Obsession (German Edition)
seinen Konkurrenten abgrenzt. Natürlich ist es mir auch egal, dass Clemens mir an die Brust fasst, während er mir Champagner nachschenkt. Im Laufe des Gesprächs, bei dem ich sehr darauf achte, keinen Alkohol mehr zu mir zu nehmen, lädt Ferdinand dann alle, auch mich, dazu ein, am morgigen Samstag mit ihm übers Wochenende nach Spanien zu fliegen und dort morgen Abend – gegen anständige Entlohnung, versteht sich – eine Party zu feiern. Ich weiß, was ich nicht mache ... aber das müssen die anderen nicht wissen, also sage ich zu, vermutlich glücklich über diese Chance. Wenn ihr wüsstet ...
Als ich im Laufe des Abends irgendwann zur Toilette gehe, folgt mir ein unscheinbarer, älterer Mann – Anfang fünfzig, schätze ich – mit kleiner Brille und Glatze. ›Ahh, mein erster Kunde‹, denke ich, und lächele ihn mit dieser unnachahmlichen Ausstrahlung an, die Teil meiner Gabe ist.
Fridolin, so heißt er, bittet mich, mit zu ihm zu kommen, wofür er mir hundert Euro bezahlen würde. Ich stimme dem zu, verabschiede mich von den anderen, verabrede mich für morgen früh am Flughafen und fahre mit Fridolin zu dessen Wohnung im Nordend.
Dort strippe ich für Fridolin, streichele mich lasziv selber, bis ich komme, kassiere meine hundert Euro und darf gehen, nicht ohne mich ausgiebig umzusehen. Fridolin zeigt mir sogar freiwillig seine Sammlung altägyptischer Statuen und Ritualmesser. Interessant. Viel mehr interessiert mich aber das schmale, leinengebundene Büchlein, das scheinbar unbeobachtet auf einem Regal liegt. Als ich es in die Hand nehme, um darin zu blättern, wird Fridolin allerdings total aggressiv, nimmt es mir weg und wirft mich aus der Wohnung.
Okay, aber ich habe genug gesehen. Die ersten Seiten konnte ich nämlich überfliegen. Namen, vor allem sogenannte »Ordensnamen«, hierarchische Strukturen dazu, aber leider keine Zuordnung. Dafür irgendetwas von einem Spionagesatelliten, den man unter die Kontrolle des »Ordens« bringen möchte. Und eine Telefonnummer in Frankfurt, die ich mir gemerkt habe, auch wenn ich den Anschlussinhaber weder namentlich noch persönlich kenne.
Pech für Fridolin, dass er offensichtlich nicht nur eine Schwäche für Ägypten, sondern auch für ägyptische Männer hat ...
Zeit, um nach Hause zu gehen, beschließe ich, zumal ich Brix zu vermissen beginne. Schließlich macht er sich Sorgen, und ich habe ihn für heute wirklich schon genug beunruhigt.
38
Brix
Nachdem Shahin die Wohnung verlassen hat, bleibe ich nur noch ein paar Minuten im Bett. Denn ich bin noch gar nicht müde, und die paar Minuten reichen mir zur Regeneration, wie ich feststelle. Hm, von wegen keine Ausdauer! Shahin hat mich einfach ... überwältigt. Wobei, bei diesem Mann wundert mich gar nichts mehr. Seine Gabe ist sowieso faszinierend, und ich stelle öfter und öfter fest, dass ich in meiner eigenen Wahrnehmung mit ihm verschmelze, wenn wir uns sehr nahe sind.
Was er wohl heute Abend erfährt? Ich vermute, dass er keine Neuigkeiten herausbekommt. Wahrscheinlich ist er enttäuscht und frustriert, wenn er nach Hause kommt. Was soll er in der Szene schon erfahren? Ich meine, außer Herumgetratsche ... Shahin ist ja eher auf der Suche nach Fakten und Hinweisen!
Und was kann ich tun, um ihn wieder aufzuheitern?! Bei den Gedanken, die mir durch den Kopf schießen, muss ich grinsen. Ob es wohl Shahins Laune anhebt, wenn ich ihm mal beweise, wie es um meine Ausdauer steht?! Überhaupt ... ich habe es bisher noch nicht geschafft, meinen Mann mal richtig fertigzumachen. Es ist bestenfalls ein Unentschieden dabei herausgekommen. Und es wäre wirklich eine interessante Erfahrung, wenn Shahin einmal um Gnade winseln würde ... vor Lust und Erschöpfung, meine ich natürlich. Es ist nämlich absolut nicht fair, dass der Muskelkater immer öfter auf meiner Seite ist. Wenn er also noch immer seine Wirkung testen möchte, dann wird er heute Abend seinen Meister finden. Das jedenfalls nehme ich mir vor. Mal schauen, wie es ausgeht.
Weil ich mich einfach nicht entscheiden kann, wo und wie ich Shahin verführen möchte, oder wo zuerst oder wie auch immer, sorge ich erst mal mit Kerzen für die richtige Beleuchtung in der ganzen Wohnung. Das dauert seine Zeit, und natürlich habe ich nicht genügend Kerzen für das Lichtermeer, das mir vorschwebt. Also gehe ich nach unten ins Büro, lasse mir von Klaus, der heute die Schichtleitung innehat, noch mal zweihundert Kerzen und Kerzenleuchter
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