Obi-Wan Kenobi und die Biodroiden

Soweit wir wissen, ist dies der letzte Ort, wo sie mit anderen Spezies in Kontakt treten. Hier haben sie uns die ersten Pilzsporen gebracht.«
    »Die Medizin?«
    »Ja. Und die fleischlosen Speisen.«
    »Wie können sie Dashtas sein? Meinen Recherchen zufolge sind sie viel zu groß. Sie… diese Wesen sind intelligent…« Woher wusste er das? Bislang waren sie nur herumgeschwommen. Aber diese blinden Augen… Die Aale gaben leise Geräusche von sich, gurrten, riefen, trösteten…
    »Ja«, stimmte Sheeka zu.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe die Berichte gesehen. Dashtas sind nicht empfindungsfähig.«
    »Das ist nicht ganz richtig. Nennen wir es eine Art Schlaf. Eine Gabe von den Führern – ein Leben im Traum. Selbst wenn sie nicht bei Bewusstsein sind, erzeugt ihr Nervensystem die Machtsensitivität. Ich verstehe das Ganze auch nicht. Ich freue mich nur, dass es funktioniert.«
    Er zögerte einen Moment und verdaute die Informationen. »Was willst du damit sagen?«
    »Weibliche Dashtas legen Millionen von Eiern«, erklärte ihm Sheeka. »Die Männchen befruchten nur wenige tausend. Aus den unbefruchteten Eiern schlüpfen Junge, die niemals die Geschlechtsreife erreichen.«
    »Die Aale haben euch ihre Kinder gegeben?«
    Sie nickte. »Jene, die im Wettbewerb mit ihren befruchteten Brüdern und Schwestern zu Grunde gegangen wären. So lebten sie weiter, und durch ihr Leben spendeten sie jenen Leben, die sich mit ihnen anfreundeten.«
    »Warum sollten sie so etwas tun?«
    »Vor langer Zeit war der Planet fruchtbarer, und es gab mehr empfindungsfähige Spezies. Diese starben aus, als der Sand den Wald auffraß. Der Kampf ums Überleben gefiel den Dashtas nicht, daher zogen sie sich tief ins Innere des Planeten zurück. Wir sind ihre ersten neuen Freunde seit Jahrtausenden.«
    »Ihr.«
    »Ja. Die Aale haben uns ihre unbefruchteten Eier angeboten, da sie wussten, dass die JKs Cestus den Zutritt zur Gemeinschaft der Welten bringen würden.«
    »In dieser Welt gibt es ebenfalls Konflikte.«
    »Ja. Solange es jene gibt, die fressen, und jene, die gefressen werden, werden die Konflikte andauern. Doch die Dashtas besitzen die Fähigkeit, den empfindungsfähigen Wesen beizubringen, wie sie ihre Bedürfnisse befriedigen können, ohne andere zu töten. Das ist unser Potenzial, nicht unsere Gegenwart.«
    Bedürfnisse lösen selten Kriege aus, dachte Jangotat. Gier ist weitaus tödlicher. Die X’Ting hatten die Spinnen in die Berge vertrieben. Wenn die Seuchen kein Zufall gewesen waren, dann hatte Cestus Kybernetik den Stock gewissermaßen vernichtet. Die Separatisten und die Republik könnten nun wiederum Cestus Kybernetik zerstören…
    Eine endlose Kette von Herrschaft und Vernichtung. Und er war eines der stärksten Glieder.
    Jangotat behielt seine Gedanken für sich. Hier ging es nicht in erster Linie um einen philosophischen Diskurs. Er wünschte sich nur, dies alles zu verstehen. »Sie haben keine Augen. Warum leuchten sie?«
    »Für uns«, antwortete sie und setzte sich auf einen Stein, um sich die Aale genauer anzuschauen. »Für dich und mich. Gelegentlich komme ich her. Nicht oft, aber manchmal, wenn ich mich regenerieren muss.«
    Ihre Worte entsprachen der Wahrheit. Er fühlte es, schon seit einigen Minuten. Es war kein Gefühl von Wärme oder Kälte… sondern etwas ganz anderes. Etwas, ein… Lebendigsein. Er spürte, wie sich sein Leben der mörderischen Lektionen auflöste, als wäre er keines dieser Wesen, zu dem man ihn durch Training, Drill und Ausbildung gemacht hatte. Aber wenn er keines von ihnen war, was war er dann? »Ich bin ein Soldat«, flüsterte er.
    »Nein«, widersprach sie. »Das ist nur deine Programmierung.«
    Er richtete sich auf. »Ich bin der Klonbruder eines mächtigen Kriegers.«
    »Nein«, sagte Sheeka. In ihrer Stimme schwang kein Spott mit. Stattdessen eine andere Emotion, die er nicht benennen konnte. »Das ist dein Körper, deine Gene. Wir sind aber mehr als das. Du bist nicht deine ›Brüder‹, und sie sind nicht du.«
    Für Jangotat verschwamm die Welt, und er rieb sich die Augen. Er betrachtete die Feuchtigkeit, die sich auf seinen Fingern gesammelt hatte, und war sprachlos. Daran, je Tränen vergossen zu haben, konnte er sich nicht erinnern. Und wenn er zu einer Sache fähig war, die er nie zuvor getan hatte… vielleicht gab es dann noch andere?
    Was war dies für ein Ort? Ein Teil von ihm wollte so schnell wie möglich fliehen. Der andere wollte sich hinlegen und den Rest