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Obi-Wan Kenobi und die Biodroiden

Obi-Wan Kenobi und die Biodroiden

Titel: Obi-Wan Kenobi und die Biodroiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Barnes
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Welt draußen müssen wir handeln, aber wir sollen auch die Konsequenzen unserer Handlungen bedenken. Befehlen zu gehorchen ist gut, Jangotat. Wir alle leben in einer Gesellschaft mit einander widersprechenden Verpflichtungen. Aber wenn man gehorcht, ohne Fragen zu stellen, ist man eine Maschine und kein lebendiges Wesen. Lebst du, Jangotat?«
    Sein Mund bewegte sich, ohne Worte hervorzubringen.
    »Ich glaube, du lebst«, fuhr sie fort. »Wach auf, ehe es zu spät ist. Du bist nicht nur eine Nummer, du bist ein Mann, ein lebender, atmender Mann. Du bist mit der Vorstellung aufgewachsen, dass du eine Art Maschine seist, ein entbehrliches programmierbares Gerät. Das bist du jedoch nicht.«
    »Was bin ich dann?« Er blinzelte heftig und zitterte. »Was ist das für ein Gefühl? Ich habe es noch nie gehabt.« Er zögerte und öffnete erstaunt den Mund. »Einsamkeit«, sagte er schließlich und beantwortete seine Frage selbst. »Ich fühle mich so allein. Nie habe ich mich so allein gefühlt. Wie auch? Stets war ich in der Gesellschaft meiner Brüder.«
    »Ich habe mich schon inmitten von Menschenmassen einsam gefühlt«, sagte Sheeka. »Nur eine einzige Sache heilt Einsamkeit.«
    »Und was wäre das?« Wieder eine Bitte, aber diesmal schämte er sich nicht.
    »Das Gefühl, dass das Universum weiß, dass wir hier sind.«
    Verwirrung kämpfte gegen Begreifen an. »Aber wie kann es mich unter so vielen Brüdern erkennen? Wir sind alle gleich.«
    »Nein«, sagte sie, und in ihrer Stimme schwang eine neue Schärfe mit. »Seid ihr nicht. Wie du mir gesagt hast, haben keine zwei von euch die gleichen Erfahrungen gemacht. Also können auch keine zwei von euch gleich sein.«
    »Ich habe gelogen«, sagte er voller Pein. »Es gibt kein Ich im Inneren. Immer nur Wir. Die GAR. Meine Brüder. Der Kodex. Aber wo bin ich? Wer bin ich?«
    »Hör auf dein Herz.« Ihre Hand ruhte auf seiner Brust. Er spürte die Wärme einen Moment lang so tief, dass er fürchtete, wenn sie die Hand zurückzöge, würde er vereisen.
    Wieder.
    »Dein Herzschlag verrät alles. Er sagt, wir sind alle vollkommen einzigartig.« Sie zögerte.
    »Und in dieser Einzigartigkeit sind wir alle gleich.«
    Wir sind gleich… weil wir einzigartig sind. Die Worte hallten durch die Höhle, aber er hörte sie nicht nur mit den Ohren. Er wusste jetzt, warum sie ihn gebeten hatte, nicht mehr den Geräuschen zu lauschen. Wenn man die äußeren Ohren abschaltete, konnten die inneren Stimmen ihre Geheimnisse preisgeben. »Einzigartig, wie jeder Stern einzigartig ist. Wie jedes Partikel des Universums einzigartig ist.«
    Und in dieser Einzigartigkeit sind wir alle gleich. Jedes Lebewesen. Jedes Partikel. Jeder Planet. Jeder Stern.
    Er sprach mit sich selbst. Sie sprach zu ihm. Die Dashta-Aale sprachen zu ihm. Sein runzliges, bärtiges und geliebtes Zukunfts-Ich, der Jangotat, der er niemals sein würde, sprach zu ihm. Das Kind, das er nie gewesen war, das nie die Liehe einer Mutter und ein glückliches Zuhause kennen gelernt hatte, eine Mutter, die ihn aufzog, damit er eines Tages seine eigenen Entscheidungen in der Welt treffen konnte…
    Sie alle sprachen zu ihm. Jeder mit seiner eigenen Stimme, aber sie verschmolzen zu einem Chor, einem einzigen Gefühl, das in seiner Einfachheit und Liebe überwältigend war.
    Er sank von den Knien auf die Seite. Alle falsche Kraft, alle gespielte Tapferkeit fielen von ihm ab. An ihrer Stelle blieb ein Gefühl von Leichtigkeit, nicht von Kraft. Er hatte sich stets als Mann aus Eisen oder Durastahl betrachtet. Wozu brauchte Durastahl Luft oder Wasser oder Liebe?
    Jangotat hörte ein feuchtes, glitschiges Geräusch, und dann ein weiteres und noch eines. Er sah auf. Die beinlosen Aale schlängelten sich aus dem Tümpel und scharten sich um ihn. Zögerlich beugte er sich vor, streckte die Hand aus und berührte den vordersten. Das blinde, augenlose Gesicht betrachtete ihn mit großer, schmerzlicher Intelligenz. Diese Berührung war Liebe an sich.
    »Was hast du gesehen?«, fragte Sheeka von hinten.
    »Ein anderes Leben«, sagte er.
    »Ein anderes Leben?«
    Er nickte. »Ich hätte mit Mutter und Vater geboren sein können. Hätte Brüder und Schwestern haben können. Hätte mit meinen Haustieren spielen können.«
    Das Letzte schien sie zu überraschen. »Haustiere?«
    Absurd sanfte Emotionen überfluteten ihn. »Einmal habe ich einen corosianischen Phönix gesehen. Er war das Schönste, was ich je gesehen habe. Ich wollte einen. Als Haustier.«

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