Obsession
Getränk war kalt und enthielt Eiswürfel. Schon während er das Glas leerte, fragte
er sich, ob es eine gute Idee war.
Mit einem Mal waren sie draußen, und es war ruhig und kühl. In Bens Ohren summte es. Er hatte den Arm um Zoe gelegt und spürte
auch ihren an seiner Hüfte. Dann saßen sie in einem Taxi, und sie schmiegte sich an ihn. Ihre Haut war brennend heiß und glitschig.
Ben geisterte der Gedanke durch den Kopf, dass er mit ihr schlafen würde. Irgendwo kam Widerspruch auf, aber viel zu schwach,
um sich darum zu kümmern. Seine Hand war unter ihr Top geschlüpft und streichelte ihren nackten Rücken. Ihre Lippen berührten
seine. Ihre Zunge und ihre Zähne schienen riesengroß zu sein. Durch den dünnen Stoff drückten ihre harten Brustwarzen gegen
seine Hand.
Als sie aus dem Taxi stiegen, schlug ihm kalte Luft entgegen. Er schaute zum Himmel hinauf. Am Horizont war ein leichtes Blitzen
zu sehen. Die Sterne über ihm drehten sich. Er trat schwankend einen Schritt zurück, um das Gleichgewicht zu halten, während
sie die Tür aufschloss. Für einen kurzen, klaren Augenblick sah er wieder Zoe, die junge Frau, die für ihn arbeitete. Dann
betrat er einen unbeleuchteten Flur. Quietschend öffnete sich eine Tür, und er war im Schlafzimmer. Sie schmiegte sich mit
abgekühlter Haut und heißem, feuchtem Mund an ihn. Seine Hände lagen auf ihrem Hintern und griffen in ihre Unterhose. Sein
Hemd war aufgeknöpft. |148| Ihre Hände fuhren über seine Brust, über seinen Bauch. Das Summen in seinen Ohren wurde lauter. Dann war es weg, und er schaute
aus schwindelerregender Höhe hinab auf einen dunklen Kopf. Er spürte einen Schauer auf seiner nackten Haut, aber sonst nichts.
Er hatte keine Ahnung, wo er war. Das war nicht Sarahs Kopf. Er bekam einen panischen Schrecken, und dann fiel ihm plötzlich
ein, dass sie tot war, dass er bei Zoe war. Er taumelte weg von ihr.
«Ich muss gehen.» Seine Stimme klang dumpf und fremd. Er begann, sich anzuziehen.
«Was ist los?»
Er antwortete nicht, weil er nicht wusste, was er sagen sollte, und sowieso nicht mehr sprechen konnte. Während er sich anzog,
kehrte das Summen zurück. Er kam aus dem Gleichgewicht und wäre beinahe gefallen. Mittlerweile hatte er Hose und Hemd an und
suchte nach seinen Schuhen. Zoe kniete wie ein Schatten auf dem Boden und beobachtete ihn. Sie sagte nichts, als er hinausging,
aber er wusste, ohne sich umzuschauen, dass sie weinte.
Auf der Straße marschierte er los, obwohl er keine Ahnung hatte, wo er war oder wohin er ging. Er wollte nur weg und Distanz
schaffen zwischen sich und der Erinnerung daran, was geschehen war. Der Himmel war jetzt heller, und die Sterne begannen zu
verblassen. Ein Polizeiwagen bremste ab. Zwei weiße Gesichter betrachteten ihn. Er zitterte, ohne die Kälte zu spüren, und
ging an dem Wagen vorbei. In jeder Richtung erstreckten sich unbekannte Straßen. Er folgte ihnen wahllos, bis er auf eine
Hauptstraße kam. Kurz bevor er ein Taxi anhielt, gingen die Straßenlaternen aus.
[ Navigation ]
|149| Kapitel 9
Drei Wochen nachdem Jacob endgültig zu den Coles gekommen war, fand der Prozess gegen Jessica statt. Er entfachte das Interesse
an dem Fall von neuem, und als Ben am Tag, da er als Zeuge der Anklage geladen war, das Gerichtsgebäude betreten wollte, sah
er sich einer Medienphalanx gegenüber, die ihm den Weg versperrte.
«Mr. Murray, sind Sie erleichtert, nicht selbst vor Gericht zu stehen?», wollte eine Frau wissen, die rückwärts vor ihm herlief.
Sie hielt ihm das Mikrofon wie einen Staffelstab hin, als wollte sie, dass Ben es nahm und mit der Frage davonlief. Er ging
an ihr vorbei und würdigte sie nicht einmal mit einem «Kein Kommentar». Als er im Gericht und vor den Kameras in Sicherheit
war, blieb er stehen und lehnte sich gegen eine Wand, bis die Magenkrämpfe abklangen.
Er hatte versucht, nicht an den Prozess zu denken. Doch selbst die Erinnerung daran, dass kurz danach sein erster Besuchstag
bei Jacob sein würde, machte ihm die Aussicht darauf nicht schmackhafter. Er hatte sich bemüht, sein Leben wieder in einigermaßen
normale Bahnen zu lenken, jedenfalls soweit es jetzt, wo zwei Drittel davon fehlten, noch möglich war. Etwas anderes, als
sich in die Arbeit zu stürzen, war ihm nicht eingefallen. Merkwürdigerweise war er noch nie so beschäftigt gewesen. Die gleichen
Ereignisse, die sein Privatleben |150| ruiniert hatten, hatten zur
Weitere Kostenlose Bücher