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Obsession

Titel: Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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sie durchgemacht haben müssen?»
    «Warum sollte es?», blaffte sie zurück. «Irgendein erbärmlicher Soldat und seine dämliche Gebärmaschine! Warum sollten die
     beiden mich mehr interessieren als Sarah? Diese Mischpoke erlebe ich jeden Tag, die werfen ein Gör nach dem anderen! Mittlerweile
     haben sie wahrscheinlich schon drei oder vier neue. Die sind darüber hinweggekommen, aber Sarah hätte es nicht geschafft.
     Die sollen mich interessieren? Ich hätte ihnen das Kind selbst weggenommen, wenn Sarah mich darum gebeten hätte!»
    Ihre Augen waren feucht geworden. «Habe ich dich schockiert?», schnaubte sie. «Das hast du nicht gedacht, dass die langweilige
     Jessica zu so etwas fähig wäre, was? Gott, du kotzt mich an! Du hast sie geheiratet, du hast sie gefickt, |55| aber du hast sie nie geliebt. Du weißt gar nicht, was Liebe ist.»
    Ben ertrug es nicht mehr, noch länger zu bleiben. In der abgestandenen Luft der kleinen Küche lag plötzlich eine aggressive
     Spannung. Langsam stand er auf.
    «Ich weiß nicht, wie man es nennt, was du getan hast», sagte er matt. «Liebe war es jedenfalls nicht.»
    Vor der Tür hielt er noch einmal inne. «Ich kann nicht so tun, als wüsste ich von alledem nichts. Ich kann es nicht einfach
     ignorieren.»
    Jessica schaute nicht auf. «Mach, was du willst», sagte sie teilnahmslos. «Mich interessiert es nicht mehr.»
    Sie starrte immer noch ins Nichts, als er hinausging.

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    |56| Kapitel 4
    Jacob wählte ein Puzzleteil, hielt es einen Augenblick in der Hand, tauschte es dann für ein anderes aus und steckte es ordentlich
     an seine Stelle. Das Puzzle, eine Szene aus
Krieg
der Sterne
, war fast zur Hälfte fertiggestellt. In der Nähe lag die offene Schachtel, aber Jacob würdigte das Bild auf dem Deckel keines
     Blickes. Es hätte ihm auch nicht geholfen, denn er fügte die Teile mit der Rückseite nach oben zusammen. Manchmal schaute
     er sich die gesamte Trilogie von
Krieg der Sterne
an, entzückt von den schnell geschnittenen Bildern auf dem Bildschirm und den Tönen aus dem Lautsprecher, ein statisches Foto
     aus den Filmen interessierte ihn jedoch nicht. Ben vermutete, dass er die Szene wiedererkannte und eine Verbindung zwischen
     den Filmen und dem Puzzle herstellte, sicher war er sich aber nicht. Wahrscheinlicher war, dass das Bild für ihn nur Nebensache
     war. Allein das Zusammensetzen der kleinen Pappteile fesselte den Jungen, nicht das Bild, das entstand, wenn er fertig war.
     Wie das Bild dabei gedreht wurde oder ob es überhaupt zu sehen war, beeinträchtigte seine Geschicklichkeit nicht. Für ihn
     schien es keinen Unterschied zu machen.
    Ben beobachtete vom anderen Ende des Wohnzimmers, wie der Junge sich vom Puzzle abwandte und aus dem Fenster starrte. Vielleicht
     starrte er auch nur das Fenster selbst |57| an. Ben konnte nicht sehen, was ihm ins Auge gefallen war, aber er hatte eine Vermutung. Jacob untersuchte jede gesprungene
     Glasscheibe, jede Scherbe oder angeschlagene Kante einer Milchflasche, die in der Sonne funkelte – alles, was das Licht brach
     und es in die Spektralfarben zergliederte. Ihnen war erst klargeworden, was er tat, nachdem sie beobachtet hatten, wie er
     einmal in den Sprühregen eines Rasensprengers geschielt und versucht hatte, den verschwommenen Regenbogen darin zu erkennen.
     Manchmal fragte sich Ben, ob der Junge in den Lichtbrechungen etwas sah, das für einen weniger verworrenen Geist unsichtbar
     war.
    Doch was auch immer er gesehen hatte, es hatte seine Aufmerksamkeit schon verloren. Jacob widmete sich wieder dem Puzzle.
     Ob er sich Bens beobachtenden Blicks oder überhaupt seiner Anwesenheit bewusst war, konnte man ihm nicht anmerken. Normalerweise
     hätte er den Jungen zum Reden ermuntert, hätte ihn nach der Schule gefragt oder irgendetwas getan, um ihn zu einer Art Kommunikation
     zu bewegen. Doch in diesem Moment konnte er sich nicht dazu aufraffen. Jacob war es egal, der war wie immer in seiner eigenen
     Welt gefangen. Manchmal fragte sich Ben, ob er dort nicht glücklicher war und ob man es nicht lassen sollte, ihm eine äußere
     Welt aufzuzwingen, die sich ihm kaum erschloss.
    Was soll ich nur tun?
    Jacob streifte mit dem Ellbogen einen Stapel noch nicht eingefügter Puzzlesteine, von denen einige zu Boden fielen. Als sie
     über den Teppich verteilt wurden, zog sich sein Gesicht in Falten. Aufgeregt schaute er auf sie hinab, sein Atem ging schneller,
     doch er unternahm keinen Versuch, sie

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