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Obduktion

Obduktion

Titel: Obduktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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immer noch zögerte, lag daran, dass er befürchtete, Shawn würde den ganzen Abend über unausstehlich sein und auf der Sache herumreiten. Er bezweifelte, dass er – müde, wie er war – so einen Abend durchhalten würde.
    »Wenn du das nicht möchtest, könnten wir auch auswärts feiern«, sagte Shawn beharrlich. »Ich dachte nur, du würdest nicht gern ausgehen.«
    »Nicht mit dir jedenfalls«, sagte James. »Jedes Mal, wenn wir zusammen essen gehen, brechen wir einen Streit vom Zaun. Ich sage nicht, dass es deine Schuld ist, ich trage dafür ganz genauso die Verantwortung, aber
selbst wenn ich in Zivil gehe, irgendjemand erkennt mich immer. Diese Art Reklame kann ich nicht gebrauchen. Lass mich bitte noch mal mit Jack sprechen.«
    »Er will dich sprechen«, sagte Shawn frustriert.
    »Was gibt’s?«, fragte Jack mit müder Stimme. Er hatte so eine Vorahnung, was jetzt kommen würde, und er wusste, dass seine Aufgabe als Schiedsrichter bereits begonnen hatte.
    »Jack, Shawn plant heute Abend eine große Feier bei sich zu Hause. Du musst dabei sein!«
    »Ich bin bis jetzt noch nicht offiziell eingeladen, außerdem muss ich nach Hause, um Laurie mit JJ, unserem Sohn, zu helfen.«
    »Jack, ich brauche deine Hilfe, das habe ich doch gestern schon deutlich gesagt. Wenn du zu dieser spontanen Dinnerparty kommst, werde ich das auch tun, aber ich brauche einen Puffer zwischen Shawn und mir, vor allem solange sein derzeitiges Hoch andauert. Ich muss mehr erfahren über diesen Fund und über Shawns Gedanken, aber du weißt ja, dass es eine Tortur wird.«
    »Also soll ich wieder einmal den Schiedsrichter spielen«, sagte Jack widerwillig. Er hatte die Rolle schon immer gehasst.
    »Jack, bitte!«
    »Na gut, aber nur, wenn es nicht so spät wird.«
    »Mach dir keine Sorgen. Es wird nicht spät werden. Ich muss am nächsten Morgen die Andacht in der Kathedrale halten. Obendrein habe ich schlecht geschlafen letzte Nacht. Glaub mir, es wird bestimmt nicht spät werden. Hör zu, ich komme mit dem Wagen und bringe dich hinterher nach Hause.«
    »Na gut, ich komme«, sagte Jack, »aber ich muss erst mit Laurie reden.«
    »Na schön«, sagte James, »gib mir Shawn noch mal.«
    James teilte Shawn seine Entscheidung mit und fragte, um welche Zeit es losgehen würde.
    Shawn zuckte mit den Achseln. »So gegen sieben Uhr? Ich glaube, ich spreche auch für Sana, wenn ich sage, dass wir morgen sehr früh im Labor anfangen wollen. Es sollte also nicht allzu spät werden.«
    »Da bin ich ganz deiner Meinung.«

Kapitel 22
10:40 Uhr, Samstag, 6. Dezember 2008 New York City
    G ut zehn Minuten nach Jacks Unterhaltung mit James traf der Anthropologe Alex Jaszek ein. Wäh rend der kurzen Pause flüsterten Shawn und Sana unablässig miteinander. Trotz ihrer anfänglichen Freude über die Entdeckung hatten sie sich über ihre Pläne für den Abend gestritten, bis Sana entnervt im Labor verschwunden war, um die Instrumente zu überprüfen.
    Trotz des schmalen Bärtchens wirkte Alex sehr jung für einen erfahrenen Wissenschaftler. Er hatte eine Figur wie ein Footballspieler von der Highschool, mit breiten Schultern und einer schmalen Taille. Er trug eine Kakihose und ein altmodisches Flanellhemd.
    »Haben die Knochen so gelegen, als Sie den Deckel entfernt haben?«, fragte Alex und warf einen vorsichtigen Blick in das Ossuarium.
    »So ziemlich«, antwortete Jack, der ebenfalls ins Ossuarium schaute. »Die drei Schriftrollen waren ebenfalls da drin. Shawn hat sie vorsichtig herausgenommen. Der Oberschenkelknochen könnte sich dabei ein klein wenig verschoben haben, aber wir haben vorher etliche Fotos gemacht.«
    »Das sieht wirklich wie ein vollständiges Skelett aus.«
    »Das haben wir auch vermutet«, sagte Shawn.
    »Sie hätten die Knochen auch herausnehmen können«,
sagte Alex. »Die Lage verrät uns gar nichts, weil dies ja, wie Sie sicher wissen, eine Wiederbestattung war. Als man Ossuarien verwendete, ließ man den Körper zuerst verwesen, und dann sammelte man die Knochen ein und legte sie ohne eine bestimmte Reihenfolge in das Ossuarium. Also, fangen wir an und legen die Knochen einen nach dem anderen entsprechend ihrer anatomischen Position auf den Tisch.«
    Sana tauchte auf und gesellte sich zu ihnen. Jack stellte sie Alex vor, und Sana machte aus ihrem Dank für seine Hilfe eine große Show. Sie schüttelte ihm ausdauernd die Hand und dankte ihm in salbungsvollen Worten dafür, dass er einen Teil seines Samstags opferte, um sie mit

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