Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Obsession

Titel: Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
Vom Netzwerk:
Lauf der Flinte um und ließ die Patronenhülse aus der Kammer fallen. «Es ist mein Hund. Ich kann machen,
     was ich will.»
    Bei den Worten hatte er Ben angeschaut. Dann ließ er die Flinte zuschnappen und hinkte zurück zum Haus.
    «Scheißkerl», sagte der ältere Mann, der die leblose Hündin in seinen Armen betrauerte. Er war mit Blut beschmiert. «Scheißkerl.»
    Der Kleinere nahm seinen Arm. «Komm, Brian.»
    Sie gingen den Pfad hinab. Ben wartete, bis sie ein gutes Stück voraus waren, ehe er ihnen folgte.

[ Navigation ]
    |280| Kapitel 16
    Die Anwältin nahm sich zum Betrachten der Fotos Zeit. Ihre Augenbrauen hoben sich, als sie die Bilder sah, auf denen Cole
     das Motorenteil über Jacobs Kopf stemmte, und sie hoben sich erneut bei denen von Sandra Cole und dem Mann im Schlafzimmer.
     Bevor sie weitermachte, warf sie Ben einen kurzen Blick zu.
    Er wartete schweigend, bis sie fertig war, und widerstand dem Bedürfnis, es sich etwas bequemer zu machen. Der Stuhl war zwar
     gut gepolstert, doch selbst nach einer Woche tat ihm der Bereich über dem Steiß noch weh. Die Schwellungen an Nase und Mund
     waren größtenteils zurückgegangen, er hatte auch keine Zähne verloren, aber unter den Augen waren noch blaue Flecken. Und
     da die Wade, die der Hund aufgerissen hatte, nur langsam heilte, juckte sie unerträglich.
    Usherwood war bei den letzten Fotos angelangt. Sie legte sie vor sich auf den Schreibtisch und strich abwesend über die Ränder.
     «Tja   ...» Sie holte tief Luft und räusperte sich. «Ich kann verstehen, dass Sie besorgt sind.»
    Ben wartete darauf, dass sie noch etwas sagte. Sie schaute wieder auf die Fotos und kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe.
     «Wie lange haben Sie das Haus beobachtet?», fragte sie, ohne ihn anzusehen.
    |281| Ben spürte, wie er rot wurde. «Eine ganze Weile.» Er wollte weder ausführlicher werden noch sich rechtfertigen.
    Sie lächelte schwach. «Vielleicht ist es ganz gut, dass es keine strengeren Persönlichkeitsrechte gibt.»
    «Die hätten mich auch nicht abgehalten.»
    Seine Worte klangen entschiedener, als er beabsichtigt hatte. Die Anwältin betrachtete erneut das oberste Foto auf dem Stapel,
     als könnte sie darin etwas sehen, was ihr bisher entgangen war. Dann berührten ihre Finger das Bild von den scharfkantigen
     Schrottteilen so vorsichtig, als hätte sie Angst, sich zu schneiden. «Mir ist nicht ganz klar, was ich für Sie tun kann.»
    «Ich möchte wissen, wie ich Jacob zurückbekommen kann.»
    Sie schob die Fotos seufzend zur Seite. «Das ist leider nicht so einfach. Die Gerichte nehmen ein Kind nur sehr ungern den
     Eltern weg – oder einem Elternteil in diesem Fall. Und bei Jacob ist es noch schwieriger, weil er bereits das Trauma erlebt
     hat, aus einer häuslichen Umgebung gerissen zu werden. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass man ihn einem weiteren Umbruch
     aussetzen wird, wenn man nicht der Ansicht ist, dass es dafür absolut keine andere Alternative gibt.»
    «Welche Alternative gibt es sonst? Soll man ihn auf einem Schrottplatz wohnen lassen, mit einer Stiefmutter, die herumhurt,
     und einem Vater, der ein Schei   ...», er bremste sich, «...   der ein Wahnsinniger ist?»
    «Ich habe nicht gesagt, dass man nichts unternehmen würde, aber ein Kind den Eltern wegzunehmen wird als letzter Ausweg betrachtet.
     Dazu muss man zu der Ansicht gelangen, dass Jacob substanziellen Risiken ausgesetzt ist, wenn er dort lebt.»
    |282| «Cole jongliert mit zentnerschweren Metallgewichten über seinem Kopf herum. Ist das nicht Risiko genug?»
    «Aber Sie müssen einräumen, dass er körperlich nicht verletzt worden ist. Ich weise nur darauf hin, wie die Situation ist,
     Mr.   Murray.»
    «Ich weiß, ich weiß. Entschuldigen Sie.» Er versuchte sich zu beruhigen. «Wie wäre das Procedere?»
    Usherwood lehnte sich zurück. «Sobald Sie die örtlichen Behörden von Ihren Bedenken in Kenntnis gesetzt haben, wird man sich
     mit allen Beteiligten zusammensetzen und nach eingehender Beratung entscheiden, ob und was getan werden muss. Wenn man zu
     der Ansicht gelangt, dass Jacobs körperliche oder seelische Unversehrtheit in Gefahr ist, wird man ihn möglicherweise ins
     Kinderschutzprogramm aufnehmen. Wenn das Risiko für ihn als beträchtlich angesehen wird, kann den Eltern per Gerichtsbeschluss
     das Sorgerecht entzogen und das Kind einer Pflegefamilie anvertraut werden. Aber so weit kommt es nur in äußerst extremen
     Fällen. Und das ist

Weitere Kostenlose Bücher