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Obsession

Titel: Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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zurückgekämmtes Haar und |80| tiefe Geheimratsecken. Mit einer Hand, in der er eine Zigarette hielt, bedeutete er Ben, auf dem Stuhl ihm gegenüber Platz
     zu nehmen, und fuhr dann fort, etwas auf einen Notizblock zu schreiben. Ben setzte sich und schaute sich um. Das Zimmer war
     noch kleiner als der Empfangsraum, wegen des großen, auf die Straße zeigenden Fallfensters aber heller. Das Fenster war geschlossen,
     sodass der Lärm der Presslufthämmer draußen gedämpft wurde; dafür war die Luft durch den Zigarettenqualm zum Schneiden. Während
     Ben den Stummel zwischen den gelb verfärbten Fingern des Mannes betrachtete, wurde ihm wieder übel.
    Der Detektiv hörte mit einer letzten schwungvollen Bewegung auf zu schreiben und lächelte Ben an. «Entschuldigen Sie.» Er
     hatte einen südirischen Akzent. Seine kleinen Zähne waren genauso gelb wie seine Finger. Er erhob sich halb von seinem Stuhl
     und streckte Ben seine freie Hand über den Tisch entgegen. Er war größer, als Ben gedacht hatte, und von schwerer, leicht
     schwammiger Statur. Seine Hand war feucht und warm. «Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich rauche?», fragte er und wedelte
     mit seiner Zigarette.
    «Nein, machen Sie nur.»
    Noch ehe Ben ausgesprochen hatte, steckte Quilley die Zigarette schon wieder zwischen die Lippen. Seine Frage war wohl nur
     eine Formalität gewesen. Mit hohlen Wangen sog er am Filter. Dann drückte er die Kippe in einen überraschend eleganten Kristallaschenbecher
     und atmete den Rauch durch Mund und Nase aus.
    «Also, Mr.   Murray», sagte er. «Was kann ich für Sie tun?»
    Ben wandte seinen Blick von den parallelen Rauchfahnen ab, die aus den Nasenlöchern des Mannes strömten. «Ich, äh, ich möchte,
     dass Sie jemanden für mich ausfindig machen.»
    |81| Der Detektiv nahm ein leeres Formular aus einer Schublade. Es sah aus, als hätte er es selbst getippt und kopiert. «Wie ist
     der Name?»
    «Cole. John und Jeanette Cole.»
    «Mann und Frau oder Bruder und Schwester?»
    «Sie sind verheiratet. Auf jeden Fall waren sie das, als ich das letzte Mal von ihnen hörte.»
    «Und wann war das?»
    «Vor sechs Jahren.»
    Der Detektiv füllte ohne aufzusehen das Formular aus. «Können Sie mir weitere Einzelheiten geben?»
    Ben erzählte ihm, was er durch die Zeitungsartikel wusste. Quilley unterbrach ihn nicht und hielt nur im Schreiben inne, um
     sich eine neue Zigarette anzustecken. Er ließ das Streichholz in den Aschenbecher fallen und griff wieder nach dem Kugelschreiber.
    «Warum wollen Sie die beiden ausfindig machen?»
    «Warum   ...?» Ben zögerte. Quilley schaute auf. Er hatte die Angewohnheit, ständig so zu lächeln, als würde er sich an einen schlüpfrigen
     Witz erinnern.
    «Sie müssen es mir natürlich nicht sagen, aber manchmal erleichtert es mir die Arbeit. Ich möchte in nichts verwickelt werden,
     ohne den Grund zu kennen.»
    Ben hatte sich vorher eine Geschichte zurechtgelegt, für den Fall, dass diese Frage aufkommen sollte. Er hatte allerdings
     gehofft, dass es nicht geschehen würde. «Ich recherchiere für ein Buch über den Golfkrieg. John Cole hat daran teilgenommen,
     und ich   ... äh, ich würde ihn gerne interviewen.»
    Er hatte beschlossen, den Sohn der Coles nicht zu erwähnen. Lügen gehörte nicht zu seinen Stärken, und er wollte vermeiden,
     dass jemand ahnte, was er tatsächlich herausfinden |82| wollte. Wenn der Detektiv seine Arbeit verstand, würde er selbst von der Entführung erfahren. Und sollte das Baby gefunden
     worden sein, würde er es Ben vielleicht sogar ohne Nachfrage erzählen.
    Quilleys graue Augen musterten Ben aufmerksam. «Haben Sie sich mit dem Verteidigungsministerium in Verbindung gesetzt?»
    «Äh, nein, habe ich nicht. Noch nicht.»
    Er hatte das Gefühl, völlig durchschaubar zu sein, doch der Detektiv machte sich nur eine weitere Notiz. «Und wenn ich die
     Coles ausfindig gemacht habe, wollen Sie dann, dass ich Kontakt zu ihnen aufnehme?»
    «Nein   ... nein, finden Sie nur heraus, wo sie jetzt leben und was sie tun. Mehr nicht.» Er hoffte, dass er natürlich klang. «Ich
     setze mich dann selbst mit ihnen in Verbindung.»
    Den Kopf über das Formular gebeugt, nahm Quilley wieder einen tiefen Zug von seiner Zigarette. Der Rauch driftete langsam
     durch sein Haar. «Wo wird es veröffentlicht?»
    «Entschuldigung?»
    «Das Buch.» Der Detektiv schaute ihn wieder an. «Wo wird es veröffentlicht? Sie sagten doch, dass Sie deswegen die Coles

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