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Ob das wohl gutgeht...

Ob das wohl gutgeht...

Titel: Ob das wohl gutgeht... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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Löffel darin stand.
    So gekräftigt, machte ich mich auf den Heimweg zu meiner geliebten Zeitschrift für Psychiatrie, hielt aber unterwegs bei einer Telefonzelle an, um zu hören, daß noch vier weitere Visiten Vorlagen. Ich hatte heute einfach kein Glück.
    Ich fuhr doppelt so schnell, wie erlaubt war, und wurde plötzlich, mit den Gedanken noch ganz woanders, von einem Verkehrspolizisten gestoppt, der in der Mitte der Straße stand. Ich vermochte gerade noch anzuhalten, praktisch vor seinen Zehen, und legte mir schnell eine Ausrede zurecht, da ich bemerkt hatte, daß nicht weit hinter ihm der Verkehr zum Erliegen gekommen war.
    »Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, mein Herr«, sagte er und steckte seinen Helm durch mein Wagenfenster, »daß hier eine Geschwindigkeitsbeschränkung besteht, und zwar von höchstens...«
    Ich deutete auf das Verkehrsknäuel hinter ihm und auf die blauen Blinklichter.
    »Ich bin Arzt«, sagte ich. »Ich bin so schnell gefahren, weil ich meine Hilfe anbieten wollte...«
    »Dafür wären wir Ihnen dankbar«, sagte er, plötzlich freundlich, »die Krankenwagen sind noch nicht eingetroffen, auch brauchen wir die Feuerwehr, um einen Mann aus seinem Wagen zu befreien. Ihre Hilfe ist sehr willkommen. Fahren Sie auf den Grünstreifen hinüber, Doktor.«
    Ich parkte, wo er mich hindirigiert hatte, ergriff meine Tasche und eilte über die Straße. Ein entsetzlicher Anblick bot sich mir: Glasscherben, blutende Menschen, weinende Kinder, ein Wagen lag umgekippt auf der Seite, und eine gaffende Menschenmenge drängte immer näher. Ich konnte nicht genau feststellen, was eigentlich passiert war, aber das war auch nicht meine Sache. Der Mann, der von der Feuerwehr befreit werden mußte, war hinter dem Steuerrad seines Wagens eingeklemmt. Ich gab ihm etwas Schmerzstillendes. Eine Frau, die sich nicht die Mühe gemacht hatte, ihren Sicherheitsgurt anzulegen, war durch die Windschutzscheibe ihres Kleinwagens geschleudert worden und blutete aus vielen Wunden; zwei junge Leute, die - wie ich vermutete - mit ihrem Kombiwagen auf der Ferienreise waren, mußten den Rest der Reise mit gebrochenen Gliedern im Krankenhaus verbringen. Ein Geschäftsmann, dessen rote Nelke im Knopfloch so unvereinbar mit dem Geschehenen war, würde niemals wieder Ferien haben. Es war ein wahrhaft grauenvolles Durcheinander, dazwischen die Polizisten mit ihren Sprechfunkgeräten, die nach Hilfe riefen und den Verkehr umleiteten, die Gaffer zurückdrängten und denen zu helfen versuchten, die sich am Straßenrand erbrachen.
    Endlich trafen die Krankenwagen ein. Es waren mehr, als wir
    benötigten, dazu ein Dutzend Wagen der Bezirksfeuerwehr und mindestens weitere zwanzig Polizisten.
    Ich vermutete, daß meine Dienste nicht mehr benötigt wurden und sagte das dem Polizeioffizier, der mich angehalten hatte. Er dankte mir für meine Hilfe und begleitete mich zu meinem Wagen. Zumindest zu dem Platz, wo ich den Wagen geparkt hatte. Ich starrte auf den leeren Grasstreifen.
    »Wo hatten Sie denn geparkt, Doktor?«
    »Genau hier. Sie sagten mir doch, ich solle hierherfahren.«
    Er blickte sich suchend um. »Vielleicht etwas weiter hinauf, meinen Sie nicht, Doktor?«
    »Hier war es!« erklärte ich kategorisch. »Gleich neben der Litfaßsäule.«
    »Sind Sie ganz sicher?«
    »Ganz sicher.«
    Er sagte etwas Unverständliches, während er hin und her lief.
    Unverständliches wurde geantwortet. Er kratzte sich am Kinn.
    »Das Auto kann doch niemand weggefahren haben, Doktor. Sind Sie wirklich ganz sicher, daß...«
    »Nun passen Sie einmal auf, Herr Wachtmeister. Sie selbst haben mir gesagt, wo ich parken soll, und zwar genau hier, wo ich jetzt stehe.« Ich wurde ärgerlich. »Es hat keinen Sinn, mir einreden zu wollen, es sei woanders gewesen. Ich bin doch kein Idiot. Ich habe noch eine Reihe von Hausbesuchen zu machen und war auf dem Weg dahin, als Sie mich anhielten. Es wäre angebracht, wenn Sie jetzt den Wagen suchten.«
    Er fing an, sich wieder zu kratzen, diesmal jedoch am Nacken.
    Ein bestürzender Gedanke kam mir plötzlich.
    »Er ist gestohlen«, sagte ich. »Irgend jemand hat ihn mitgenommen.«
    »Daran habe ich eben auch gedacht, Doktor«, sagte er. »Ich werde gleich eine Meldung durchgeben.«
    »So ein verdammter Mist«, sagte ich, »da will man der leidenden Menschheit helfen... wie soll ich denn meine Arbeit ohne den Wagen tun?«
    »Machen Sie sich deshalb keine Gedanken, Doktor.« Er hörte auf, sich zu kratzen, und

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