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Obsession

Titel: Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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Freitagmorgen musste er sich einen möglichen Ort für die Außenaufnahmen einer Jeanswerbung anschauen. Er hatte sein Handy
     mitgenommen, aber der Detektiv rief nicht an. Am frühen Nachmittag kehrte er ins Atelier zurück. Aus der Stereoanlage dröhnte
     laute Musik, und über der Tür |88| zur Dunkelkammer brannte die rote Warnleuchte. Wenn Ben unterwegs war, hatte Zoe im Atelier nicht viel zu tun, sodass sie
     die Zeit häufig nutzte, um ihre eigenen Aufnahmen zu entwickeln. Sie hatte erst vor zwei Jahren die Kunsthochschule verlassen
     und verfolgte einen ähnlichen Berufsweg wie den von Ben eingeschlagenen. Die Zeit als seine Assistentin schien sie als eine
     Art Lehre zu betrachten, und er wusste, dass er ein Vorbild für sie war, was ihm, abhängig von seiner Stimmung, entweder schmeichelte
     oder ihn deprimierte.
    Sie kam aus der Dunkelkammer, als er gerade die Post öffnete. «Ich habe gar nicht gehört, wie du gekommen bist», sagte sie
     und ging zur Kaffeemaschine. Sie verströmte einen leicht chemischen Geruch. «Du hättest klopfen sollen, dann wäre ich früher
     rausgekommen.» Zoe hatte immer ein schlechtes Gewissen, wenn sie die Dunkelkammer benutzte, obwohl er ihr gesagt hatte, dass
     es dazu keinen Grund gab.
    «Ich bin gerade gekommen.» Er schüttelte den Kopf, als sie einladend die Kaffeekanne hob. Sie schenkte sich einen Becher ein
     und lehnte sich gegen die Rückseite des Sofas. Sie trug eine schwarze Jeans und ein gelbes, enges Top, das ihre kleinen Brüste
     hervorhob. Mit ihrem schwarzen Haar sah sie ein wenig aus wie eine Biene. Sie betrachtete ihn über den dampfenden Becher hinweg.
    «Alles in Ordnung? Du siehst k. o. aus.»
    «Ich bin nur müde.» Zwei der Umschläge enthielten Schecks. Er steckte sie ein und widmete sich der restlichen Post. «Irgendwelche
     Nachrichten?»
    Da er dem Detektiv nur seine Privat- und seine Handynummer gegeben hatte, wusste er, dass keine von Quilley sein konnte. «Der
     Bildredakteur von
Esquire
will, dass |89| du ihn zurückrufst. Warum, hat er nicht gesagt. Außerdem sollst du Helen wegen der Aufnahmen nächste Woche kontaktieren. Ach,
     und dann hat noch irgendein Typ angerufen und nach dir gefragt. Seinen Namen hat er nicht gesagt. Er klang wie ein Ire.»
    Ben hielt beim Öffnen eines weiteren Briefes inne. «Was hat er gewollt?»
    «Keine Ahnung, er wollte nur wissen, ob hier ‹Mr.   Murray› arbeitet.» Sie sah besorgt aus, ihre raue Schale bröckelte bei dem Gedanken, etwas falsch gemacht zu haben. «War es
     etwas Wichtiges?»
    «Nein, ich glaube nicht.» Es konnte nicht Quilley gewesen sein. Ben merkte, dass er auf seine Lippe biss. Er warf den Rest
     der ungeöffneten Post auf den alten Kieferntisch neben der Spüle. «Ich muss los und Jacob abholen.»
    Kaum saß er im Wagen, rief er den Detektiv an. Die Leitung war besetzt. Er versuchte es noch einmal und warf dann das Handy
     auf den Beifahrersitz. Er wurde paranoid. Sollte der Mann etwas herausgefunden haben, hätte er sich direkt bei ihm gemeldet.
    Vielleicht hatte er auch eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter zu Hause hinterlassen.
    Mit einem Mal war sich Ben sicher, dass es so war. Er verfluchte sein altes Gerät, das man nicht über das Telefon abhören
     konnte. Als er auf die Straße stieß, hätte er beinahe einen Motorradkurier umgefahren. Der Fahrer drehte sich um und zeigte
     ihm den Stinkefinger. «Leck mich!», rief Ben.
    Je häufiger er auf dem Weg zur Schule in den verstopften Straßen anhalten musste, desto gereizter wurde er. Da klar gewesen
     war, dass er einen freien Nachmittag haben würde, hatte er Tessa gesagt, er werde Jacob selbst abholen, was er nun bereute.
     Als er den Wagen vor dem Schultor parkte, war |90| seine Stimmung am Siedepunkt. So schnell es der Anstand erlaubte, sagte er Mrs.   Wilkinson Hallo und Auf Wiedersehen und eilte mit Jacob zurück zum Wagen. Er vergaß, den Jungen die Hand über die Seite fahren
     zu lassen, bevor sie einstiegen, und musste die Tür wieder schließen, bis er es getan hatte.
    Als er den Kleinen auf dem Rücksitz anschnallte, schaute er ihn kaum an.
    Zur Abwechslung gab es einmal einen Parkplatz in der Nähe des Hauses. Er stellte den Wagen ab und lief mit Jacob hinein. Drinnen
     ging er geradewegs zum Anrufbeantworter auf der alten Kirschholzanrichte im Flur. Das Licht blinkte. Er spielte das Band ab.
    Die Nachricht war von Tessa, eine Einladung zum Mittagessen am Sonntag. Er lauschte, wie das Band zurückspulte, und

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