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Oblomow

Oblomow

Titel: Oblomow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Gontscharow
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beschloß Oblomow.
    »Also setz dich hin und schreibe eine Bittschrift, du reichst sie dann gleich morgen ein ...«
    »Schon morgen!« begann Oblomow erschrocken. »Wie eilig es alle haben, als ob ihnen jemand im Nacken säße! Wir wollen es uns überlegen, alles besprechen, und dann wollen wir weitersehen! Vielleicht fahren wir erst ins Dorf und dann ins Ausland ... später ...«
    »Warum denn später? Der Doktor hat dir's doch verordnet? Wirf erst das Fett, die Schwere des Körpers, von dir, dann wird auch deine Seele den Schlaf abschütteln. Man braucht eine körperliche und eine seelische Gymnastik.«
    »Nein, Andrej, das alles wird mich ermüden; mit meiner Gesundheit ist es schlecht bestellt. Nein, laß mich lieber hier und fahre allein ...«
    Stolz blickte den liegenden Oblomow an, und Oblomow erwiderte den Blick. Stolz schüttelte den Kopf, und Oblomow seufzte.
    »Ich glaube, du bist auch zum Leben zu faul?« fragte Stolz.
    »Du hast wohl recht, Andrej; ich bin zu faul dazu.«
    Andrej erwog in seinem Kopf die Frage, wodurch er ihn packen konnte, und wo er noch eine lebendige Stelle besaß; dabei betrachtete er ihn schweigend und lachte plötzlich auf.
    »Warum trägst du einen Zwirnstrumpf und einen Baumwollstrumpf?« bemerkte er plötzlich, auf Oblomows Füße hinweisend. »Du hast auch das Hemd verkehrt an!«
    Oblomow blickte seine Füße und dann sein Hemd an.
    »Wirklich!« gab er verlegen zu. »Dieser Sachar ist mir zur Strafe geschickt worden! Du wirst nicht glauben, wie ich mich mit ihm abquäle! Er streitet mit mir, ist grob, läßt sich aber nichts sagen!«
    »Ach, Ilja, Ilja!« sagte Stolz, »nein, ich lasse dich nicht in diesem Zustand. In einer Woche wirst du dich nicht wiedererkennen. Abends werde ich dir meinen genauen Plan mitteilen, was ich mit mir und mit dir anzufangen beabsichtige, und jetzt zieh dich an.«
    »Wart nur, ich werde dich schon aufrütteln. Sachar!« schrie er, »Ilja Iljitsch wird sich ankleiden!«
    »Wohin soll ich, ich bitte dich, was hast du? Gleich kommen Tarantjew und Alexejew zum Mittagessen. Dann wollten wir ...«
    »Sachar!« sagte Stolz, ohne ihm zuzuhören, »hilf ihm beim Ankleiden.«
    »Zu Befehl, Väterchen Andrej Iwanowitsch, ich putze nur erst noch die Schuhe«, sagte Sachar gutgelaunt.
    »Wie? Die Schuhe sind um fünf Uhr noch ungeputzt?«
    »Sie sind schon seit voriger Woche geputzt, aber der Herr ist nicht ausgegangen, und da ist der Glanz wieder verlorengegangen ...«
    »Dann gib sie so, wie sie sind, her. Trag meinen Koffer in den Salon, ich steige bei euch ab. Ich ziehe mich gleich an, mache auch du dich fertig, Ilja. Wir werden irgendwo unterwegs Mittag essen, dann fahren wir zu zwei, drei Familien hin, und ...«
    »Aber du kommst so plötzlich damit ... warte ... laß mich erst überlegen ... ich bin ja nicht rasiert ...«
    »Du brauchst dir gar nichts zu überlegen und dich hinter dem Ohr zu kratzen ... Du wirst dich unterwegs rasieren lassen; ich führe dich schon irgendwohin.«
    »Zu welchen Familien werden wir denn hinfahren?« rief Oblomow betrübt aus, »zu unbekannten? Was du dir ausdenkst! Ich gehe lieber zu Iwan Gerassimowitsch hin; ich war schon drei Tage nicht bei ihm.«
    »Wer ist das, Iwan Gerassimowitsch?«
    »Er war früher mein Kollege im Amt ...«
    »Ah! Dieser grauhaarige Exekutor; was hast du an ihm gefunden? Was ist das für ein Vergnügen, die Zeit mit diesem Dummkopf totzuschlagen!«
    »Wie schroff du manchmal über die Menschen urteilst, Andrej, Gott weiß, wie du dazukommst. Er ist doch ein guter Mensch, nur daß er keine holländischen Hemden trägt.«
    »Was machst du bei ihm? Worüber sprecht ihr?« fragte Stolz.
    »Weißt du, bei ihm im Hause ist es so bequem und gemütlich. Die Zimmer sind klein, die Sofas sind so tief, daß man mit dem Kopf einsinkt und gar nicht zu sehen ist. Die Fenster sind mit Efeu und mit Kakteen ganz bedeckt. Er hat mehr als ein Dutzend Kanarienvögel und drei so gute Hunde! Auf dem Tisch steht immer ein Imbiß vorbereitet. Die Stiche stellen lauter Familienszenen vor. Wenn man hinkommt, möchte man gar nicht wieder fortgehen. Man sitzt sorglos da, ohne an irgend etwas zu denken, und weiß, daß daneben ein ... zwar nicht gescheiter Mensch sitzt; man kann natürlich nicht daran denken, mit ihm Gedanken auszutauschen, dafür ist er einfach, gutmütig, gastfreundlich, ohne Ansprüche und verspottet einen nicht hinter dem Rücken!«
    »Was macht ihr denn?«
    »Was? Ich komme hin, wir setzen uns einander

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