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Obsession

Titel: Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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hatten.
     Nach außen hin schien Keith wieder der Alte zu sein. Er erwähnte den Vorfall mit keinem Wort, ebenso wenig die Frau, die ihn
     ausgelöst hatte. Nach ein paar Tagen war er wieder zur Arbeit gegangen, als wäre nichts gewesen. Dennoch hatte Ben den Eindruck,
     dass etwas an seinem Freund fehlte. Es war, als wäre |369| ein Teil von Keith damals im Auto gestorben. Oder vielleicht schon früher, als seine Freundin mit ihm Schluss gemacht hatte.
     Jetzt mit ihm zu sprechen war, als wenn man Musik mit einem Dolby-System hörte. Es war eine abgedämpfte, gefilterte Version,
     der alle Klarheit und jedes Knistern fehlte.
    Ben hoffte, dass es nicht von Dauer war.
    Die Meldung kam im Radio, aber dem schenkte er keine Aufmerksamkeit. Keith und Tessa wollten am nächsten Tag in Urlaub fahren
     und mit Scott und Andrew Disneyland besuchen, und während im Hintergrund von dem Mord an einer Frau berichtet wurde, fragte
     sich Ben gerade, ob Keiths labile Psyche schon wieder so weit war, den Anblick einer Minnie Mouse herzenden Tessa zu ertragen.
     Als er Milch auf seine Cornflakes schüttete, sprang ihn plötzlich der Name Sandra Cole an.
    Er zuckte zusammen, als hätte er einen Schlag bekommen.
    «...   Leiche wurde gestern Abend von einem Nachbarn im Garten ihres Hauses gefunden», verlas der Nachrichtensprecher. «Es wird angenommen,
     dass sie erschlagen wurde. Die einunddreißigjährige Mrs.   Cole war die Ehefrau von John Cole, der letztes Jahr in den Schlagzeilen war, als er nach sechs Jahren seinen entführten Sohn
     zurückbekommen hatte. Mr.   Cole, der nach einem tätlichen Angriff auf Sozialarbeiter gestern auf Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen worden ist,
     wird zur Befragung von der Polizei gesucht.»
    Der Nachrichtensprecher ging zur nächsten Meldung über. Ben hörte etwas fließen und sah, dass er noch immer die Milchflasche
     schräg hielt. Er stellte sie ab, unternahm aber keinen Versuch, die weiße Pfütze aufzuwischen, die über die Kante der Arbeitsplatte
     tropfte. Ihm war schwindelig, |370| dann wurde ihm übel. Schließlich ging beides vorbei. Er schaute sich in der Küche um, von dem Bedürfnis getrieben, etwas zu
     tun, aber ohne eine Idee, was. Benommen setzte er sich hin.
    Meine Schuld. Meine Schuld.
    Unfähig, still sitzen zu bleiben, stand er wieder auf. Er ging zum Telefon und erkundigte sich bei der Auskunft nach der Nummer
     des Polizeireviers in Tunford. Der Polizist, der seinen Anruf entgegennahm, klang nicht wie der, den er angetroffen hatte,
     nachdem Cole seinen Hund erschossen hatte. Er gab Ben die Nummer der zuständigen Abteilung. Als er dort durchgekommen war,
     fragte eine Polizistin höflich nach seinem Namen und dem Grund seines Anrufs. Er versuchte es zu erklären, merkte aber gleich,
     dass seine Ausführungen ziemlich unzusammenhängend waren. Er war sich selbst nicht ganz sicher. Die Polizistin sagte, dass
     sie seine Nachricht weitergeben würde, und dankte für seinen Anruf.
    Er legte auf und starrte ins Leere. Dann wischte er die Milch auf und ging hinaus. Es gab keinen Grund, so früh im Atelier
     zu sein, aber er musste das Haus verlassen. Er war noch keine Meile weit gefahren, als ihm klar wurde, wohin es ihn wirklich
     trieb.
    Er drehte um und machte sich auf den Weg nach Tunford.
    Als er auf der Autobahn war, rief ihn Keith auf dem Handy an. «Hast du es gehört?»
    Ben bejahte. «Ich bin gerade auf dem Weg dorthin.»
    «Nach Tunford? Weshalb?»
    «Keine Ahnung.» Aber er wusste es. Er musste wissen, ob Jacob in Sicherheit war und ob die Polizei ihn beschützte. Aber er
     wollte nicht darüber sprechen, er wollte nicht einmal daran denken, bis er Gewissheit hatte. «Kannst du San   ...» |371|
Scheiße.
«Kannst du Zoe anrufen, meine ich? Sie soll die Aufnahmen heute absagen. Erzähl ihr   ... egal, erzähl ihr einfach, was passiert ist.» Zoe würde sich eine bessere Ausrede einfallen lassen können als er.
    Eine Schwermut breitete sich in ihm aus, je näher er der Stadt kam. Es war ein kalter, strahlender Morgen. Der Himmel war
     klar und arktisch blau. Er kam an vertrauten Wegepunkten vorbei: der Abzweigung, die er immer nahm; der Straße, die in den
     Wald führte; dem Polizeirevier und dem Pub. Alles war unverändert, trist und winterfest. Fast hätte man annehmen können, dass
     die Meldung in den Nachrichten falsch war.
    Dann bog er in die Straße, in der die Coles wohnten, und sah die vielen Polizeifahrzeuge. Die Nachbarn schauten über

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