Obsession
ich entschuldige mich, wenn ich einen Nerv
getroffen habe. Ich bin mir sicher, dass Sie den Jungen sehr lieben. Ich kann mir denken, dass er nach all der Zeit wie ein
eigener Sohn für Sie geworden ist.»
Völlig durcheinander zog Ben sein Scheckheft hervor. «Ich habe Sie gefragt, was ich Ihnen schulde.»
«Das haben Sie, Mr. Murray. Und ich habe Ihnen gesagt, |102| dass es eine schwierige Frage ist. Im Grunde haben wir hier zwei verschiedene Punkte zu verhandeln, verstehen Sie? Einerseits
geht es um das Honorar für meine Arbeit plus Spesen, was ziemlich unkompliziert ist. Aber dann stellt sich das Problem des ... wie soll ich mich ausdrücken? Sagen wir: des Wertes von Information. Und Sie werden mir sicherlich zustimmen, dass man
den nicht so leicht bemessen kann. Was dem einen nichts wert erscheint, kann für einen anderen eine Menge wert sein. Wie beurteilen
Sie diese Dinge?» Der Detektiv lächelte nachsichtig. «Ich bin mir sicher, Sie erkennen das Problem.»
Der Stift erschien Ben tonnenschwer, als er den Scheck ausstellte. «Nach meiner Berechnung waren es sechs Tage. Für den Samstag
zahle ich Ihnen noch einmal den gleichen Satz. Und zusätzlich fünfzig Pfund für Spesen.» Er riss den Scheck heraus und ließ
ihn auf den Schreibtisch fallen. Dann stand er auf. «Den Bericht nehme ich mit.»
Quilley lächelte noch immer, wenn auch etwas gequälter. Er reichte Ben den Hefter. «Wie Sie wünschen, Mr. Murray, wie Sie wünschen.»
Es war deutlich zu sehen, dass sich Tessas Nächstenliebe inzwischen aufgebraucht hatte. Ihr Lächeln wirkte wie eine Maske,
als sie die Lasagne verteilte. Ben saß neben Jacob. Auf der anderen Seite des Tisches tuschelten Scott und Andrew und schauten
hin und wieder kichernd zu ihm herüber. Keith war noch nicht zu Hause. Er hatte angerufen, um zu sagen, dass er länger arbeiten
müsse. Nachdem Tessa sie an den Esstisch gerufen hatte, verkündete sie die Nachricht.
«Er sagt, er sei unabkömmlich. Da kann man nichts machen, oder? Aber macht euch keine Gedanken deswegen. Wir kommen bestimmt
auch ohne ihn klar. Wenn sein |103| Abendessen angebrannt ist, bis er nach Hause kommt, dann ist das sein Problem. Und wenn es ihm nicht gefällt, dann kann er
sich ja jederzeit ein anderes Hotel suchen.»
Ben sagte nichts. Er wünschte, er hätte Keiths Einladung nicht angenommen. Gleich nach dem Besuch des Detektivbüros hatte
er ihn in der Kanzlei angerufen. Eine Sekretärin hatte gesagt, er sei in einer Besprechung, aber Ben bestand darauf, mit ihm
zu sprechen.
Keith hatte sich seinen wütenden Bericht angehört. «Scheiße», war sein anschließender Kommentar dazu gewesen. Er könne sich
gerade schlecht loseisen, hatte er sich entschuldigt, und auch nicht lange reden, weil eine ganze Horde Plattenmanager und
eine zornige Band in seinem Büro säßen, die mit dem Mobiliar aufeinander losgingen, wenn er nicht bald zurück sei. «Komm heute
Abend zum Essen vorbei. Dann können wir reden», hatte er vorgeschlagen.
Als er mit Jacob angekommen war, hatte Ben erfahren, dass Tessa nichts von der Einladung wusste. Mit dem Zahnpastalächeln
der Aufopferungsvollen verteilte sie nun die Teller. «Ich hoffe nur, dass genug für alle da ist. Es wäre natürlich nett von
Keith gewesen, wenn er sich die Mühe gemacht hätte, mir zu sagen, dass er Gäste eingeladen hat, aber das wäre wohl zu viel
verlangt gewesen. Schließlich bin ich ja dafür da, oder? Ich habe ja nichts Besseres zu tun, als den ganzen Tag vor dem Herd
zu stehen, während er mit seinen Bands ausgeht.»
Da die meisten Klienten von Keith Musiker waren, schien Tessa davon überzeugt zu sein, dass seine Arbeit hauptsächlich darin
bestand, mit ihnen durch die Bars zu ziehen. Ben hatte allerdings noch nie gehört, dass sie sich über das Geld beklagte, das
er verdiente. «Kümmere dich nicht um mich», sagte er. «Ich kann später essen.»
|104| «Nein, das kommt gar nicht in Frage. Wenn es nicht reichen sollte, dann geht eben Keith leer aus. Vielleicht bemüht er sich
dann einmal, pünktlich nach Hause zu kommen.» Sie knallte den Löffel gegen die Schüssel. «Scott, es ist unhöflich, am Tisch
mit deinem Bruder zu tuscheln.»
Scott beachtete sie nicht und flüsterte Andrew hinter vorgehaltener Hand ins Ohr. Ben konnte zwar nicht verstehen, was er
sagte, aber so, wie die beiden Jacob anschauten, der die Zwiebelstücke aus der Soße fischte und am Rand seines
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