Obsession (German Edition)
überhaupt nicht verstehen kann. Und außerdem habe ich es ihm zu verdanken, dass du endlich ehrlich zu mir warst, was deine Gefühle betrifft! – Fickst du mich jetzt endlich?«
Sven sieht Lars nur einen Augenblick verdutzt an. Dann packt er ihn unsanft an seinen Hüften und lacht: »Mit dem größten Vergnügen.«
48
Shahin
Ich trenne mich nur ungern von Brix, denn sein Verhalten, seine Körpersprache, spricht für sein Verlangen und die Vermutung, dass uns eine ausgesprochen heiße Liebesnacht bevorstehen könnte. Die will ich auch gerne haben, aber ich bin um halb elf mit Jakob von der AIDS-Hilfe verabredet, und zwar an der Bar im »Little Add«.
Insofern fehlt mir die Zeit, mich jetzt schon ausgiebig verwöhnen zu lassen. Ich verlasse also Brix mit dem Versprechen, mir nachher genügend Zeit zu nehmen und gehe ins »Little Add«, wo Jakob bereits mit einem Bier in der Hand auf mich wartet.
»Tag, Jakob«, begrüße ich ihn. Er wirkt überrascht, was auch kein Wunder ist, denn wir kennen uns nicht, und der einzige Grund, dass ich überhaupt weiß, um wen es sich handelt, hat damit zu tun, dass ich zu meiner Berliner Zeit Jakob zusammen mit Lars, meinem Bekannten bei der dortigen AIDS-Hilfe, bei einem Streetworkerseminar getroffen habe, und dieser Jakob mich mal mit einem Straßenstricher verwechselt hat. Dass er mich nicht wiedererkennt, ist mir klar, zumal mein Outfit inzwischen ein anderes ist. Sein fragender Blick spricht jedenfalls Bände.
»Ich bin Shahin El Houssaine, und Frau Stahl hat mich gebeten, diesen Termin wahrzunehmen.«
Er nickt. »Woher kennen wir uns?«
Ich hatte diese Frage erwartet. »Nun«, grinse ich, »Als wir uns anlässlich des Streetworkerseminars in Berlin getroffen haben, sah ich noch etwas anders aus.«
Jakob zuckt die Schultern, er scheint sich nicht zu erinnern, aber es scheint ihm auch nichts auszumachen. Seine blonden Locken sind zu einem Zopf gebunden, und der ganze Typ passt immer noch in die Schwulenszene wie eine Taube aufs Rollfeld, stelle ich fest. Jakob ist einsfünfundsiebzig groß, beleibt, und erinnert mich mit seinem unförmigen Vollbart und den langen gewellten Haaren an einen Zwerg aus dem Märchen. Er trägt eine schwarze Jeans, ein ausgewaschenes »Metallica«-T-Shirt und ist, wie ich durch den V-Ausschnitt des T-Shirts feststelle, nicht nur an den Armen, sondern auch auf der Brust, mit blonden krisseligen Haaren bedeckt. Ein blondes Bärchen, grinse ich in Gedanken.
»Also«, meint Jakob, »Die AIDS-Hilfe Frankfurt möchte in einer geeigneten Location eine Mehrtagesveranstaltung durchführen, um genau zu sein, wollen wir zwei abendfüllende Veranstaltungen machen, eine am Freitagabend, eine am Samstagabend. Frau Stahl hat uns bereits einen Termin bestätigt, und es geht mir eigentlich bloß noch darum, die Art der Veranstaltungen an das Level des »Addiction« anzupassen und die Mitwirkung der Angestellten zu planen.«
Ich nicke. »Wie habt ihr euch das vorgestellt?«
Jakob grinst. »Freitag möchten wir einen ganz normalen Programmabend machen. Da habt ihr »Hesselbachs Revenge«, diesen Schlagerabend auf dem Programm stehen. Den würden wir gerne beibehalten, mit der Option auf Infostände hier oben und drei oder vier Gogos von uns in der Cruisingzone, die Gummis und Gleitcreme verteilen. Samstag würden wir gerne ein paar gut aussehende Jungs für drei Stunden zugunsten der AIDS-Hilfe versteigern. Außerdem brauchen wir eine Band, die exklusiv auftritt.«
Ich grinse. »Wie wär’s mit den »Faceless Frogs«? Mein Mann hat Kontakte, und die würden da mitmachen. Außerdem werden wir uns an der Versteigerung beteiligen, beziehungsweise mein Mann wird das tun, ich werde das Ganze moderieren.«
Jakob nickt. »So wäre das okay.« Er hält mir wortlos eine Vereinbarung hin, die wir gemeinsam ausfüllen und dann unterschreiben. Danach trinken wir noch ein Bier zusammen, und ich ziehe mich nach oben zurück. Die Idee, die ich gerade hatte, wird so ziemlich alle kleinen Spielchen, die Brix bislang mit mir getrieben hat, in den Schatten stellen. Ich muss ihn bloß noch überreden, dass er sich wirklich versteigern lässt, aber der gute Zweck, den die Sache ja hat, wird ihn sicher überzeugen. Allerdings werde ich dafür sorgen, dass ihn jemand ganz Bestimmtes ersteigert – und ich fürchte, ich werde Brix hinterher sicher trösten müssen ... und es wird mich eine Menge Geld kosten, den Mann hierher zu bringen ... aber es ist ja für einen guten
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