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Occupy Economics

Occupy Economics

Titel: Occupy Economics Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Josef Hoffman
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Folge des Ganzen ist, dass Großbritannien in der Fläche wirtschaftlich austrocknet, nur in und um die Finanzmetropole London nicht. Deshalb ist es wichtig, die realen Werte neben die summarischen Berechnungen in die politischen Informationssysteme einzubauen, vor allem auch die etablierten Vermögen.
    4.6 Der Realwert des Gemeinwesens
    Ein sehr bekannter schwäbischer Unternehmer, Prof. Berthold Leibinger, Mitinhaber des weltweit größten Werkzeugherstellers Trumpf AG, sagte vor Jahren auf einem Vortrag, weshalb er am Standort Deutschland festhalte. Das Erste sei die politische Stabilität des Landes, das Zweite sei der herausragende Ausbildungsstand unserer arbeitenden Bevölkerung und das Dritte sei die industrielle Infrastruktur, die Deutschland auszeichne. Man kann die Aufzählung noch ergänzen um die exzellente Infrastruktur, die der Staat dem Bürger teilweise kostenlos zur Verfügung stellt, angefangen beim ausgebauten Straßennetz, dem Netz an Verbindungen im Luft- und Schienenverkehr, dem Angebot an Rechtssicherheit und an einer funktionierenden Bürokratie. Auch diese Werte sind nur zu einem geringen Teil rechnerisch in den Steuer- oder Gebühreneinnahmen oder den Staatsausgaben ausgewiesen. Hier sind Komponenten enthalten, die sich ein Volk in Jahrzehnten erarbeitet hat, wie der Villenbesitzer, der auf der Terrasse vor seinem Park sitzt, für den er nicht mehr bezahlt, allenfalls für dessen Pflege. Über eine Verzinsung dieser Werte zu reden, wäre unsinnig. Die Dinge sind gut, so wie sie da sind. Aber sie bei politischen Überlegungen oder Entscheidungen deshalb zu negieren, wäre ebenso unsinnig.
    Das ist im ersten Moment nichts Neues und erinnert an die bereits erwähnte Idee Sarkozys, die Berechnung des Sozialprodukts zu erweitern. Das Bonner »Denkwerk Zukunft« hat daraus die Idee entwickelt, das Bruttoinlandsprodukt künftig durch ein Verteilungsmaß, die gesellschaftliche Ausgrenzungsquote und den ökologischen Fußabdruck zu ergänzen. Aber es gibt doch ein paar fundamentale Unterschiede: Zum einen wird hier das sogenannte Bruttoinlandsprodukt substanziell vollständig umdefiniert, sodass ich es jetzt nur noch als »Markt-Inlandsprodukt« bezeichnen würde, aber eigentlich als noch weniger, weil es nicht das Inlandsprodukt ist, sondern nur die rechnerische Summe der Tauschprozesse im Rahmen der Arbeitsteilung, also der Nominalwert der Marktbewegungen.
    Aber zu dieser Herabwertung käme eben noch eine zusätzliche Relativierung, dadurch, dass diverse Realwerte einbezogen würden. Das dann allerdings auch wieder nicht so, wie es das »Denkwerk Zukunft« vorschlägt, indem es das soziale Umfeld bewertet, sondern das geschähe in Form von Indizes, abgeleitet von absoluten Mengen. In einer Gesamtschau wäre dann erst einmal alles drin, was man an wirtschaftlich-organisatorischer Leistung erfassen sollte.
    15 Es gibt auch andere Buchführungen in Betrieben und Haushalten, z. B. die Lagerbuchhaltung, die nicht in Geld, sondern in Realeinheiten geführt werden.
    16 Außen vor bleiben können hier die Transaktionen, die am folgenden Tag stattfinden, und die lediglich Verschiebungen innerhalb der Bilanzpositionen darstellen, wozu gehören: Der Kassenbestand wird zur Bank gebracht, der Warenbestand wird aufgefüllt. Beide haben jeweils wieder doppelte Buchungen zur Folge.
    17 Donna Cross bei der Präsentation des Sönke-Wortmann-Filmes Die Päpstin 2009 in Düsseldorf-Kaiserswerth.
    18 Exemplarisch eine von unzählig vielen Fundstellen: » Der Kopf, das Geld« in: FAZ am Sonntag, 20. Mai 2012, S. 27.
    19 »Die große Hoffnung des 20. Jahrhunderts«, Jean Fourastié, Köln-Deutz 1954.

5. Geld oder Gold? (occupy Wall Street)
    Es war jetzt länger nicht von Buchhaltung die Rede, aber das Thema ist noch unvollständig behandelt, und zwar bisher nur für den realwirtschaftlichen Teil, soweit er sich des Geldmaßstabes bedient, also für die Bereiche Marktwirtschaft und Betriebswirtschaft. Was jetzt Gegenstand weiterer Überlegungen ist, ist die Finanzwirtschaft.
    5.1 Der Kaufmann und die Bank
    Auch der Bezug zwischen der Realwirtschaft und der Finanzwirtschaft geht erst einmal über die Buchhaltung. Der Kaufmann, der tagsüber am Markt verkauft hat, bringt am nächsten Morgen seine Geldeinnahmen zur Bank. Die Buchungen im Laden beziehungsweise auf dem Markt an der Kasse tagsüber lauten »Umsatz an Kasse«, die Buchung am nächsten Tag nach dem Bankbesuch lautet »Kasse an Bank«. Bei der Bank lautet

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