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Objekt Lambda

Objekt Lambda

Titel: Objekt Lambda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl & Jack Williamson
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Welt, deren Himmel nichts als Wolken aufwies und ganz selten einmal etwas, das wie ein weit entfernter Wirbel gedämpften silbrigen Feuers aussah?
    Als Fünfzehnter sich entschlossen hatte, ging er zu seinem Bruder und erklärte ihm, er wolle sein Volk verlassen, um ein wildes Orgei vom Messer-im-Himmel zu stehlen.
    »Du bist jung und unerfahren«, sagte sein Bruder schleppend. »Andere Jünglinge sind ausgezogen, um Orgs zu jagen. Sie kehrten nicht zurück.« Er blickte seinen kleinen Bruder ernst an. »Bleib hier, dann lehre ich dich mein Handwerk.«
    Der Junge sah erstaunt hoch. Ihr Vater war Flügelmacher gewesen. Traditionsgemäß übernahm der älteste Sohn dieses ehrenwerte und wichtige Handwerk. »Ich weiß dein Angebot zu würdigen«, murmelte Fünfzehnter, »aber ich werde trotzdem fortgehen.«
    »Messer-im-Himmel ist weiter, als es von hier aussieht. Weshalb willst du dorthin? Auch hier gibt es Orgs, wenn du es darauf abgesehen hast zu sterben.«
    »Auf Messer-im-Himmel sind die Orgs besser.«
    »Das hat dir deine Mutter erzählt«, murmelte sein Bruder düster. »Aber außer ihnen gibt es dort auch die Beobachter. Sie wohnen hinter den Bergen und fliegen in Maschinen durch den Himmel, die größer als zwanzig Orgs sind. Die Beobachter töten alles, was ihnen nicht gehorcht. Und neue gibt es ebenfalls, ganz kleine. Niemand weiß, was sie bezwecken. Du wirst nicht am Leben bleiben.«
    »Wenn doch, kehre ich auf dem Rücken eines Orgs zurück«, erklärte der Junge trotzig.
    »Du – auf einem Org!« Sein Bruder spuckte in hohem Bogen aus. »Du hast ja noch nicht einmal einen aus der Nähe gesehen.«
    »Aber meine Mutter«, brummte der Junge. Er drehte sich um und starrte wieder hinüber zu Messer-im-Himmel. Er war ein kräftiger junger Mann, groß selbst für seine Brüder, die im Durchschnitt etwa zwei Meter dreißig waren. Hätte er sich auf der Erde befunden, er hätte nicht mehr als hundertfünfundzwanzig Pfund gewogen – hier viel weniger. Er war dünn wie ein Rohr und ähnelte sehr seiner Mutter, der zweiten Frau seines Vaters, die er von einem anderen Stamm entführt hatte. Ihr Vater hatte einen gezähmten Org besessen, und sie wußte viel über diese Tiere: wo man ihre Eier finden und wie man die Küken aufziehen konnte. Für ihn, Fünfzehnter, war jetzt die Zeit gekommen, sich dieses Wissen zunutze zu machen, nicht nur, weil er nun alt genug dazu war, sondern auch aus einem anderen Grund – das Mädchen, das Fünfzehnter sich selbst ersehnt hatte, war die Frau seines Bruders geworden.
    Sein Bruder nahm die Ahle wieder in die Hand. »Wenn du schon unbedingt beweisen mußt, was für ein Narr du bist«, er zuckte die Schultern und grinste, »mache ich ein Geschirr für dich.«
    Und so jagte der Junge nach Fleisch, während sein Bruder an dem Geschirr arbeitete. Das dunkeläugige Mädchen, das seines Bruders Frau geworden war, half ihm, das Fleisch zu räuchern. Und wenn ihre Nähe ihm eine dumpfe Qual war, zeigte er es nicht, genausowenig wie sie darüber sprach, falls sie es wußte.
    Als das Geschirr fertig und angepaßt war, belud er sich, und die drei kletterten den freundlichen Berg zur besten Abflugstelle empor. Hier, wo die Bergwand mehrere hundert Meter steil abfiel, herrschte immer ein sanfter Aufwind. Vom Rand dieser Wand aus konnte man mehr als eine Meile hoch in der dicken, süßen Luft ihrer Welt schweben und in einem Flug viele Schlafzeiten lang über die Ebene hinwegziehen.
    »Lebt wohl«, murmelte der Junge und küßte beide. Dann drückte er die Hände auf sein Gesäß und sprang mit dem Kopf voraus in die Luft. Als er sich in sicherer Entfernung des Felsens befand, schwang er die Arme mit der fließenden Bewegung des Flügelmenschen, breitete die Schwingen aus hauchdünn geschabtem Leder aus und flog dahin, bis sein Bruder und das Mädchen sich in weiter Ferne verloren. Aber er blickte nicht zurück.
    Doch selbst wenn er sich umgedreht hätte, wäre ihm vielleicht der faustgroße Metallwürfel mit den ihm zugewandten blitzenden Linsen entgangen, der weit hinter ihm her schwebte, getragen von magnetischen Kräften, von denen das Volk des Jungen nie etwas gehört hatte.
     

 
2.
     
    Weit, weit weg, nach den Begriffen der Welt des Jungen – doch nur einen Schritt in astronomischer Entfernung – beobachtete ein Mann namens Ben Linc Pertin das holographische Bild des fliegenden Jungen. Dann drehte er sich um und schüttelte den Kopf. »Sie sind dünn und sehen deshalb komisch aus,

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