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Oben ohne

Oben ohne

Titel: Oben ohne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Heeg
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verwunderlich, aber in mir weckt das gerade ein ganz seltsames Gefühl.
    »Da ist das Hilton«, sagt Tino plötzlich. Vor uns taucht der leuchtende Schriftzug auf.
    Wir wissen, dass das Hotel nur einen Straßenzug entfernt ist, denn auf der Klinik-Homepage wird es als mögliches Domizil für Angehörige genannt. Also für Angehörige mit dem nötigen Kleingeld.
    Hier muss es irgendwo abgehen. Da ist es: Ich weise Tino darauf hin, und er biegt ab. Noch zweimal um die Ecke, dann sind wir mit einer knappen halben Stunde Verspätung endlich in der Klinik.
    »Guten Abend, ich bin hier wegen einer Operation bei Professor Feller. Evelyn Heeg ist mein Name.«
    Während ich an der Rezeption stehe, wuchtet Tino meine Riesentasche durch das Eingangsportal. Die Frau hinter der Scheibe bittet mich, in der Halle Platz zu nehmen. Unsere Verspätung scheint überhaupt keine Rolle zu spielen. Auch gut.
    Das Krankenhaus ist zum Teil in einer wunderschönen alten Villa untergebracht. Auch die Halle ist beeindruckend, lediglich die Cafeteria verrät, dass wir in einem Krankenhaus sind. Und natürlich der eine oder andere Patient. Aber bisher habe ich nur überglückliche Mütter mit ihren Neugeborenen gesehen. Wir wählen zwei thronähnliche Stühle im Eck. Das Gepäck deponiert Tino einfach daneben, und die etwas ramponierte Reisetasche wirkt ziemlich schäbig hier drin. Ich werde bald schon wieder an den Empfang gebeten, um die üblichen Formulare auszufüllen. Damit verbringe ich ein paar Minuten, die sich aber wie Stunden anfühlen. Irgendwann taucht eine Stationsschwester auf und führt uns in den ersten Stock. Was für ein Service! Man merkt schon, dass das hier nicht irgendein Uniklinikum ist. Aus dem Aufzug geht es in einen großzügigen Gang, der in einem freundlichen Beige gestrichen ist. Über allem liegt zwar der Geruch nach Fencheltee, aber trotzdem ist das sehr schön hier. Mein Zimmer ist ein Zweibettzimmer, die andere Patientin grüßt uns kurz, als wir hereinkommen. Die Schwester erklärt mir, wo mein Schrank ist, zeigt mir das Bad und bittet mich dann, mich bettfertig zu machen. Wie bitte? Es ist gerade mal sechs Uhr abends! Ich habe seit Stunden nichts mehr gegessen, was soll ich denn im Bett?
    »Also, Sie meinen, ich soll jetzt einfach im Zimmer bleiben?«
    »Nein, Sie müssen sich schon umziehen. Sie bekommen nachher noch die Heparinspritze, der Anästhesist kommt vorbei und klärt sie bezüglich der Narkose auf, und Professor Feller kommt auch noch.«
    Bevor ich zu einer Widerrede ansetzen kann, ist sie weg. Wieso muss ich das alles im Schlafanzug über mich ergehen lassen? Der Anästhesist kann doch auch am Tisch mit mir reden. Und ganz egal, was Professor Feller noch mit mir vorhat – dasselbe gilt doch für ihn. Und mit der Thrombose-Prophylaxe könnten sie mich auch verschonen, schließlich bin ich heute den ganzen Tag auf den Beinen gewesen. Verwirrt schaue ich Tino an. Er zieht nur ratlos die Schultern hoch.
    Da meldet sich die Bettnachbarin zu Wort: »Ich weiß, wie Sie sich fühlen, bei mir war es genauso. Machen Sie einfach, was die sagen. Das wird schon alles.«
    So habe ich mir den Abend tatsächlich nicht vorgestellt. Im Auto haben wir uns noch ausgemalt, dass wir später in irgendein schönes Lokal einfallen werden, um den letzten Abend gebührend zu begehen. Aber jetzt schon ins Bett legen? Wo doch Schlafen manchmal noch ein Problem ist. Ich verspüre eine leichte Panik. Die Nacht könnte unendlich werden. Lieber nicht darüber nachdenken. Ich versuche den Gedanken beiseitezuschieben. Mir ist kalt. Wahrscheinlich eine Mischung aus fehlendem Essen und Angst. Ob ich nochmal duschen soll? Das wird bestimmt nicht mehr so schnell so problemlos gehen. Aber ich habe heute Morgen zu Hause ausführlichst mit allem Drum und Dran gebadet. Ich entscheide mich dagegen. Vielleicht kommt gerade in dem Moment einer der Ärzte. Ich ziehe einen meiner neuen Schlafanzüge an und setze mich etwas hilflos aufs Bett. Schnell wird mir klar, dass mir so zu kalt ist, und ich schlüpfe widerwillig unter die Decke. Auf was habe ich mich da nur eingelassen? Gesund ins Bett steigen, um garantiert nicht mehr so schnell aufzustehen. Aber was ist gesund?
    Ich werde durch die fröhliche Stimme von Professor Feller aus meinen Gedanken gerissen: »Hallo, Frau Heeg! Hatten Sie eine gute Fahrt?«
    »Bis auf die Tatsache, dass wir uns in München verfahren haben, hat alles super geklappt.«
    »War der Anästhesist schon da?«
    Ich

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