Obsession (German Edition)
einzureden, dass das etwas mit der Leiche vorm Addiction zu tun hat. – Das ist so ein Beziehungsding, von dem ich nicht besonders viel Ahnung habe.
»Ich verstehe dich nicht«, sage ich leise. »Aber es tut mir leid, wenn ich dir ... wehgetan habe.«
Shahin sieht mich ein wenig misstrauisch an. Offensichtlich hat er nicht mit so einer raschen Kapitulation gerechnet. Habe ich das wirklich – kapituliert? Habe ich verloren oder hat Shahin vielleicht recht? Ich meine, ist sein Ärger gerechtfertigt? Innerlich seufze ich. Hat er nicht irgendwie immer recht?
»Okay«, meint er schließlich. Seine Gesichtszüge entspannen sich. Puh, das Ganze hat mich wirklich verunsichert. Ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll. Ich habe überhaupt keine Übung in solchen Gesprächen, stelle ich fest. Und da Shahin nichts sagt und nichts macht, frage ich schließlich: »Darf ich ... dich jetzt in den Arm nehmen?«, und fühle mich ganz klein dabei. Shit! Warum fällt es mir so schwer, so etwas auszusprechen? Ich fühle mich dabei wie ein Idiot!
Aber Shahin weiß meine Anstrengung zu würdigen. Er kuschelt sich an meine Brust, und ich schlinge die Arme um seinen warmen Körper, halte ihn einfach nur fest. Es ist, als würde mir etwas unsagbar Schweres von den Schultern genommen. Shahin kann meine Erleichterung gewiss auch spüren. »Manchmal bist du ein echter Holzkopf«, stellt er fest, aber es klingt ganz zärtlich. Na, wenn das kein Kompliment ist. Aber ich bin froh, dass wir die Geschichte geklärt haben ... und Reibung schafft Wärme – oder wie war das?
»Ich liebe dich«, flüstere ich ihm zu, bevor ich ihm einen sanften Kuss auf seine Lippen hauche. Shahin erwidert meinen Kuss und kuschelt sich noch ein bisschen enger an mich, mit noch mehr Hautkontakt. »Ich liebe dich auch«, flüstert er in mein Ohr.
»Aber eins musst du mir trotzdem erklären«, brumme ich. »Was war das mit dem Starenkasten?«
Shahin hebt seinen Kopf und lächelt mich geheimnisvoll an.
19
Brix
Ich trockne gerade ein paar Gläser ab, da kommt Fabrice um die Ecke. Er macht ein komisches Gesicht. Wo brennt’s denn nun? Mit einem schnellen Blick auf die Uhr stelle ich fest, dass seine Schicht bereits zu Ende ist. Normalerweise hält er sich dann nicht mehr allzu lange im »Addiction« auf. Der Junge braucht schließlich seinen Schlaf. Außerdem nervt es ihn ja an, dass er immer angegraben wird. Er schlendert jedenfalls zu mir herüber, und ich sehe ihm genau an, dass irgendwas los ist. Insgeheim denke ich, dass er mit Problemen bei Shahin sicher besser aufgehoben wäre ... Shahin ist ein guter Zuhörer, er versteht es besser als ich, andere Menschen mit ihren Problemen ernst zu nehmen. Ich meine, ich mag Fabrice! Er ist süß und ziemlich sexy – und ich weiß auch, warum er ständig angebaggert wird. Klar stehen die Typen auf ihn ...
Seufzend wende ich mich ihm zu, da er noch immer nichts gesagt hat. »Na, Süßer, was gibt es denn?«
Er begegnet meinem Blick flüchtig, sieht aber schnell wieder weg. Dann druckst er ein bisschen herum. »Ich hatte mich noch gar nicht bedankt«, sagt er. »Wegen neulich ... ich hatte echt Panik, als Dirk mich rausgeschmissen hat.« – »Ach das ...« Ich winke ab. Manchmal wäre es wirklich einfacher, dieses Versteckspiel aufzugeben. Auf der anderen Seite haben Shahin und ich auch wesentliche Vorteile dadurch, dass wir für »normale« Angestellte gehalten werden. Ich mustere Fabrice, während ich die Gläser wegstelle. Ihm brennt noch was auf dem Herzen, das sieht selbst ein blinder Maulwurf. »Und?« Irgendwie wirkt er ängstlich. »Ist was passiert?«
Er zuckt nervös mit den Schultern. »Ja ... nein ... also ...«
Na, raus mit der Sprache. So schwierig kann es ja nicht sein! Ich bleibe vor ihm stehen und sehe ihm direkt ins Gesicht.
»Ich ... ähm ...«
Ich übe mich in Geduld. Seit wann stottert der Junge eigentlich?
»Da war so ein Kerl ... der hat mich gefragt, ob ich ...« – »Ob er dich vögeln darf?«, komme ich ihm zu Hilfe, weil er schon wieder stockt. Kann es denn sein, dass der Junge wirklich so ... uhm, verklemmt ist?! Doch Fabrice schüttelt den Kopf. »Nein! Das bin ich ja schon gewöhnt. – Er hat mich gefragt, ob ich es ihm für Geld mache ...« Jetzt sieht er wirklich verängstigt aus. »Ich habe das natürlich abgelehnt, da ist er ... Mann, da ist er echt aufdringlich geworden!« – »Und dann?« – »Olaf ist dann zum Glück gekommen und hat den Typen
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