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Occupy Economics

Occupy Economics

Titel: Occupy Economics Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Josef Hoffman
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verteilt sich, es erzeugt den Geldkreislauf.
    Entscheidend ist, dass der Nachfrager bereit ist, die Mehrleistung zu erbringen! Das kann, wenn der Kaufmann/Unternehmer zu niedrige Löhne zahlt, Ausbeutung sein, ist aber im Normalfall nur ein gesunder Anreiz auf beiden Seiten: Beim Kaufmann, Gewinn zu machen und beim Konsumenten, für sein Geld zu arbeiten, das heißt Leistung zu erbringen, das Geld auch zu verdienen. Der Kaufmann ist der Motor, der durch seinen Einsatz, auch seine Risikobereitschaft, den Wohlstand durch Wertschöpfung generiert. Die Folge ist der Anreiz zu Gegenleistung, die Wertschöpfung durch Gegenleistung. Die beiderseitige Wertschöpfung ist in der Summe der Anteil am Wohlstand, der über die arbeitsteiligen Märkte erzeugt wurde.
    Wer die Wertschöpfung vernichtet, vernichtet Wohlstand, weil er über niedrigere Preise auf der Seite des Nachfragers die Leistungsbereitschaft zerstört – und auf der Seite des Anbieters sowieso, weil der nichts mehr verdient. Wer alles umsonst bekommt, lebt im Schlaraffenland und tut gar nichts mehr. Der Sünder ist der Staat, der Preise heruntersubventioniert und damit Leistungen verschenkt, die durch die Leistung anderer erbracht wurden. Der Sünder ist aber auch der Staat, der Preisvorschriften macht, die niedriger sind als die erzielbaren Preise, weil auch hier beiderseits Leistungsbereitschaft beziehungsweise -potenzial vernichtet wird. Der Staat ist auch Sünder, wenn er seine Wirtschaft nicht vor subventionierten Importen schützt oder vor »chinesischen Billigprodukten, die den Markt zerstören«. 18 Exemplarisch zu nennen wären die deutschen Hersteller von Solarzellen (aber auch viele andere, die der deutsche Maschinenbau mit erstklassigen Maschinenparks ausgestattet hat).
    Darin steckt auch die Erkenntnis, dass die Millionen oder Milliarden von Verbrauchern, die wachen Auges über die Märkte laufen, als Gegenkraft die Kreativität der gewerblichen Anbieter, also der Kaufleute und ihrer Gehilfen, herausfordern. Letztlich ist jeder Kunde eine Herausforderung, weil er seine Interessen – eben auch an der Front – genauso unbarmherzig verfolgt wie der Kaufmann. Der Verbraucher ist aber viel flexibler.
    Keine Wohlstandserzeuger, sondern Wohlstandsvernichter sind deshalb all diejenigen, die nichts anderes im Kopf haben als niedrigere Preise. Sie sind diejenigen, die aktiv verhindern, dass die Kaufleute auf den Märkten ordentliche Margen verdienen, Gewinne machen, und die dadurch dem Hinterland, den Betrieben, den Geldhahn zudrehen. Sie nehmen dem Kaufmann beziehungsweise Unternehmer das Geld weg, das er braucht, um dort allgemeinen Wohlstand (auch durch hohe Steuerzahlungen) zu verbreiten.
    Seitdem der sogenannte Verbraucherschutz vonseiten des Staates systematisch betrieben wird, sind wir dabei, systematisch unser Prekariat zu erzeugen. Zu den Tätern des aktiven Verbraucherschutzes gehören auch unsere Kartellbehörden.
    Die Gewerkschaften gehören nicht dazu (zu den Tätern). Im Gegenteil. Sie haben die Aufgabe, im Hinterland in den Betrieben für eine halbwegs gerechte Einkommensverteilung zu sorgen, die vor allem im Zuge der Industrialisierung im 19. Jahrhundert durch die gigantischen Gewinne heftig aus dem Gleichgewicht geraten war. Sie sorgen für höhere Löhne, also höhere Preise für Arbeit. Sie erhöhen tendenziell die Wertschöpfung, weil sie beim Kaufmann/Unternehmer den Kostendruck erhöhen und ihn veranlassen, höhere Preise zu verlangen. Höhere Löhne sind prinzipiell nichts anderes als die Umschichtung von Wertschöpfung hin zum Arbeitnehmer. Seine Gegenbewegung sind die erhöhten Preise. Da Preiserhöhungen die zentrale Herausforderung sind für die Kreativität des Verbrauchers und des Abnehmers, ist es geradezu ein Vergehen, dem Verbraucher diesen Druck zu nehmen.
    Denn der Verbraucher ist deshalb nicht der Böse. Der Verbraucher hat ein Geldbudget und versucht, es mit möglichst viel Ware zu füllen. Ein fleißiger Verbraucher ist reicher als ein fauler, weil er länger nach einer Quelle sucht, die ein Produkt zu einem niedrigeren Preis anbietet. Gelingt ihm das, so hat er Geld übrig für weitere Einkäufe. Der fleißige Verbraucher hat real ein größeres Sozialprodukt bei gleichem Einkommen. Er ist eine Art Gegengewicht zum Kaufmann, weil er ihn von morgens bis abends austricksen will. Aber auch der Verbraucher hat weniger Geld in der Tasche, wenn der Kaufmann weniger verdient, weil Verbraucher und Kaufmann/Unternehmen am Ende

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