Obsession
Hände gelegt,
bis der Schmerz so weit nachließ, dass er sich bewegen konnte.
Der Kater hatte immerhin den Selbstekel der vergangenen Nacht verdrängt. Jetzt erschien er ihm belanglos, und nach einer heißen
Dusche und einem Frühstück begann beides zu verblassen. Als er den Teller beiseiteschob, schaute er auf die Uhr und überlegte
bereits, wann er in Tunford sein könnte, wenn er sich beeilte.
Er war so versessen darauf gewesen, seinen Aussichtspunkt zu erreichen, dass er beinahe eine Gruppe im Wald spielender Kinder
aufgeschreckt hätte. Sie waren so nah an dem Eichenhain gewesen, dass er hatte warten müssen, bis ihr Spiel sie außer Sichtweite
führte, ehe er in sein Versteck gehen konnte. Ein paarmal hatte er sie in der Ferne gehört, aber bisher waren sie nicht zurückgekommen.
Er hoffte, dass das Laub, das noch an den Zweigen hing, dicht genug war, um ihn zu verdecken. Während er die Kamera aufbaute,
spielte er mit dem Gedanken, beim nächsten Mal ein Tarnnetz mitzunehmen, entschied dann aber, dass es zu weit gehen würde.
Er tat ja nichts Unrechtes, sagte er sich.
Oder?
|209| Seit er angekommen war, waren Cole und Jacob im Garten beschäftigt. Sie befanden sich in der freien Stelle inmitten des Schrotts.
Jacob saß auf dem Autositz, während sein Vater einzelne Metallteile umherräumte. Sandra stand in der Küche vor der Spüle und
trug noch immer ihren Bademantel. In der halben Stunde, die Ben sie beobachtet hatte, hatte keiner von ihnen gesprochen.
Während er sich die Schläfen massierte und versuchte, die Kopfschmerzen zu lindern, beobachtete er im Sucher, wie Cole ein
letztes Schrottteil arrangierte und einen Schritt zurücktrat, um sein Werk zu begutachten. Ben verstand nicht, was er mit
der Herumräumerei bezweckte, nahm aber an, dass es irgendeinen Grund dafür geben musste. Selbst Cole würde nicht nur zum Spaß
schwere Metallklötze durch den Garten tragen.
Er unterdrückte ein Gähnen und sah, dass Cole ins Haus ging. Jacob spielte gleichgültig weiter. Der Junge hatte ein Geduldspiel
in den Händen, ein kompliziertes Gebilde aus Stahlreifen, und hin und wieder hielt er inne und hob einen davon dicht vor die
Augen. Er versucht, die Brechungen des Sonnenlichtes zu sehen, dachte Ben lächelnd. Dem Jungen schien es gutzugehen. Auf seiner
Hose und seinem T-Shirt waren Flecken, die nach Öl aussahen, aber das war ja keine Überraschung, wenn man wusste, welche Art von Gartenmöbeln sein
Vater bevorzugte.
In der Tür rührte sich etwas. Der Bullterrier hoppelte die Stufen hinunter wie ein muskelbepackter Golem. Den Hund hatte Ben
ganz vergessen. Ben wünschte, Cole oder Sandra würden wieder auftauchen, als der Hund durch den Garten schnüffelte. Und als
er sich Jacob näherte und einen Satz auf ihn zumachte, hielt Ben die Luft an. Aber das Tier leckte dem Jungen nur das Gesicht.
Jacob schob ihn verärgert weg. |210| Schwanzwedelnd plumpste der Hund auf die Füße. Die Zunge hing ihm aus dem Maul, als würde er grinsen.
Ben hatte sich halb von seinem Sitz erhoben. Als er sich wieder niederließ, hallte das Pochen seines Herzens schmerzhaft im
Kopf nach. Jetzt kam Cole aus dem Haus und trug etwas. Er trat vor Jacob, sodass Ben den Jungen nicht mehr sehen konnte, und
ließ den Gegenstand auf den Boden fallen.
Es war ein eingedellter Kotflügel. Aus der verchromten Fassung des Scheinwerfers standen Glasscherben hervor. Cole verschwand
wieder drinnen und kehrte ein paar Momente später mit einer völlig verbeulten Motorhaube zurück. Sie schaukelte ungleichmäßig
auf dem Boden, als er sie neben den Kotflügel warf. Ben betrachtete die Teile genauer, nachdem Cole wieder hineingegangen
war. Sie hatten die gleiche Lackierung und schienen von einem Wagen zu stammen. Er war offenbar in einen schlimmen Unfall
verwickelt gewesen. Die Beschädigung war so gravierend, dass es nur ein Zusammenprall gewesen sein konnte.
Nachdenklich richtete Ben die Kamera auf den eigentlichen Schrotthaufen und stellte die Schärfe ein, bis er die einzelnen
Teile deutlich erkennen konnte. Verbeulte Autodächer, Kühler, Türen und Stoßstangen. Nirgendwo war eine glatte oder unbeschädigte
Oberfläche zu sehen. Nicht eine. Bisher hatte ihn immer nur beunruhigt, welche Gefahr diese Schrottansammlung für Jacob darstellte,
doch jetzt sah er, dass nicht nur die Motorhaube und der Kotflügel, sondern auch alle anderen Teile Beulen und Kratzer von
schrecklichen
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