Obsession (German Edition)
einem Auftritt im »Addiction« hält. Schließlich hatten wir uns ja geeinigt, und wahrscheinlich wären die auch über mein ehemaliges Label produziert worden, wenn Carlos mich nicht gekündigt hätte und die Zicke daraufhin nicht den Vertrag gekündigt hätte. Tatsache ist, dass die »Frogs« nur mit mir arbeiten wollten. Ob das allerdings an meinen tollen Fähigkeiten als Musikmanager gelegen hat, oder schlicht und einfach daran, dass ich mit dem Schlagzeuger und dem Gitarristen jeweils eine heiße Nacht hatte, weiß ich nicht.
Nora findet die »Faceless Frogs« jedenfalls spitze, und ich denke, sie würde sicher kommen, wenn die »Frogs« bei uns auftreten würden. Was soll’s, ich rufe den Typen gleich an, und siehe da, er findet es »saucool«, dass ich mich bei ihm melde, wir reden ein bisschen, ich frage ihn, und er verspricht, es mit seinen Jungs zu besprechen – aber grundsätzlich hat er nichts gegen einen Auftritt im »Addiction«. Wie ich ihn verstehe, sind die »Frogs« sowieso in zwei Wochen in Frankfurt, und da könnte man das Ganze ja verknüpfen, schlägt deren Leader vor. In vierzehn Tagen? Da ist doch das AIDS-Benefiz-Wochenende in unserem Laden ... Tja, das sag ich ihm auch. Der Leader der »Frogs« antwortet, das wäre egal und die Band würde ihr Honorar sicher auch spenden, wenn ich im Gegenzug für entsprechende Berichterstattung in der Presse sorgen würde – und das werde ich wohl hinbekommen. Coole Sache.
Hey, und außerdem sollen Shahin und Nora sich endlich mal kennenlernen. Ihre Meinung über meinen Freund hat sie mir ja schon kundgetan, auch wenn mir Noras Anmerkung, dass die beiden sich nie so richtig verstehen würden, natürlich nicht gefällt. Andererseits, wie war es denn mit Marianne? Die hat mich ja auch von Anfang an wie einen Idioten behandelt und ist mit Shahin umgegangen, als wäre sie seine Schwester. Marianne war Shahins Freundin – Nora ist meine. Aber das wird nichts an der Tatsache ändern, dass ich mit Shahin zusammen bin.
Als Nora dann erscheint, ist Shahin schon wach und ziemlich relaxed. Er trägt einen meiner Jogginganzüge, dessen Hosen ihm zu lang und dessen Oberteil ihm ein bisschen zu weit ist und hat die Füße auf die Tischkante gestützt, während er in einem Buch blättert.
»Hallo, Brix«, kiekst sie und rückt die Brille auf der Nase zurecht, stellt den Korb ab, den sie mitgebracht hat und in dem sich Akten, Bücher und eine Thermoskanne befinden, und zieht den Fleecemantel mit Pelzkragen aus.
Fabrice kommt aus der Küche, läuft auf uns zu und lächelt. »Hallo, ich bin Fabrice. Du bist sicher Nora, nicht wahr?«
Fast warte ich drauf, dass sie Fabrice mit Shahin verwechselt, aber das tut sie nicht, sie lächelt ihn maliziös an und folgt mir ins Wohnzimmer. Shahin nimmt die Füße von der Tischkante, steht auf und begrüßt Nora aufs Freundlichste – aber es geschieht, wie ich insgeheim erwartet habe: Sie beobachten, umkreisen, mustern sich, überschütten sich mit der erlesensten Freundlichkeit, aber es ist nur Höflichkeit beider Seiten. Bei Shahin kommt noch Interesse hinzu, aber auch ihm scheint klar, dass er auf verlorenem Posten kämpft.
Nora erzählt von ihrer Arbeit im Museum und von Fundstücken aus der elften Dynastie der ägyptischen Pharaonen, die kürzlich im »Tal der Könige« gefunden und in ihr Museum gebracht worden sind. Es handelt sich dabei, so Nora, um alte Tonschalen und Messer, die zur Opferung von Tieren durch Priester für Rituale verwendet worden sind. Dummerweise haben in der vergangenen Nacht irgendwelche Leute versucht, ins Museum einzubrechen. Sie sind durch alle Säle gekommen, während der Alarm lief, und haben nichts gestohlen. Im Saal, in dem die neuen Fundstücke ausstellungsreif aufgearbeitet werden, haben sie eine Vitrine aufgebrochen, jedoch nichts mitnehmen können, weil die Polizei eingetroffen ist. Dennoch sind die Diebe entkommen, und Nora musste ins Museum, um den Schaden zu schätzen und neue Sicherungsmaßnahmen einzubauen, was ihr nicht wirklich gefällt. Nicht wegen des verpatzten Wochenendes, sondern wegen der Vermutung, dass jemand ausdrücklich wegen dieser neuen Funde ins Museum einbricht.
Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, und Shahin hält sich bedeckt. Aber das wundert mich nicht, so, wie Nora ihn ignoriert. Schatz, ich liebe dich trotzdem.
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Shahin
Was Nora über die ägyptischen Fundstücke und über den versuchten Diebstahl berichtet, ist ja schon sehr
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