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Obsession

Titel: Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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Ausschnitte?»
    «Die Berichte über ein Baby, das an Jacobs Geburtstag aus einem Krankenhaus entführt wurde.»
    «Ich weiß nicht, wovon du sprichst.»
    «Sarah hat die Zeitungsausschnitte gemeinsam mit Jacobs Geburtsurkunde in einer Kassette aufbewahrt.»
    Er beobachtete Jessicas Reaktion. Sie zuckte mit den Achseln. «Na und?»
    «Warum hat sie das getan?»
    «Ich habe keine Ahnung. Spielt das eine Rolle? Sie ist tot. Oder hast du das vergessen?»
    «Ich habe es nicht vergessen. Ich verstehe nur nicht, warum sie diese Ausschnitte aufbewahrt hat.»
    Jessica schnaubte abweisend. «Darum geht es also, ja? Du glaubst, sie hat ein fremdes Baby entführt? Was ist los, hast du
     bereits die Nase voll davon, dich um Jacob zu kümmern?»
    «Ich möchte nur die Wahrheit wissen, das ist alles.»
    «Die Wahrheit? Die Wahrheit ist, dass Sarah ein autistisches |50| Kind geboren hat, und jetzt, wo sie tot ist, hast du beschlossen, die Verantwortung dafür nicht übernehmen zu wollen. Du
     hast sie geheiratet», fauchte sie. «Also lebe auch damit!»
    «Jacob ist also ihr Kind?»
    «Natürlich ist er ihr Kind! Ich habe ihn entbunden! Oder willst du mich auch noch als Lügnerin hinstellen?»
    Ben war sich später nie darüber klargeworden, ob er das, was er als Nächstes sagte, geplant hatte oder nicht. Doch als er
     die Falle formulierte, kamen ihm die Worte so flüssig über die Lippen, als hätte er sie einstudiert. «Wie kommt es dann, dass
     beide das gleiche Muttermal haben?»
    Jessica runzelte die Stirn. «Was?»
    «In der Zeitung stand, dass das Baby ein Muttermal auf der rechten Schulter hat. An der Stelle hat Jacob auch ein Muttermal.»
    Er rechnete damit, dass sie wütend auf die durchsichtige Lüge reagierte. Doch Jessicas Blick ging für einen Moment ins Leere.
     Dann starrte sie ihn wieder an. «Das beweist doch gar nichts. Eine Menge Kinder haben Muttermale», fuhr sie fort, aber sie
     hatte zu lange gezögert. Ben spürte, wie sich das Entsetzen in ihm breitmachte.
    «O Gott», sagte er.
    «Wie gesagt, es ist nur ein Zufall. Es hat überhaupt nichts zu bedeuten.»
    «Sie hat es getan, nicht wahr? Sie hat das Baby entführt.»
    «Mach dich nicht lächerlich! Nur weil zwei Kinder ähnliche Muttermale haben   ...»
    «Es gibt keine Muttermale!»
    Sie blinzelte und wich seinem Blick aus. «Hör zu, du gehst jetzt besser. Ich muss   ... ich muss zur Arbeit.»
    Den Worten fehlte jede Überzeugungskraft. Ihre Hände |51| bebten, dann ließ sie sie schlaff hängen. Ben merkte, wie er schwankte. Mit wackligen Beinen ging er zum nächsten Küchenstuhl
     und sank darauf nieder. Trotz aller Zweifel hatte er es nicht glauben wollen. Im Grunde war er nicht gekommen, um die Wahrheit
     zu hören; er war gekommen, um sich beruhigen zu lassen.
    Jessica hatte sich nicht von der Tür wegbewegt. Ihr Gesicht war düster und resigniert und hatte jede Farbe verloren. Die Hebammentracht
     wirkte wie ein Kostüm.
    «Warum?», fragte er. «Warum hat sie das getan?»
    «Sie hat ihr Baby verloren.» Ihre Stimme war leblos und matt. «Als ich eines Tages nach Hause kam, saß sie im Dunkeln. Sie
     hatte völlig unerwartet eine Fehlgeburt. Auf einer öffentlichen Toilette.»
    Jessica kam zum Tisch und setzte sich. Sie sah formlos aus, nur der gestärkte Stoff schien sie zusammenzuhalten. «Ich wollte
     einen Arzt rufen, aber da wurde sie hysterisch. Also habe ich es gelassen. Ich vergewisserte mich, dass sie nicht mehr blutete
     und so weiter. Ein Arzt hätte sowieso nicht mehr helfen können. Er hätte nur wissen wollen, was mit dem Fötus geschehen ist,
     und dann hätte er die Polizei gerufen. Sie hatte schon genug durchgemacht, nachdem   ... nachdem dieses Arschloch sie hat sitzenlassen, als sie schwanger wurde.» Sie schaute ihn böse an. «Wusstest du, dass sie
     versucht hat, sich umzubringen?»
    Sie nickte triumphierend, als sie sah, dass er es nicht wusste. «Nein, das dachte ich mir. Aber sie hat es versucht. Kurz
     nachdem sie bei mir eingezogen ist, hat sie eine Überdosis genommen. Ich habe sie gefunden und dafür gesorgt, dass sie sich
     übergeben musste, bevor sie bewusstlos wurde. Damals dachte ich schon, sie würde vielleicht eine Fehlgeburt erleiden, aber
     das war nicht der Fall. Ich wollte ihr alles |52| andere ersparen. Ich dachte   ... ich dachte, wenn ich das Baby finden und zurückbringen würde, könnte ich sagen, dass sie es zu Hause verloren hat. Dann
     müsste die Polizei nicht kommen, und es gäbe kein

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