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Obsession (German Edition)

Obsession (German Edition)

Titel: Obsession (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck , Wolfram Alster
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sein kann – auch körperlich.
    Whatever, ich spaziere also durch die Friedberger Anlage in die Alte Gasse, in der mit dem »Narrenkäfig«, dem »Rostigen Löffel« – Spitzname: »Café Bukarest« – und dem »ComeBack« drei altbekannte Stricherlokale liegen. Ein kurzer Zug durch diese Lokale beweist mir allerdings, dass ich hier völlig fehl am Platze bin. Im »Rostigen Löffel« herrscht inzwischen ein raues Klima, und die dort versammelten Rumänen dulden keine Konkurrenz, zumal es hier weniger um käuflichen Sex als um den Handel mit Betäubungsmitteln geht. Hier werde ich wohl kaum jemanden finden, der mehr weiß als ich.
    Die dicke alte Frau hinter der Theke mustert mich äußerst misstrauisch, als ich den »Rostigen Löffel« wieder verlasse, ohne etwas zu verzehren, aber das geht mir in den anderen beiden Lokalen genauso, denn hier bin ich deutlich an der falschen Stelle. Bleibt also nur ein Lokal, in dem ich früher bereits oft verkehrt bin, und wo es jetzt auf meine Änderung im Outfit ankommt, ob ich erkannt werde und damit meine Tarnung auffliegt. Was soll’s, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Also nehme ich mir ein Taxi und fahre in die »Turmklause«, ein über dreißig Jahre bestehendes Lokal direkt am Eschenheimer Turm, das aus einem großen Raum besteht, und eigentlich so gar nicht einladend eingerichtet ist.
    Und wie ich es befürchtet hatte, das Personal ist immer noch dasselbe, und ich kenne auch drei, vier, der Gäste, wie ich mit einem kurzen Rundumblick feststellen muss. Allerdings nicht aus dem »Addiction«, zum Glück. Clemens Körber steht hinter der Theke und mustert mich neugierig, als ich den Laden betrete, aber das Glück scheint mir hold, denn er ist schon so angetrunken, dass er mich nicht erkennt. Wie gesagt, hier hat sich nicht viel verändert, die Zeit scheint stehen geblieben. Hell ist es noch hier drinnen, immer noch ist alles verspiegelt, die blauen Vorhänge der großen Fensterfront sind geschlossen, und die Kacheln, mit denen der ganze Laden von oben bis unten gefliest ist, sind ein bisschen schmuddelig wie eh und je.
    Trotzdem erinnert mich die »Turmklause« mit ihrer geschwungenen Theke, der uralten Musikbox und den drei Tischen an der hinteren Seite des Raumes, mit dem großen Spiegel über dem mittleren Tisch, der öfters mal kaputtging, immer wieder an ein Casino, mal die Tatsache ausgenommen, dass es in einem Casino ganz bestimmt keine Sitzbänke aus abgenutztem Kunstleder gibt und dass hier alles, wirklich alles, festgeschraubt und aus wasserabweisendem Material ist – wenn’s zu schlimm wird mit dem Dreck nehmen die Besitzer vermutlich einfach einen Hochdruckreiniger und schäumen den Laden einmal gut durch ...
    Und siehe da, ausgerechnet an dem mittleren Tisch hinten sitzt Ferdinand, ein alter Bekannter, wenngleich kein guter. Von Leuten belagert wie stets, wenn er seine Residenz an der nordspanischen Küste verlässt, um nach Frankfurt zu kommen. Kein Wunder, schließlich wirft er immer immense Partys hier, setzt zehntausend Euro in Getränke um, kauft sich Jungs am laufenden Band.
    Und natürlich sind auch drei weitere, ganz spezielle Herren dabei, wenn Ferdinand am Feiern ist. Außer Clemens Körber, versteht sich, der Ferdinand gegenüber selbstverständlich auch sehr zugänglich ist, genauso wie die zwölf Jungs, die in der Sitzgruppe sitzen und sich gegenseitig in ihrer Qualität zu übertrumpfen versuchen. Ralf Berg ist dabei, ein Vierzigjähriger aus Frankfurt, der ebenfalls als Oberkellner in der »Turmklause« arbeitet, allerdings tagsüber, wenn hier ganz normaler Cafébetrieb herrscht, Horsti, ein sechzig Jahre alter Arzt aus Baden-Württemberg, wenn ich nicht irre, und Walter, ein junger aufstrebender Zwanzigjähriger, dessen einziger Grund, hier zu sitzen, darin besteht, dass er ein Verhältnis mit Ralf Berg unterhält. Und natürlich sind alle schon so angetrunken, dass sie mich nicht erkennen und voll auf ihren Schirm nehmen.
    Wunderbar, ich werde zu einem Glas Champagner eingeladen, und keine drei Minuten später sitze ich am Tisch, neben Horsti, dessen lüsterne Finger bereits meinen Oberschenkel streicheln.
    »Mein Zaubermäuschen, von welcher Wolke bist du denn gefallen?«
    Ich grinse verführerisch, mit einem allzu deutlich erkennbaren Abchecken mustere ich die am Tisch versammelten Herren, wobei ich dafür sorge, dass man meinem Gesichtsausdruck die Distanzlosigkeit ansieht, mittels der der typische Stricher seinen Kundenkreis von

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