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Oblomow

Oblomow

Titel: Oblomow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Gontscharow
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werde auch ich dieselben Aufwallungen haben wie Sie, und vielleicht werde auch ich Sie bei unseren Begegnungen anblicken und nicht daran glauben, daß Sie vor mir sind ... Und das muß sehr komisch sein!« fügte sie fröhlich hinzu. »Was für Augen Sie manchmal machen; ich glaube, ma tante bemerkt es.«
    »Worin besteht denn für Sie das Glück der Liebe«, fragte er, »wenn Sie jene Freuden nicht kennen, die ich empfinde? ...«
    »Worin? Darin!« sagte sie, auf ihn, auf sich, auf die sie umgebende Einsamkeit hinweisend. »Ist denn das nicht Glück, habe ich denn jemals so gelebt? Früher würde ich hier, zwischen diesen Bäumen, auch nicht eine Viertelstunde allein, ohne Buch, ohne Musik verbracht haben. Außer mit Andrej Iwanowitsch mit einem Manne zu sprechen, war für mich langweilig; ich wußte nicht, wovon; ich dachte dabei immer daran, wie ich wohl wieder allein bleiben könnte ... Und jetzt ... es ist auch lustig, zu zweit zu schweigen!«
    Sie ließ ihre Augen ringsherum über die Bäume und über das Gras schweifen, richtete sie dann auf ihn, lächelte und streckte ihm die Hand hin.
    »Wird es mich denn jetzt nicht schmerzen, wenn Sie fortgehen werden?« fügte sie hinzu, »werde ich mich denn nicht beeilen, schnell schlafen zu gehen, um einzuschlafen und die langweilige Nacht zu verkürzen? Werde ich denn morgen früh nicht zu Ihnen hinschicken? Werde ...«
    Mit jedem »werde« begann Oblomows Gesicht mehr zu strahlen, und sein Blick füllte sich mit Licht!
    »Ja, ja«, wiederholte er, »auch ich erwarte den Morgen, auch für mich zieht sich die Nacht endlos hin, auch ich werde morgen zu Ihnen hinschicken, nicht um etwas zu bestellen, sondern um einmal mehr Ihren Namen auszusprechen und zu hören, wie er klingt, um von den Dienstboten irgendeine Kleinigkeit von Ihnen zu erfahren und sie zu beneiden, weil sie Sie schon gesehen haben ... Wir denken, wir warten, leben und hoffen auf die gleiche Weise. Verzeihen Sie mir meine Zweifel, Oljga; ich gelange zu der Überzeugung, daß Sie mich anders lieben als Ihren Vater, Ihre Tante, oder ...«
    »... ein Hündchen«, fügte sie hinzu. »Glauben Sie mir also«, schloß sie, »wie ich Ihnen glaube, zweifeln Sie nicht, verderben Sie sich dieses Glück nicht mit leeren Zweifeln, sonst fliegt es davon. Wenn ich etwas als mein Eigentum betrachte, gebe ich es nur dann her, wenn man es mir fortnimmt. Das weiß ich, trotzdem ich jung bin, aber ... Wissen Sie«, sagte sie mit überzeugter Stimme, »ich habe während des Monats, seit ich Sie kenne, so viel gedacht und empfunden, als ob ich ein großes Buch im stillen und nach und nach durchgelesen hätte ... Zweifeln Sie also nicht ...«
    »Ich kann aber nicht«, unterbrach er sie, »verlangen Sie das nicht. Jetzt, in Ihrer Anwesenheit, bin ich beruhigt; Ihr Blick, Ihre Stimme, alles ist von Wahrheit und Sympathie erfüllt. Sie blicken mich an, als ob Sie sagten: Ich brauche keine Worte, ich verstehe es, in Ihren Blicken zu lesen. Wenn Sie aber nicht da sind, beginnt dasselbe qualvolle Spiel der Zweifel und Fragen, und ich muß wieder zu Ihnen hineilen, Sie wieder anblicken, um zu glauben. Was ist das?«
    »Und ich glaube Ihnen; warum denn?«
    »Wie sollten Sie denn nicht glauben! Vor Ihnen steht ein Wahnsinniger, der von Leidenschaft erfüllt ist! Sie können sich in meinen Augen wie in einem Spiegel sehen. Außerdem sind Sie zwanzig Jahre alt; schauen Sie sich an; kann denn ein Mann Ihnen begegnen, ohne seinen Tribut der Bewunderung ... wenigstens mit einem Blicke, zu zahlen? Wenn man Sie aber kennt, Ihnen zuhört, Sie lange anschaut, Sie liebt – oh, da kann man verrückt werden! Und Sie sind so gleichmäßig, so ruhig; und wenn ein oder zwei Tage vergehen, ohne daß ich von Ihnen das ›ich liebe Sie‹ höre ... dann beginnt hier ein Sturm ...«
    Er zeigte auf sein Herz.
    »Ich liebe, ich liebe, ich liebe Sie – da haben Sie Vorrat für drei Tage!« sagte sie, sich von der Bank erhebend.
    »Sie scherzen immer, und wie ist es mir zumute!« sagte er seufzend, indem er mit ihr vom Berg herabstieg.
    So spielte sich zwischen ihnen immer dasselbe Thema in verschiedenen Variationen ab. Die Begegnungen und Gespräche waren dasselbe Lied, dieselben Töne, dasselbe Licht, das hell brannte, nur brachen und zersplitterten sich seine Strahlen in rosa, grüne und gelbe und bebten in der sie umgebenden Atmosphäre. Jeder Tag und jede Stunde brachte neue Töne und Strahlen; doch es war dasselbe Licht, und es erklang immer dieselbe

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