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Oblomow

Oblomow

Titel: Oblomow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Gontscharow
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Mißklang das ergibt? Hören Sie es nicht? Dann werden Sie es später hören, wenn ich mich schon im Abgrunde befinden werde. Schauen Sie mich an, denken Sie sich in mein Leben hinein. Können Sie mich denn lieben, lieben Sie mich denn? ›Ich liebe, ich liebe, ich liebe!‹ haben Sie gestern gesagt. Nein, nein, nein! antworte ich überzeugt. Sie lieben mich nicht, aber Sie lügen nicht – beeile ich mich hinzuzufügen –, Sie betrügen mich nicht; Sie können nicht ja sagen, wenn in Ihnen ein ›Nein‹ erklingt. Ich will Ihnen nur beweisen, daß Ihr jetziges ›ich liebe‹ keine wahre Liebe ist, sondern eine zukünftige; das ist nur ein unbewußtes Bedürfnis zu lieben, das in Ermangelung von wirklicher Nahrung, von echtem Feuer als ein falsches Licht ohne Wärme brennt, das sich bei manchen Frauen in Zärtlichkeit Kindern gegenüber oder einfach in Tränen oder hysterischen Anfällen äußert. Ich hätte Ihnen gleich am Anfange streng sagen sollen: Sie haben sich geirrt; vor Ihnen steht nicht derjenige, den Sie erwartet und von dem Sie geträumt haben. Warten Sie, er wird kommen, und dann werden Sie erwachen. Sie werden sich Ihres Irrtums schämen und sich darüber ärgern, und mir wird dieser Ärger und diese Scham weh tun – das hätte ich Ihnen sagen sollen, wenn ich von Natur aus weitsichtiger und mutiger und endlich aufrichtiger wäre ... Ich habe es Ihnen gesagt, aber Sie werden sich noch erinnern wie: mit Angst, Sie könnten es glauben und es könnte eintreffen; ich habe Ihnen im voraus alles gesagt, was Ihnen später die andern sagen könnten, um Sie darauf vorzubereiten, nicht zuzuhören und nicht zu glauben, und dabei habe ich mich beeilt, Sie zu sehen und gedacht: ›Wer weiß, wann der andere kommt, vorläufig bin ich glücklich.‹ So ist die Logik der Liebe und der Leidenschaften!
    Jetzt denke ich schon anders. Was wird sein, wenn ich mich an Sie gewöhnen werde, wenn es für mich nicht mehr ein Luxus, sondern eine Notwendigkeit sein wird, Sie zu sehen, wenn die Liebe sich an mein Herz festkrallen wird (es ist kein Zufall, daß ich darin eine Verhärtung fühle)? Wie soll ich mich denn losreißen? Wie werde ich dann diesen Schmerz überleben? Wie wird es mir dann zumute sein? Ich kann schon jetzt nicht ohne Entsetzen daran denken. Wenn sie älter wären und mehr Erfahrung hätten, würde ich mein Glück segnen und Ihnen für immer die Hand reichen. Aber so ...
    Warum schreibe ich denn? Warum bin ich denn nicht einfach Ihnen sagen gekommen, daß der Wunsch, Sie zu sehen, in mir mit jedem Tage wächst, daß ich Sie aber nicht sehen darf? Urteilen Sie selbst, ob mein Mut ausreichen würde, Ihnen das ins Gesicht zu sagen! Ich will Ihnen ja manchmal etwas Ähnliches sagen, ich sage aber etwas ganz anderes. Vielleicht würde sich über Ihr Gesicht Traurigkeit ausbreiten (wenn es wahr ist, daß Sie sich mit mir nicht gelangweilt haben) oder Sie hätten meine guten Absichten nicht verstanden und wären beleidigt. Ich würde weder das eine noch das andere ertragen haben, würde wieder etwas ganz anderes gesagt haben, und meine ehrlichen Vorsätze würden zerstieben und mit der Verabredung, uns am nächsten Tage zu treffen, enden. Jetzt, ohne Sie, ist es ganz anders. Ich sehe Ihre sanften Augen und Ihr gutes, anmutiges Gesichtchen nicht vor mir; das Papier duldet alles und schweigt, und ich schreibe ruhig (ich lüge): wir werden uns nicht mehr sehen (ich lüge nicht). Ein anderer hätte hinzugefügt: ich schreibe und ströme vor Tränen über, doch ich posiere vor Ihnen nicht und schmücke mich nicht mit meiner Trauer, denn ich will den Schmerz nicht verstärken, das Mitleid und die Trauer nicht noch verschärfen. Diese Pose birgt in sich gewöhnlich die Absicht, im Boden des Gefühles tiefer Wurzel zu fassen, während ich sowohl in Ihnen als in mir dessen Keim ersticken will. Die Tränen ziemen auch nur entweder Verführern, welche die unbedachte Eitelkeit der Frauen mit Phrasen ködern wollen, oder sentimentalen Träumern. Ich sage das, indem ich mich von Ihnen wie von einem guten Freunde verabschiede, dem man bei Antritt einer weiten Reise das Geleite gibt. In drei Wochen, in einem Monate wäre es zu spät, zu schwer. Die Liebe macht unglaubliche Fortschritte, das ist ein seelischer Brand. Ich bin auch jetzt gar nicht mehr wiederzuerkennen, rechne nicht mehr nach Stunden und Tagen, nach Sonnenaufgang und -untergang, sondern danach, ob ich Sie gesehen habe oder nicht, ob ich Sie sehen werde oder nicht,

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