmal dringlicher und von einem lauten »pssst« durch den Briefkastenschlitz begleitet.
    Ich stellte den Eimer nieder und machte die Tür auf.
    »Ich bin Olivia Duke.«
    »Ich weiß. Ich kenne Sie vom Fernsehen.«
    »Es tut mir wirklich entsetzlich leid, daß ich Sie stören muß, aber ich sah noch Licht bei Ihnen und dachte, da Sie noch nicht schlafen, könnten Sie uns vielleicht helfen.«
    »Und worum handelt es sich?«
    »Es geht um Georgie. Er ist völlig erschöpft. Total. Einfach so.« Sie schnippte mit den Fingern. »Er fühlte sich bereits nicht wohl, aber wir dachten an nichts Ernstes. Georgie ist entsetzlich neurotisch, das sind sie meistens, Sie wissen ja, aber nun ist er völlig...«
    »Erschöpft.«
    »Genau! Könnten Sie deshalb bitte... Ich weiß, es ist viel verlangt, aber Ihr Licht...«
    »Wollen Sie, daß ich den Krankenwagen rufe?«
    »Guter Gott, nein. Georgie würde umkommen. Wir dachten, Sie könnten zu uns herüberkommen und ihn rasch mal ansehen.«
    Ich nahm den Eimer wieder auf. »Nun, ich bin nur der Installateur, wissen Sie...«
    »O nein, mein Lieber. Ich hab’ Sie doch einziehen gesehen, und außerdem ist meine Schwägerin Ihre Patientin, sie wohnt...«
    Ich stellte den Eimer hin und nahm meine Arzttasche, welche in der Mitte einen Wasserrand davongetragen hatte. Ohne die Beine meines Pyjamas erst herunterzurollen, trat ich hinaus auf die nächtliche Straße und lief die Kirchpark-Anlage entlang.
    Bei Nummer sechs hätte man denken können, der Abend sei eben erst angebrochen, nicht jedoch, daß es drei Uhr früh war. In ihrem eleganten Wohnraum brannte gedämpftes Licht, die Getränke flössen, die Musik spielte leise. Lionel, im samtenen Smokingjackett, lehnte lässig gegen den Flügel, Georgie in einem schwarzen Rollkragensweater lag bewegungslos auf dem orangefarbenen Sofa.
    Lionel zog nur eine Augenbraue hoch, als er mich erblickte. Ich dachte, daß er damit meine hochgekrempelten Pyjamabeine meinte, vielleicht auch meine nicht ganz sauberen Füße, doch dann stellte ich fest, daß ich noch immer, wie der heilige Georg nach dem Kampf mit dem Drachen, den Schrubber in der Hand hielt. Ich übergab ihn an Lionel, um ihn für seine Vornehmheit zu strafen, und beugte mich über den leidenden Georgie.
    Ich fühlte seinen Puls. Er öffnete ein Auge und legte eine Hand auf die meine.
    »Ich kenne Sie noch nicht, oder doch, mein Lieber?«
    Ich zog seine Hand weg. »Ich dachte, Sie sind krank.«
    »Bin ich auch.«
    »Nun, und ich bin der Arzt.«
    Er betrachtete meinen Pyjama und zwinkerte mir zu. »Und ich bin Blaubart.«
    »Georgie, Liebling«, sagte Olivia. »Sag dem Doktor, worüber du geklagt hast, ehe du zusammengesackt bist.«
    »Ich bin es noch«, sagte Georgie. »Ich leide noch. Irgend etwas, möchte ich schwören, hat ein Feuer in meinem Rücken entzündet, das sich langsam über Arme und

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