Occupy Economics
buchhalterischen Bearbeitung müssen beschrieben werden, weil nur so erkannt werden kann, wo sich die Schwächen des Systems befinden. So kurz wie möglich: Mit jeder Transaktion auf dem Markt sind zwei buchhalterische Aktionen verbunden. Jede dieser Aktionen besteht auch wieder aus zwei einzelnen Buchungen. Es sind also nicht nur einer, sondern zwei doppelte Buchungssätze, die der Kaufmann, also der Anbieter einer Ware auf einem Markt, bei einer Transaktion tätigt: Der erste doppelte Buchungssatz betrifft die Einnahme, den Geldeingang, den Umsatz. Die Buchung lautet: »Umsatz an Kasse (oder Forderung)«. Diese erste der doppelten Buchungen spiegelt die Geldbewegung wider, beginnend mit dem Umsatz, den Geldeinnahmen. Die Gegenbuchung erfolgt in der Kasse oder auf dem Konto »Forderungen«, das heißt, der Barbestand in der Kasse wächst mit dem Umsatz oder der Bestand an Forderungen, wenn nicht sofort bezahlt wurde. Der Umsatz erscheint bei der Tagesabrechnung (beziehungsweisePeriodenabrechnung Monat oder Jahr) in der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV).
Die zweite doppelte Buchung lautet »Wareneinsatz« an »Warenbestand«. Der zweite Buchungssatz hält die Minderung des Warenbestandes im Lager fest und erscheint als Gegenbuchung in der Gewinn- und Verlustrechnung als »Materialkosten«. Nur wenn beide Buchungen erfolgt sind, ist die Transaktion, der Kaufvorgang, insgesamt buchhalterisch abgebildet.
Das Ergebnis dieser Buchungen ist zum einen die jeweilige Summe der Transaktionen. Die wichtigste Summe ist der Umsatz, die Summe der Geldeinnahmen, die zweite Größe ist der Kassenbestand, der Bestand an Bargeld (oder der Bestand an Forderungen), die dritte Größe ist der Materialeinsatz in Geld gemessen und schließlich der restliche Warenbestand. Aus der Differenz zwischen Umsatz und Materialeinsatz ergibt sich der Rohertrag. Der Kaufmann weiß sofort, welche Marge, also welchen Bruttoüberschuss, er hat. Diese Marge ist sein Profit, wenn man von den allgemeinen Kosten absieht. 16
Das, was der Kaufmann als Profit oder Marge kennt, kann auch mit dem hier schon früher benutzen Begriff der Wertschöpfung bezeichnet werden. Die Wertschöpfung ist der Mehrwert, der durch irgendeine Leistung materiell erzeugt wird und der dann auf dem Markt im (erneuten) Tausch realisiert wird. Die Wertschöpfung des Bauern ist die Differenz zwischen seinem privaten Waren- und Personaleinsatz (Saatgut und Landarbeiter) und seinem Erlös für die Ernte am öffentlichen Markt.
Wobei auch hier noch einmal darauf hingewiesen werden darf, dass auch Eigenverbrauch aus der Ernte befriedigt wird, aber die dafür geernteten und verbrauchten Güter nur einen Wert an sich darstellen. Eine Wertschöpfung im kaufmännischen Sinne ist damit nicht verbunden. Bei diesen Einnahmen in Form von Realgütern ist es wie beim Umweltverbrauch: Eine Einpreisung ist zwar möglich, aber unsinnig. Natürlich kann man einen beliebigen Marktpreis nehmen und sagen, die empfangene Leistung oder das verbrauchte Gut ist soundsoviel wert. Aber welcher Marktpreis ist objektiv der richtige? Der von nebenan oder ein anderer? Und beim Umweltverbrauch ist es noch irrationaler: Welchen Preis soll man nehmen, den von heute oder den von in zehn Jahren?
4.3 Wertschöpfung und Wohlstand – Gewinn macht Sinn!
Bis jetzt war die ganze Betrachtung wertfrei, weil das Ziel des ganzen Markt- und Umlandgeschehens noch unscharf beschrieben wurde. Die Markttransaktion oder der Tausch unterliegt dem Synallagma, also der Gleichwertigkeit. Der Umsatz und die Kosten werden in zwei Schritten und noch einmal in zwei Schritten verbucht. Die Leistung ist mit der empfangenen Leistung identisch, die Gegenleistung in gleicher Weise. Der Sinn und Motor des Marktgeschehens liegt im Mehrwert, in der Wertschöpfung, im Profit.
Aber was ist das Gute daran? Worin liegt das Prinzip, das das egoistische/altruistische System rechtfertigt? Ist es so, wie Adam Smith sagt, dass alle für sich wirtschaften und aus dem egoistischen Zusammenwirken der Nutzen für alle wird, und dass es des Marktes bedarf, um dieses Optimum herzustellen? Marktwirtschaft über alles?
Ich glaube das nicht. Der Kern des Wohlstandes liegt nicht primär im Tausch, nicht in der Arbeitsteilung unter Fremden. Der Kern des Wohlstandes liegt in der Haus- und der Betriebswirtschaft, also dort, wo die Leistungen erbracht werden. Jetzt mag man einwenden, dass die betrieblichen Leistungen sinnlos sind, wenn Sie am Markt keinen Käufer
Weitere Kostenlose Bücher