Obsession
hatte.
Aber er machte keinerlei Anstalten zu gehen.
«Angeber», murmelte er, als Cole den Sitz behutsam wieder abstellte und zu seinen Übungen zurückkehrte.
Der Nachmittag verging ohne weitere Vorkommnisse. Cole trainierte, während Jacob sich mit seinem Spiel beschäftigte. Obwohl
Cole dem Motorenteil auf dem Boden keine Beachtung schenkte, beobachtete Ben ihn weiter. Nachdem Sandra Cole vom Pub zurückgekehrt
war, richtete er seine Aufmerksamkeit auf sie. Sie machte keinen glücklicheren Eindruck als vorher und schälte an der Spüle
Kartoffeln, als hegte sie einen persönlichen Groll gegen sie. Sie hatte ihrem Mann nicht gesagt, dass sie zurück war, und
man konnte Cole nicht anmerken, ob er es wusste. Das Ganze war wie eine öde Seifenoper, dachte Ben, eine, in der die Figuren
weder etwas taten noch miteinander redeten. Trotzdem hatte es etwas Hypnotisches. Er merkte, wie er von der Szenerie im Sucher
angezogen wurde und wie ihn die Sprachlosigkeit der Coles und die Details ihres Lebens faszinierten.
|214| Es hielt ihn davon ab, an sein eigenes zu denken.
Mit der Zeit wurde es schwerer, etwas zu erkennen. Als er von der Kamera aufschaute, stellte er erstaunt fest, dass es dunkler
geworden war. Er hatte nicht bemerkt, dass es schon so spät war. Oder dass er schon so lange dort war.
Er rieb seinen steifen Nacken und beschloss zusammenzupacken, denn er hatte wenig Lust, im Dunkeln durch den Wald zu laufen.
Als er das Objektiv abschrauben wollte, sah er die winzige Figur von Cole im Gartenschuppen verschwinden.
Er war auch dort drinnen verschwunden, nachdem er das Motorenteil über Jacobs Kopf gestemmt hatte, fiel Ben ein, während er
wieder durch den Sucher schaute. Der kleine Holzschuppen füllte den ganzen Bildrahmen aus. Er hatte ein Fenster, aber aus
diesem Blickwinkel konnte man unmöglich hineinschauen. Ben wollte warten, bis Cole wieder auftauchte, um vielleicht dann einen
Blick zu erhaschen.
Zwanzig Minuten später war seine Neugier einer Ungeduld gewichen. Es dämmerte bereits, aber Cole schien nicht die Absicht
zu haben, wieder herauszukommen. Ben fragte sich, was der Mann dort drinnen wohl anstellte. Er zog bereits in Betracht, dass
es einen zweiten Ausgang geben musste, als die Schuppentür aufging.
Cole wankte heraus. Sein T-Shirt klebte dunkel und nass an ihm, als wäre er damit geschwommen. An den Handgelenken, Beinen und am Nacken waren deutliche rote
Striemen zu sehen. Einer verlief wie ein Stirnband über seinen Augenbrauen. Sein Gesicht war erhitzt und glänzte vor Schweiß,
während er sich an der Schuppentür festhielt und nach Atem rang.
«Himmel», sagte Ben entsetzt.
Er konnte sich nicht vorstellen, was Cole getan haben |215| konnte, um in diesen Zustand zu geraten. Der Schuppen war nicht besonders groß. Ben richtete die Kamera schnell auf den dunklen
Spalt in der Tür. Dahinter war undeutlich eine Art Maschinerie zu sehen, dann hatte Cole die Tür zugemacht. Als er zu Jacob
ging, hinkte er auffälliger als sonst.
Noch immer schwer atmend, zeigte Cole auf den Kotflügel und die Motorhaube, die er zuvor in den Garten geschleppt hatte, und
sagte etwas zu seinem Sohn. Da Jacob nicht von seinem Spiel aufschaute, beugte sich Cole hinab und nahm es ihm weg. Ben presste
seinen Finger auf den Auslöser und dokumentierte Jacobs verärgerten Protest. Cole sagte wieder etwas, aber er verschwendete
seine Zeit. Ben wusste aus Erfahrung, dass sich Jacob nur in einen Wutanfall hineinsteigern würde. Er konnte seine frustrierten
Schreie den Hang hinaufdriften hören, als der Junge versuchte, seinem Vater das Spiel wieder zu entreißen. Cole hielt es noch
eine Weile von ihm fern, dann gab er es ihm zurück.
Jacob kauerte sich abwehrend zusammen und presste das Spiel an die Brust. Cole schaute auf ihn hinab, aber man konnte an seinem
Gesicht nicht ablesen, was in ihm vorging. Er hob die Motorhaube hoch, schien sie einen Moment zu taxieren und legte sie dann
auf den Haufen. Er rückte sie ein paarmal zurecht, bis er offenbar zufrieden war, und tat dann das Gleiche mit dem Kotflügel.
Cole stand in der Mitte des Gartens und betrachtete sein Werk.
Er rührte sich nicht, als die Küchentür aufging und Sandra herauskam. Mit gequälter und böser Miene starrte sie ihren Mann
von hinten an. Ben fragte sich, ob er wusste, was ansonsten hinter seinem Rücken geschah, wenn er bei der Arbeit war. Aber
das was unwahrscheinlich. Cole war ein
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