Obsidian (German Edition)
Paris. Am Flussufer der Seine schlenderten einige Pärchen eng umschlungen entlang und das Restaurant neben der Nationalbibliothek war für einen Sonntag gut besucht.
In einer Ecke saßen Monja und Eric mit ihren neuen Freunden Miguel und Jose und warteten auf ihr bestelltes Abendmenü.
Es waren inzwischen mehr als zwei Wochen seit ihrer überstürzten Abreise vergangen. Miguel hatte noch am selben Tag einen Flug organisiert und war mit ihnen nach Paris geflogen. Als Zeichen, dass sie ihm vertrauen konnten, erklärte er ihnen, dass er sie nichts über die Unterlagen oder den gefundenen Stein fragen würde, bis sie von selbst zu ihm kommen würden. Er versicherte ihnen mehrmals, dass er und Jose voll und ganz auf ihrer Seite standen. Seit diesem Tag wohnten sie in einem Hotel im Osten der Stadt. Das Viertel hieß Bercy und wurde für sie schnell sehr vertraut. Nur die Sprache blieb für Monja und Eric ein Rätsel, aber da konnte ihnen Miguel weiterhelfen.
Er hatte ihnen erzählt, dass er und Jose für die Universität von Mexiko arbeiten würden. Genauer für die Abteilung, die sich für das Volk der Mayas, Azteken, Olmeken und weitere alte, mesoamerikanische Kulturen interessieren. Sie war „Außendienstmitarbeiter“, wie er es nannte und Jose murrte auf mehrmaliges Nachfragen von Monja nur: „Wir suchen Dinge für das Museum. Das ist unser Job.“ Jose hatte ebenfalls sein Wort gehalten, er kam einen Tag später mit allen Unterlagen und den Taschen von Monja und Eric nach.
Monja erklärte ihnen, dass sie mit ihnen über alles reden werden, aber vorerst mussten sie und Eric mit dem Verlust von einigen geliebten Menschen fertig werden.
Die ersten Tage sprachen Monja und Eric fast nichts miteinander und verbrachten die meiste Zeit auf dem Zimmer. Sie lasen die Nachrichten aus Österreich, wobei sie nichts Neues in Erfahrung bringen konnten. Die Autobombe vom Flughafen geriet in Vergessenheit, da keine Anzeichen für weitere Anschläge gefunden werden konnten. Es gab auch keinen Bericht zu einer Leiche im Wiener Prater, was darauf schließen ließ, dass die rote Bruderschaft ihre Spuren gut verwischt hatte.
Mit der Zeit konnten Monja und Eric wenigstens miteinander über das Erlebte reden und trotz seiner eigenen Trauer war Eric für die junge Frau da. Mehrmals heulte sie sich an seiner Schulter in den Schlaf. Eric selbst hatte nur einmal geweint, spätnachts, als Monja schon schlief und er mit einem Bild von Sammy, Ines und ihm auf dem kalten Balkon saß. Er blieb die halbe Nacht dort sitzen, blickte auf den Bahnhof, der fast direkt vor dem Hotel war und trauerte mit einer Flasche Tequila um seine Freunde. Dieses Getränk war immer ihr Lieblingsgetränk gewesen und oftmals war es ihr Untergang. Er war zutiefst getroffen von dem Verlust seiner besten Freunde, gleichzeitig aber auch wütend über die Umstände. Das Grinsen von dem Asiaten Bolo hatte sich in sein Gedächtnis gebrannt und er hoffte, dass er sich bei ihm und der Bruderschaft dafür noch rächen konnte.
Miguel hatte ihnen neue Pässe besorgt und ebenso neue Handys. Sie mussten ihm aber versprechen, niemanden aus dem Freundeskreis oder der Familie anzurufen, damit sie auch weiterhin nicht gefunden werden konnten. Die letzten Tage hatten sie wie typische Touristen verbracht und sich die Sehenswürdigkeiten von Paris angesehen. Monja und Eric waren sich einig, die Sache mit den Rätseln rund um die Maya-Legende etwas ruhen zu lassen und zuerst selbst wieder zu Kräften zu kommen.
Der Abend in dem Restaurant sollte ein kleines Dankeschön für die zwei Männer sein, die ihnen das Leben gerettet hatten.
Außerdem wollten sie etwas mehr über ihre neuen Freunde erfahren, die bislang eher verschwiegen waren bei dem Thema.
„ Du hast erwähnt, dass ihr für die mexikanische Universität arbeitet. Wie bist Du eigentlich auf meinen Vater gekommen?“, wollte Monja von Miguel wissen.
„ Er hat sich mit einigen Fragen bei uns gemeldet. Dabei wurde klar, dass er sich auf die Legende um den verschollenen Tempel der Maya bezieht. Ich habe mich mit ihm getroffen, um persönlich mit ihm darüber zu reden. Das war übrigens hier in Paris, kurz nach der verheerenden Explosion bei der Weltraumbehörde ESA. Ich bot ihm an, ihn bei seiner Suche zu unterstützen, weil wir auch großes Interesse daran haben, diesen Tempel zu finden. Nur, dass unsere Absichten ganz anderer Natur sind, als die der roten Bruderschaft.“
„ Welche Absichten?“
„ Diese
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