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Obsession

Titel: Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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kürzer vor. Es war ein trüber, bewölkter Tag. Die Felder waren mittlerweile
     abgeerntet und nicht mehr üppig grün wie beim letzten Mal, sondern zu ausgedörrten Stoppeläckern geworden. Auf manchen waren
     schwarze Stellen von Feuern zu sehen, und da einige noch brannten, trieben Rauchwolken wie Nebelschwaden über die Straße.
     Ben hatte gedacht, dass das Abbrennen von Stoppelfeldern heutzutage verboten war. Wenn das so war, dann schien sich in der
     Gegend von Tunford niemand darum zu scheren.
    Am Abend zuvor hatte er bei den Coles angerufen, um zu vereinbaren, wann er Jacob abholen sollte, es war aber niemand ans
     Telefon gegangen. Seit der Übergabe hatte er keinen Kontakt mehr mit ihnen gehabt, und damals hatten sie auch kaum ein Wort
     miteinander gewechselt. In der Zwischenzeit war er häufig versucht gewesen, sich telefonisch nach Jacob zu erkundigen. Jedes
     Mal hatte er sich vorher überlegt, was er sagen sollte, um freundlich und ungezwungen zu bleiben. Aber getan hatte er es nie.
     Obwohl er sich Sorgen um Jacob machte, wollte er zeigen, dass er seinen Teil der Abmachung einhielt. Und er wollte John Cole
     keinen Vorwand geben, seinen Teil nicht einzuhalten.
    Über die Möglichkeit, dass Cole vielleicht keinen Vorwand benötigte, wollte er lieber nicht nachdenken.
    |156| Während er durch Tunford fuhr, fragte er sich, ob sie seinen Besuchstag vielleicht vergessen hatten und über das Wochenende
     verreist waren. Oder ob sie es nicht vergessen hatten und dennoch weggefahren waren. Dieser Gedanke wühlte alle anderen Ängste
     auf, und er fragte sich, ob Jacob ihn innerhalb von einem Monat vergessen haben könnte. Dann bog er in ihre Straße und sah
     Coles Wagen vor dem Haus stehen.
    Es war ein alter Ford Escort, ein Modell aus den achtziger Jahren, der ziemlich verrostet, aber fahrtüchtig aussah. Der einst
     rote Lack war mit getrocknetem Schlamm und Schmutz überzogen. Einmal hatte er gesehen, wie die Coles vor dem Jugendamt in
     den Wagen gestiegen waren, er hätte aber auch so gewusst, wem er gehörte. Irgendwie schien er zu Cole zu passen.
    Immerhin sind sie zu Hause.
Er parkte hinter dem Escort und schaute in den Wagen, als er daran vorbeiging. Die Sitze waren mit einem schwarzen, löcherigen
     und mit Krümeln übersäten Nylonüberzug bedeckt. Auf dem Rücksitz lag ein Geduldspiel wie jenes, das Cole Jacob bei ihrem ersten
     Treffen gegeben hatte. Der Anblick war merkwürdig schmerzhaft. Ben wandte sich ab und ging auf das Haus zu.
    Im Garten schien noch mehr Schrott zu liegen als in seiner Erinnerung. Es waren nur Autoteile: verchromte Stoßstangen mit
     Rostflecken, Türen mit Löchern, wo einmal Griffe waren, sowie verbeulte Motorhauben, Kotflügel und Scheinwerfer. Die Farben
     waren durch die Korrosion allmählich zu einem einheitlichen Braun geworden. Zwischen den verrosteten Metallteilen wucherten
     überall Gras und Unkraut hervor. An manchen Stellen konnte man an plattgedrückten, vergilbten Halmen und der schmierigen Erde
     erkennen, dass dort einmal Teile gelegen hatten und wieder |157| weggeräumt worden waren. Ben fragte sich, warum jemand seinen eigenen Ausblick mit Schrottteilen verschandelte und was Cole
     überhaupt damit vorhatte, während er dem Kühlergrill eines Minis auswich und auf die Eingangstür zuging.
    Sie war einmal weiß gewesen, doch die übriggebliebene Farbe blätterte ab wie Bruchstücke einer Eierschale. Das Holz darunter
     war grau und verwittert. Haus und Garten erschienen wie ein Labor, in dem der natürliche Prozess von Auflösung und Zerfall
     dargestellt wurde. Im ersten Moment war Ben erneut unsagbar wütend, dass man Jacob einer solchen Umgebung anvertraut hatte,
     im nächsten Moment schämte er sich für diesen Gedanken.
Sei kein Snob.
Aber sein Abscheu ließ sich dadurch nicht unterdrücken. Er hob die fleckige Klappe des verzinkten Briefkastens, klopfte damit
     an und trat einen Schritt zurück.
    In der Stille des Sonntags klang das Klappern laut nach, ehe es erstarb. Im Nachbargarten war ein Geräusch zu hören. Er drehte
     sich um. Aus dem Haus nebenan war eine Frau mit einem Besen gekommen. Ben lächelte sie an.
    «Guten Morgen.»
    Sein Gruß wurde nicht erwidert. Die Frau betrachtete ihn kalt und fegte halbherzig den Gartenweg. Auf der anderen Straßenseite
     lehnte ein Mann in einem Unterhemd an seiner Pforte und schaute unverhohlen herüber. Ben wandte sich von beiden ab.
Dies ist das Dorf der Verdammten.
Er klopfte erneut an die

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