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Obsession

Titel: Obsession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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zu einem Tisch. Das Restaurant war
     voll, aber sie brachte sie in ein Hinterzimmer, so weit weg vom Hauptsaal wie möglich. Nur zwei Tische waren dort besetzt,
     eine Familie saß an dem einen, ein Mann und eine Frau an dem anderen. Der Mann war Keith.
    Ben hatte ihn seit der Party zum Hochzeitstag nicht mehr gesehen. Durch die Arbeit und die ständigen Fahrten nach Tunford
     war er zu beschäftigt gewesen. Und Keith hatte selbst einen neuen Zeitvertreib. Das geteilte Wissen |222| um seine Affäre – und Keiths Beschämung deswegen – war beiden unangenehm. Was wahrscheinlich der eigentliche Grund war, dass
     die beiden sich nicht gesehen hatten, wie Ben zugeben musste.
    Doch an diesem Abend hatten die Drinks jede Verlegenheit fortgespült. Und außerdem jedes Feingefühl. «Keith!», hatte er erfreut
     ausgerufen, und erst er als das schuldbewusste Entsetzen in Keiths Gesicht gesehen hatte, war ihm klargeworden, dass die dunkelhaarige
     Frau an seiner Seite jung und schlank und offenbar nicht Tessa war.
    Die Frau von der Plattenfirma, dachte Ben. Ach du Scheiße.
    Aber es war zu spät, um etwas anderes zu tun, als weiter zu lächeln und hinüberzugehen. «Ich habe nicht damit gerechnet, dich
     hier zu sehen», sagte er, ehe ihm auffiel, wie taktlos es klang.
    Keiths Gesicht war purpurrot. «Äh, Ben, das ist Jo.»
    Ben hatte Hallo gesagt. Die Frau schien ganz angenehm zu sein, hatte aber einen kühlen Blick, der ihm nicht besonders gefiel.
     Er hatte sich entschuldigt, war zu seinem Tisch zurückgekehrt und hatte es für den Rest des Abends vermieden, zu häufig hinüberzuschauen.
     Keith hatte sich kurz verabschiedet, als er und seine Freundin gegangen waren, aber Ben hatte ihm angesehen, dass er immer
     noch nervös gewesen war.
    Er bedauerte das zufällige Zusammentreffen. Nicht nur weil er ahnte, dass er den beiden den Abend verdorben hatte; es machte
     die Situation auch komplizierter. Vorher hatte er nur auf abstrakte Weise von Keiths Affäre gewusst. Aber nun, da er ihn und
     die Frau zusammen gesehen hatte, fühlte er sich in die Sache verwickelt. Das Problem war nicht, dass er Keith tatsächlich
     Vorwürfe machte. Gott weiß, wie lange |223| er versucht hatte, seinen Freund von Tessa abzubringen, bevor sie geheiratet hatten. Aber er konnte es auch nicht gutheißen.
    Als er am nächsten Morgen ins Atelier kam, dachte er mehr an diese Sache als an die Aufnahmen, die an jenem Tag stattfinden
     sollten. Bis Zoe ihm mitteilte, dass sie abgesagt worden waren. Der Modemacher hatte sich mit der Modelagentur wegen unbezahlter
     Rechnungen gestritten und war daraufhin auf die schwarze Liste gesetzt worden.
    «Das scheint dich nicht besonders zu ärgern», sagte Zoe, nachdem sie die Nachricht überbracht hatte.
    Er überlegte bereits, wie schnell er nach Tunford kommen könnte. «Kann man nichts machen.»
    «Ich weiß, aber das ist schon das dritte Mal diesen Monat. Es macht mich stinksauer.» Die zwei Male davor waren Aufnahmen
     zwar nur verschoben und nicht abgesagt worden, aber Zoe nahm das alles persönlich. Früher wäre es Ben genauso gegangen, doch
     jetzt kam es ihm selbst sehr gelegen. «Ich könnte diesen Typen anrufen, der ein paar Portraitaufnahmen haben will», schlug
     Zoe vor. «Diesen Autor. Er meinte, er wäre bereit, sobald wir einen Termin frei haben.»
    Ben versuchte, sich krampfhaft zu erinnern, wen sie meinte. «Äh   ... nein, das ist zu kurzfristig.»
    «Einen Versuch ist es wert.»
    «Nein, lieber nicht.» Er sah, dass sie nicht einverstanden war. «Weißt du was? Warum machst du die Aufnahmen nicht?»
    «Ich?»
    «Ja, warum nicht? Du bist gut genug.»
    «Aber er will dich.»
    «Erzähl ihm, dass ich nicht kann. Sag ihm, wir sind völlig |224| ausgebucht, aber du kannst die Sache zwischendurch übernehmen.»
    Sie sah ihn unschlüssig an. «Meinst du, da lässt er sich drauf ein?»
    «Du hast doch selbst gesagt, es ist einen Versuch wert.» Während sie darüber nachgrübelte, holte er seine Jacke.
    «Und was machst du in der Zeit?», fragte sie.
    «Ich muss ein paar andere Dinge erledigen.»
    «Kann ich dir helfen?»
    «Nein, schon in Ordnung.» Er war bereits an der Tür. «Ruf diesen Autor an und schau mal, was er sagt. Wir sehen uns morgen,
     okay?»
    Sie nickte, machte aber noch immer keinen glücklichen Eindruck, als er hinausging. Unterwegs hielt er an einem Elektronikladen
     an und fuhr dann geradewegs nach Tunford. Am frühen Vormittag erreichte er den Wald. Er parkte auf seinem

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