Obsidian (German Edition)
Lokale.
„ Das sieht schon besser aus“, meinte Monja erleichtert.
In der Gasse waren mehrere Lokale, die noch hell beleuchtet waren. Auf der linken Straßenseite hatten sie die Auswahl zwischen einem Restaurant, das sich „Café Habana“ nannte oder einem Steakhouse mit Namen „Panchos“. Den gegenüberliegenden „Subway“ ließen sie aus, Eric verlangte nach einem großen, deftigen Abendessen.
Und das bekam er auch. Das Steak auf seinem Teller war riesig, die Beilagen wurden auf eigenen Tellern serviert. Aber Erics Appetit war ebenso groß.
„ Caramba, das ist eine ordentliche Portion. Genau das Richtige, nach so einem Tag“, meinte er schmatzend. Monja begnügte sich mit einer kleineren Portion und viel mehr Gemüse auf ihrem Teller. Obwohl sie anscheinend die einzigen Touristen im Lokal waren, glaubten sie dennoch, alles an diesem Ort war einem Werbeprospekt für Gastfreundlichkeit in Mexiko entsprungen. An den Wänden hingen Sombreros in Übergrößen und Bilder von mexikanischen Freiheitskämpfern, Landarbeitern und unterschriebene Porträts. In einer Ecke spielte eine neunköpfige Mariachi-Band ohne Pause volkstümliche, teils bekannte Musik.
"Wenn wir auf Urlaub hier wären, dann würde ich sagen, Du hast das perfekte Ambiente für den Abend ausgewählt."
"Alles nur für Dich, Monja", antwortete Eric grinsend. Es tat gut, bei all dem Chaos nicht den Spaß zu verlieren. Obwohl der Tag für Eric nicht nur körperlich eine Herausforderung war, versuchte er, die Zeit jetzt mit Monja halbwegs entspannt zu genießen.
Über zwei Stunden verbrachten sie im Lokal, bis Monja Eric darauf aufmerksam machte, dass sie noch immer keine Übernachtungsmöglichkeit gesucht hatten. Da half Eric aber ein kurzes Gespräch mit dem Kellner. Nachdem sie ihm versichert hatten, keine Amerikaner zu sein, half er ihnen gerne und organisierte innerhalb weniger Minuten ein Doppelzimmer in einer kleinen Pension, die nur zwei Gassen entfernt war.
Nachdem sie bezahlt hatten, machten sie sich umgehend auf den Weg zu dem beschriebenen Haus. Vor der Tür wartete eine junge Dame, die scheinbar schon geschlafen hatte, auf sie. Dennoch war sie ihnen gegenüber äußerst freundlich und brachte sie umgehend auf ihr Zimmer.
Der kleine Raum bot nicht viel mehr als ein Doppelbett und ein kleines Bad mit Dusche, aber mehr benötigten Monja und Eric auch nicht. Kaum hatte sie das Geld bekommen und sie alleine gelassen, sank Eric auf das Bett.
Als sich Monja zu ihm legte und den Arm um ihn legte, stöhnte er kurz auf.
"Tut's sehr weh?"
"Nur etwas", untertrieb er. Sein ganzer Körper schmerzte noch von dem aufreibenden Tag.
"Hier auch?", fragte Monja und küsste seine Schulter.
"Ja, aber es wird besser.", gab er ihr müde aber glücklich zur Antwort.
"Und hier?" Sie gab ihm einen sanften Kuss am Hals.
"Auch", meinte Eric und lächelte.
"Und wie sieht´s hier aus?" Sie küsste seine Wange.
"Auch hier, aber die Schmerzen werden schon weniger."
Monja setzt sich auf und schmunzelte.
"Wir spielen jetzt aber nicht eine Szene aus Indiana Jones nach, mein Schatz."
Eric umarmte sie und zog sie zu sich.
"Du warst diejenige, die mich mit ihm verglichen hat."
"Zum Glück bist Du jünger." Monja küsste ihn lange. Es blieb nicht beim Küssen und trotz seines geschundenen Körpers hatte Eric noch genug Energie für eine heiße Liebesnacht.
Gonzales saß an seinem Schreibtisch und blätterte durch alte Fotoalben. Der actionreiche Tag heute hatte ihn wieder an seine früheren Tage erinnert. Er fand ein Bild, das ihn mit einigen seiner Männer zeigte, kurz nachdem sie eine groß angelegte Drogenoperation erfolgreich abgeschlossen hatten. Auch Joaquim war auf diesem Bild im Hintergrund zu sehen, doch Gonzales wusste nicht, wen er auf dem Bild zufällig abgebildet hatte. Neben ihm an der Wand hing eine silberne Machete, die auf der Klinge eine Gravur trug. Sie war ein Abschiedsgeschenk gewesen von seinen treuesten Begleitern beim Militär.
„ Für unseren besten General, ein Freund auf Lebenszeit“, las er leise vor.
Auf seinem Computer hatte er einen streng vertraulichen Bericht offen, in dem er mehr zu der roten Bruderschaft erfahren hatte. Langsam bildete sich ein Grinsen in seinem Gesicht.
„ Der alten Zeiten zuliebe!“, beschloss er und griff zum Telefon. Obwohl er die Nummer seit Jahren nicht mehr gewählt hatte, er konnte sie noch auswendig. Als er am anderen Ende ein sehr überraschtes „Hallo“ hörte, musste
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