Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Obsession

Titel: Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
Vom Netzwerk:
kümmern, dass er von unserer Kanzlei keine Aufträge mehr erhält.
     Außerdem werde ich dafür sorgen, dass er bei anderen auf die schwarze Liste kommt. Schade, dass du ihm nicht gesagt hast,
     dass du seinen Namen von uns hast. Ich glaube nicht, dass er sich so verhalten hätte, wenn ihm das klar gewesen wäre.»
    «Mich interessiert vor allem, was ich jetzt tun soll, und nicht, was ich hätte tun sollen.»
    «Ich kann ihn anrufen, wenn du willst. Und ihm sagen, dass wir dich vertreten. Dann überlegt er sich vielleicht noch einmal,
     was er vorhat.»
    |110| «Bist du sicher, dass du deine Kanzlei in die Sache hineinziehen willst?»
    Keith sagte nichts, aber Ben merkte, dass er sich dessen nicht sicher war.
    «Ich habe keine Wahl, oder?», fuhr Ben fort. «Ich muss davon ausgehen, dass alles rauskommen wird.»
    «Du weißt nicht mit Sicherheit, ob es überhaupt etwas gibt, das rauskommen kann.»
    «Ach, hör doch auf.»
    Keith schaute den spielenden Jacob auf dem Rücksitz an und seufzte. «Na gut. Als Nächstes brauchst du Beratung. Ich kann mich
     umhören und schauen, ob jemand einen guten Anwalt für Familienrecht kennt. Bei der Scheidungsrate unserer Klienten dürfte
     das kein Problem sein.» Er warf Ben einen verlegenen Blick zu. «Dieses Mal stelle ich sicher, dass es jemand ist, auf den
     man sich verlassen kann.»
    Obwohl es noch nicht dunkel war, gingen die Straßenlaternen an. Ben betrachtete die schwachen gelben Leuchten. «Meinst du
     nicht, ich sollte lieber zur Polizei gehen?»
    «Gott, nein. Wenn du das tust, dann machen sie dich fertig. Ehe du weißt, wie dir geschieht, hast du eine Anklage wegen Entführung
     oder Beihilfe zur Entführung am Hals, und Jacob wird dir weggenommen. Zuerst einmal brauchst du juristischen Beistand.» Er
     hielt inne. «Die Sorgerechtsfrage wird so schon heikel genug werden.»
    Ben spürte, dass Keith ihn beobachtete und versuchte, seine Reaktion abzuschätzen. Im Rückspiegel konnte er Jacobs unbekümmertes
     Gesicht sehen. Am liebsten hätte er ihn in den Arm genommen.
    «Ich muss immer wieder daran denken», sagte er mit leicht bebender Stimme, «wie der andere Typ sich fühlen muss. Du weißt,
     wen ich meine. Die Sache ist sechs Jahre |111| her. Wir sitzen hier und überlegen in aller Ruhe, was wir tun sollen, und er sitzt irgendwo anders und weiß nicht, ob sein
     Sohn tot ist oder lebt. Ich denke die ganze Zeit daran, was er durchgemacht haben muss und was mit seiner Frau geschehen ist
     und   ... Gott, ich weiß auch nicht.»
    Er verstummte und starrte aus dem Seitenfenster. Keith schwieg eine Weile, sodass er sich wieder sammeln konnte.
    «Du musst an dich denken, Ben», sagte er behutsam. «Und an Jacob. Mir tut der Typ auch leid, aber es ändert nichts an der
     Tatsache, dass du in einer prekären Situation steckst. Wenn diese Sache herauskommt, wirst du beweisen müssen, dass du bis
     jetzt nichts davon gewusst hast. Du wirst ziemlich bald entscheiden müssen, was du tun willst. Und dabei brauchst du fachmännischen
     juristischen Beistand.»
    «Ich weiß.» Ben räusperte sich und nickte. «Ich weiß, dass du recht hast, und ich werde mich entscheiden, aber   ...» Ihm wurde klar, dass er bereits eine Entscheidung getroffen hatte. «Zuerst will ich ihn sehen.»
    «Also, jetzt hör mal zu, Ben   ...»
    «Ich will ihn ja nicht kennenlernen. Ich möchte nur sehen, wo er wohnt und wie er aussieht. Ich möchte eine Vorstellung davon
     kriegen, was für ein Mensch er ist. Bevor ich das nicht weiß, kann ich nichts entscheiden.»
    Er erwartete eine Entgegnung, doch Keith schwieg. «Wann?», fragte er dann.
    «Keine Ahnung.» So weit hatte er noch nicht gedacht. «Vielleicht gleich morgen früh.»
    Keith fuhr mit einer Hand über sein Gesicht und schüttelte den Kopf. Aber welchen Einwand er auch gehabt hatte, er behielt
     ihn für sich. «Ich begleite dich», sagte er.

[ Navigation ]
    |112| Kapitel 7
    Um aus London herauszukommen, brauchten sie fast genauso lange wie vom Stadtrand nach Tunford. Da es schon wieder einen U-Bahn -Streik gab, waren die Straßen völlig verstopft. Die Luft konnte man nicht mehr atmen. Obwohl es schon am frühen Morgen schwül
     war, ließen sie die Fenster zu und ertrugen lieber die Hitze als die Abgaswolken.
    Sie hatten Bens Golf genommen. Keith hatte eigentlich nicht mit dieser «Zigarrenkiste» fahren wollen, konnte aber nicht bestreiten,
     dass sein schwarzer BMW auf einem Schrottplatz verdächtig ausgesehen hätte. Ben

Weitere Kostenlose Bücher