Obsession
«Ich verstehe, wie schwer das alles für Sie sein muss, aber wir wollen Ihnen wirklich nur helfen. Wir lassen uns nicht
von irgendwelchen Behauptungen leiten. Unsere Nachforschungen haben ergeben, dass es gewisse Bedenken gibt, und Ihre Frau
hat uns ...»
Er verstummte. Seine Augen weiteten sich, als ihm das Ausmaß seines Fehlers bewusst wurde.
«Was hat meine Frau?»
Ben spürte die plötzliche Spannung im Raum. Er sah, dass Sandra unbeweglich und mit gesenktem Kopf dasaß.
Carlisles Gesicht war dunkelrot. «Äh, ich wollte nur sagen, dass, äh ...»
«Was hat meine Frau getan?»
O Gott, dachte Ben.
Rogers versuchte, die Sache wieder in die Hand zu nehmen. «Wir schweifen vom Thema ab», sagte sie, aber Coles Aufmerksamkeit
war nur auf Sandra gerichtet.
«Was hat meine Frau Ihnen erzählt?»
«Sie helfen sich damit nicht, Mr. Cole», ermahnte Rogers ihn. «Damit erreichen Sie gar nichts.»
«Sieh mich an», forderte Cole seine Frau auf. Aber Sandra rührte sich nicht.
«Mr. Cole, ich muss Sie bitten ...»
«Sieh mich an!»
|361| Sandra schloss die Augen. Cole starrte sie ungläubig an.
Und verpasste ihr dann eine Ohrfeige.
In dem stillen Raum klang der Schlag erschreckend laut. Sie wäre mitsamt dem Stuhl umgefallen, wenn ihre Knie nicht gegen
die Unterseite des Tisches geknallt wären, der durch den Aufprall erzitterte. Als der Stuhl wieder auf alle vier Beine krachte,
schlug Cole sie erneut.
Dieses Mal stürzte Sandra zu Boden. Nach dem ersten Schock setzten sich nun die Anwesenden in Bewegung. Die Polizistin war
als Erste aufgesprungen. «Okay, das reicht ...», begann sie und streckte beschwichtigend eine Hand aus, als Cole aufstand. Er rammte ihr den Ellbogen in den Bauch und
schmetterte ihr fast gleichzeitig die Faust ins Gesicht. Sie knallte gegen ein paar Aktenschränke und rutschte dann an ihnen
hinab.
«Um Gottes willen!», sagte Coles Anwalt und legte eine Hand auf den Unterarm seines Mandanten. Cole riss ihn vom Stuhl und
schlug seinen Kopf auf den Tisch.
Während der Anwalt zusammenbrach, beugte sich Cole hinab und zog Sandra an ihrem Pullover hoch. Er versetzte ihr schnell hintereinander
zwei Boxhiebe. Mittlerweile versuchten die anderen einzuschreiten. Ben sah, wie Carlisle an Coles Schulter fasste und «Bitte,
Mr. Cole!» sagte, bevor Cole ihn gegen die Wand warf und ihm das Knie in den Unterleib stieß. Der Sozialarbeiter fiel vornüber,
und Cole drehte sich zu Sandra um, die versuchte davonzukriechen. Die Polizistin, aus deren Nase Blut strömte, sprach hastig
in ihr Funkgerät. Carlisles Amtsleiter packte Cole von hinten. Cole trat ihm gegen das Schienbein und schleuderte ihn gegen
die Psychologin, die gerade aufstehen wollte. Beide stürzten zu Boden. Rogers schrie etwas in ein Telefon, während die Polizistin
wieder auf Cole zuging. Er stieß sie zur |362| Seite, beugte sich dann hinab und zog Sandras Kopf an den Haaren hoch.
Wie in Trance stand Ben auf. Das Scharren der Stuhlbeine veranlasste Cole dazu, sich umzudrehen.
Sie schauten sich über den Tisch hinweg an.
Cole ließ seine Frau fallen und zerrte den Tisch weg, der kreischend über den Boden schrammte und auf die Seite krachte. Ben
nahm seinen Stuhl und warf ihn auf Coles Beine. Als er sein lädiertes Knie traf, strauchelte Cole. Dann kickte er den Stuhl
weg und kam auf Ben zu.
Die Tür flog auf. Ein Wachmann kam in den Raum, schaute sich um und rief: «Mein Gott!» Cole versetzte ihm einen Stoß mit dem
Kopf, während zwei weitere Wachen folgten. Auf seinem verletzten Bein stehend, trat Cole dem einen in den Magen und rammte
dem anderen die Faust unters Kinn. Der Wachmann, dem er einen Kopfstoß gegeben hatte, packte seine Knie. Cole schlug ihm auf
den Nacken. Der Mann ließ los, aber die Tür schwang erneut auf, und zwei Polizisten kamen herein, die sich sofort auf Cole
stürzten. Er kämpfte verbissen und schweigend, doch dann gab sein Bein nach, und er ging zu Boden. Selbst jetzt wehrte er
sich noch, ohne einen Ton von sich zu geben. Jemand brüllte nach Handschellen, und erst als sie ihm gewaltsam angelegt wurden,
schrie er auf.
«NEIN!», schrie er. «NEIN! KEINER NIMMT IHN MIR WEG! ES IST MEIN JUNGE!»
Als seine Arme auf dem Rücken gefesselt wurden, warf er sich wild umher und trat aus. Ein Wachmann wurde von einem Fuß getroffen
und stöhnte auf. «Los, raus mit ihm», keuchte einer der Polizisten. Da er sich noch immer wehrte, wurde
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