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Oben ohne

Oben ohne

Titel: Oben ohne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Heeg
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Bescherung an. Die Dinger sind schon scheußlich. Wir machen einen kurzen Test und müssen laut lachen. Das sieht total verschärft aus! Eines ist sicher: Ich werde diesen Winter kaum frieren. Oft kühlt mir im Winter die Rückseite meiner Oberschenkel aus. Das wird dieses Jahr extrem schwierig. Im Moment kann ich die Hose noch nicht mal komplett verschließen. Dazu muss der Hintern schon noch etwas minimiert werden. Aber das steht ja für übermorgen auf dem Programm. Anschließend wasche ich die beiden Hosen noch per Hand durch, danach kommen sie auf die Leine.

    Heute Mittag geht es los. Ich muss um 17 Uhr in der Klinik sein, wir wollen in der Mittagszeit aufbrechen. Die Tasche ist schon morgens so weit gepackt. Da klingelt es an der Tür.
    Tino ruft aus dem Arbeitszimmer: »Erwartest du noch jemand?«
    »Eigentlich nicht«, rufe ich zurück und drücke auf den Türöffner.
    Ich schaue im Treppenhaus nach unten und sehe den Mann vom DPD. Ein kleines Paket mit niederländischem Absender. Bestimmt für Tino, der arbeitet zurzeit viel für einen Verlag in Amsterdam, denke ich automatisch.
    »Ein Päckchen, wahrscheinlich für dich. Es kommt aus Holland. Hier.«
    Tino wirft einen schnellen Blick darauf: »Das ist nicht für mich. Mach es doch mal auf!«
    Hey, es ist die lang erwartete Kompressionshose aus dem Internet, die wir vor gut sechs Wochen bestellt hatten. Ich zeige Tino das Teil.
    »Die sieht deutlich schicker aus als die Modelle mit Haken und Ösen.«
    Hm, finde ich auch.
    Tino grinst: »Dann hast du ja jetzt die volle Auswahl.«
    »Eindeutig. Das war jetzt echt eine Lieferung just in time .«

HOFFENTLICH BIS MORGEN
    Wir nähern uns München. Ich mache mich startklar für meine Rolle als lebendes Navigationsgerät. Der Computerausdruck des Routenplaners liegt auf meinen Knien, daneben ist der Autoatlas. Die ersten Abfahrten lassen wir liegen. Erst nach München Blumenau wird es ernst.
    »Ordne dich schon mal rechts ein, es müsste gleich abgehen.«
    Danach sollte es laut Routenplaner gleich wieder links gehen. Ich blicke auf die Straßenkarte im Atlas: Das stimmt zumindest theoretisch überein. Tino setzt den Blinker und verlässt den Autobahnzubringer.
    »Hier geht es nicht links.«
    Schlecht. Meine Anweisung ist nicht durchführbar, es geht definitiv nur nach rechts. Damit sind wir zwar auf dem Ring gelandet, aber in der falschen Richtung. Ich fluche. Wir haben nicht mehr viel Zeitpuffer, und außerdem dämmert es bereits. Darauf habe ich jetzt echt keinen Bock. Wenigstens hat so ein Ring ja den Vorteil, dass man irgendwann auch von der anderen Seite dahin kommt, wo man hin will. Um 17 Uhr hat uns Professor Feller in die Klinik einbestellt. Feierabendverkehr in München, das ist schon eine kleine Herausforderung für Ortsfremde.
    »Da kommt eine Abfahrt! Soll ich da runter?«
    Tino ist etwas hektisch. Ich starre angestrengt, aber die Schilder sind klein, und es steht jede Menge drauf. Das kann ich gar nicht alles auf der Karte finden, in der Kürze der Zeit.
    »Bleib am besten einfach auf dem Ring.«
    Solange München noch auf den Schildern steht, kann es nicht völlig falsch sein. Da, das Olympiagelände! Jetzt kapiere ich, wo wir sind und in welche Richtung es gehen muss. Im Handschuhfach haben wir eine Stirnlampe deponiert, eigentlich für eine eventuelle Reifenpanne im Dunkeln. Ich hole sie heraus, denn es ist einfach zu dunkel, um noch etwas zu erkennen. Da klingelt auch noch mein Handy. Eine Freiburger Nummer, die ich aber nicht zuordnen kann. Ein Name wird auch nicht angezeigt. Seltsam.
    »Ja?«
    »Hallo, Evelyn, hier ist Sandra!«
    Es ist eine befreundete Ärztin. Wir telefonieren nicht so oft, deshalb ist sie nicht im Adressbuch meines Handys.
    »Ich habe morgen früher Schluss in der Klinik. Hast du Zeit, einen Kaffee trinken zu gehen?«
    »Sandra, wir sind gerade in München. Ich bin schon auf dem Weg ins Krankenhaus. Morgen ist die erste OP.«
    Es ist einen Moment still in der Leitung.
    »Oh, das habe ich völlig vergessen. Ist alles klar so weit?«
    »Ja, schon. Aber ich kann jetzt nicht telefonieren. Wir stecken irgendwo auf dem Ring, und ich muss Tino zum Krankenhaus navigieren.«
    »Klar. Dann wünsche ich dir für morgen alles Gute.«
    Ich lege auf und widme mich wieder der Straßenkarte. Tino findet es nur halb witzig, dass ich ans Telefon gegangen bin, während wir auf der Umlaufbahn um München kreisen.
    »Für andere ist morgen ein ganz normaler Tag«, sage ich. Eigentlich ja nicht

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