Obsession (German Edition)
Frankfurt besuchst – allerdings diskret, denn ich möchte nicht, dass Brix das erfährt. Selbstverständlich trage ich alle Kosten«, biete ich an.
Er verschluckt sich, beginnt zu husten. »Ja, ja, selbstverständlich«, stimmt er zu, »Natürlich komme ich, wenn du mich sehen willst.«
Okay, auch wenn ich mir sicher bin, dass er meinen Anruf jetzt völlig in den falschen Hals bekommen hat und vermutlich denkt, ich wollte etwas von ihm, und Brix soll das nicht erfahren. Ich gebe ihm meine Handynummer für Rückfragen und sage ihm zu, ihm ein Ticket am Flughafen zu hinterlegen und ihm ein Zimmer im Hotel zu buchen, was mich genau zwei Anrufe kostet. Dann verlasse ich das Büro und sehe Fabrice, der gerade im Wohnzimmer Kreuzworträtsel löst.
»Hey, Fabrice«, grinse ich. »Du kannst dich langsam mal fertigmachen, wir gehen nachher arbeiten.«
51
Es ist schon eine Umstellung, wieder zu arbeiten, stellt Fabrice fest. Er hat ein ungutes Gefühl, sieht sich jeden Gast genau an, der das »Addiction« betritt.
›Das grenzt schon an Verfolgungswahn‹, denkt er ein wenig irritiert. Aber auf der anderen Seite ist es auch nicht schlecht, wenn so langsam aber sicher die Normalität wieder einkehrt. Außerdem muss er Geld verdienen und von alleine kommt das nicht aufs Konto. Und Fabrice möchte auch nicht noch länger auf die Großzügigkeit von Brix und Shahin angewiesen sein und deswegen zumindest sein Geld selbst verdienen. Schließlich hat er hier einen Job zu erledigen. Außerdem sind Brix und Shahin in seiner Nähe – viel kann also nicht passieren. Das zumindest haben die beiden behauptet, und Fabrice fühlt sich tatsächlich sicher in ihrer Nähe. Schließlich haben Brix und Shahin extra den Schichtplan ändern lassen, dass alle drei zusammenarbeiten können. Und da zurzeit das »Addiction« auch montags offen hat, liegt es nahe, sie an der Tür einzusetzen. Reinhard, der Türsteher, wird von Shahin verstärkt, der das Entrée macht, also die Gäste begrüßt, während Brix an der Kasse sitzt, und Fabrice Jeanette helfen darf.
Und je länger er arbeitet, desto lockerer wird er. Sein Lächeln wird natürlicher, ist nicht mehr wie eingemeißelt, erzwungen oder festgefroren. Und erst jetzt bemerkt er, unter welcher Anspannung er in den letzten Tagen gestanden hat ... mal abgesehen von den Momenten, in denen er zugekifft oder blau war – oder den geilsten Sex seines bisherigen Lebens hatte. Bei der Erinnerung daran spürt er, dass er ein wenig rot wird. Und bevor es noch zu anderen – körperlichen – Reaktionen kommt, konzentriert er sich lieber wieder auf seine Arbeit. Damit hat er auch genug zu tun, denn es scheint relativ voll zu werden für einen Montag. Und innerlich kann er sich wohl darauf einstellen, wieder angegraben zu werden, Hauptsache nicht wieder von so einem brutalen Bodybuilder-Typen, denkt Fabrice und schickt ein Stoßgebet gen Himmel. Aber Brix hat der ganzen Anbaggerei ein bisschen vorgebeugt, indem er Fabrice ein paar schlichte Klamotten verpasst hat. Denn eigentlich hatte der ein ultraenges T-Shirt angehabt, das einen exquisiten Blick auf seinen Bauch freigab.
»Du brauchst wohl mal einen Tritt in den Arsch«, hatte Brix gemault. »Erst dich beschweren, dass du für Freiwild gehalten wirst, und dann so rumlaufen!«
Und dieses Mal hatte Shahin nicht eingegriffen, sondern grinsend danebengestanden und so getan, als wenn ihn das alles nichts anginge. Okay, also schlichtes schwarzes T-Shirt und olivgrüne Cargohose. Echt trendy . Fabrice verzieht das Gesicht. Manchmal spielt Brix sich wirklich auf wie der Chef persönlich! ›Ups, ist er ja auch ...‹, fällt ihm gerade ein.
In diesem Moment wird Fabrice bewusst, dass er ausgiebig gemustert wird. Aufgeschreckt, denn im ersten Augenblick denkt er natürlich an einen Käferketten-Träger, sieht er auf. Aber da steht kein aufgepumpter Kerl, der kleine Jungs am liebsten zum Frühstück verspeist, sondern ein Typ, etwa in Fabrice’ Alter, ein wenig größer, breitere Schultern und mit abschätzenden, eisgrauen Augen. Der schmale Mund mit dem leicht spöttischen Ausdruck passt irgendwie nicht zu den großen Augen, die trotz ihrer Kälte einfach nur faszinierend sind. Ein kleiner Piercingring in der linken Augenbraue rundet den Gesamteindruck ab.
Fabrice schluckt, ringt sich ein Lächeln ab. Das kantige Gesicht des Burschen erinnert ihn an Brix, auch die kurzen braunen Haare und das einschüchternde Selbstvertrauen.
Fabrice hat das
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