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Oblomow

Oblomow

Titel: Oblomow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Gontscharow
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ihm immer schwerer, auf der gleichen Höhe zu bleiben und der Held nicht nur ihres Verstandes und Herzens, sondern auch ihrer Phantasie zu bleiben. Und sie glaubte an ihn so, daß sie zwischen ihm und sich, außer Gott, keinen anderen Vermittler, keine andere Instanz zuließ. Darum hätte sie es nicht ertragen, wenn die von ihr anerkannten Eigenschaften sich auch nur um ein Haar verringert hätten; jede falsche Note seines Charakters oder Verstandes würde einen erschütternden Mißklang hervorgerufen haben.
    Das zerstörte Ideal des Glückes würde sie unter seinen Trümmern begraben haben, oder wenn ihre Kräfte sie nicht verließen, würde sie weitersuchen ... Aber nein, solche Frauen irren sich nicht zweimal. Nach dem Versagen eines solchen Glaubens, einer solchen Liebe ist eine Auferstehung unmöglich.
    Stolz war durch sein inhaltreiches, bewegtes Leben hoch beglückt und hütete, schützte und pflegte es eifrig und wachsam. Vom Grunde seiner Seele stieg nur dann Entsetzen auf, wenn er daran dachte, daß Oljga sich am Rande des Abgrundes befunden hatte, daß dieser glücklich erratene Weg, auf dem ihre beiden Existenzen sich vereinigt hatten, hätte verfehlt werden können, daß die Unkenntnis des Lebens den verhängnisvollen Irrtum ungehindert fast erfüllt hätte, daß Oblomow .... Er fuhr zusammen. Wie! ... er sollte sich Oljga in dem ihr von Oblomow zugedachten Leben, von einem Tag zum andern hinvegetierend, als Dorfdame, als Kinderfrau und Hausfrau denken! Alle Fragen, Zweifel, das ganze Fieber des Lebens würde sich auf die wirtschaftlichen Sorgen, auf die Erwartung der Feiertage, der Gäste, der Familienzusammenkünfte, auf Geburten, Taufen, auf die Apathie und den Schlaf des Mannes beschränken! Die Ehe wäre nur eine Form, aber kein Inhalt, ein Mittel, aber kein Ziel; sie würde als breiter, unveränderlicher Rahmen für Besuche, Empfang von Gästen, Diners, Abende und leeres Geschwätz dienen? ... Wie würde sie ein solches Leben ertragen? Zuerst würde sie sich mit dem Suchen und Erraten des Rätsels des Lebens abquälen, weinen und trauern, dann würde sie sich gewöhnen, dick werden, essen, schlafen und abstumpfen ... Nein, es würde anders sein; sie weint, quält sich, welkt dahin und stirbt in den Armen des liebenden, guten, aber kraftlosen Mannes ... Arme Oljga!
    Und wenn das Feuer nicht erlosch, das Leben nicht erstarb, wenn die Kräfte standhielten und nach Freiheit verlangten, wenn sie wie ein starkes, in die Ferne blickendes Adlerweibchen, das für einen Augenblick von schwachen Händen gefesselt wurde, die Flügel regt und auf jeden hohen Felsen schwebt, auf dem sie einen noch stärkeren und scharfsichtigeren Adler erblickt hat? ... Armer Ilja!
    »Armer Ilja!« sagte Andrej einmal laut, an die Vergangenheit denkend.
    Oljga ließ bei diesem Ausruf die Hände mit der Arbeit plötzlich auf die Knie sinken, warf den Kopf zurück und vertiefte sich in ihre Gedanken. Der Name weckte in ihr Erinnerungen.
    »Was ist mit ihm?« fragte sie dann. »Könnte man das nicht erfahren?«
    Andrej zuckte die Achseln.
    »Man könnte meinen«, sagte er, »daß wir zu einer Zeit leben, da es noch keine Post gab und da die Menschen, die nach verschiedenen Gegenden verstreut waren, einander für tot hielten und ohne jedes Lebenszeichen verschwanden.«
    »Du solltest wieder einem deiner Freunde schreiben, dann würden wir es wenigstens wissen ...«
    »Wir würden nichts anderes erfahren, als wir jetzt wissen. Er lebt, ist gesund und wohnt in derselben Wohnung – das weiß ich auch ohne Freunde. Was aber mit ihm vorgeht, wie er sein Leben erträgt, ob er schon geistig tot ist oder ob in ihm noch ein Funken von Leben glüht – das wird kein Fremder erfahren ...«
    »Ach, sprich nicht so, Andrej! Das erschreckt mich und tut mir weh. Ich möchte das gerne wissen, und zugleich fürchte ich mich davor ...«
    Sie war nahe daran, zu weinen.
    »Wir werden im Frühjahr in Petersburg sein und können uns dann selbst davon überzeugen.«
    »Es genügt nicht, das zu erfahren, man muß auch irgend etwas tun ...«
    »Habe ich denn nicht alles getan? Habe ich ihn denn nicht zu überreden gesucht, nicht für ihn gearbeitet, nicht seine Angelegenheiten geordnet – und er hat auf all das keinen Ton erwidert! Wenn man ihn sieht, ist er zu allem bereit, sowie man aber fort ist, hat alles ein Ende, und er schläft wieder ein. Man muß mit ihm wie mit einem Säufer umgehen!«
    »Warum gehst du denn von ihm fort?« entgegnete Oljga

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