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Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Erwartung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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nun die zweite Person, die mir von Justines Eifersucht erzählte, und wem sollte ich glauben, wenn nicht Caleb? Außerdem war es einfacher, diese Tatsache zu akzeptieren, nachdem ich nun wusste, wer … oder was … ich wirklich war.
    »Solange sie sich erinnern konnte, wollte jeder dich näher kennenlernen. Verwandte, Nachbarn, Lehrer, Klassenkameraden. Du hast es kaum bemerkt, und deshalb hat sie dir auch nie davon erzählt, aber es hat sie völlig wahnsinnig gemacht. Um damit fertig zu werden, hat sie alles Mögliche angestellt, um beachtet sie werden. Sie war in Sportteams, in hundert verschiedenen Clubs und hat ständig Bestnoten geschrieben.Sie hat versucht, sich mit jedermann anzufreunden. Als sie alt genug war, hatte sie Dates mit einer Riesenmenge Jungs.«
    Ich hob den Blick und runzelte die Brauen.
    »Ja, ich wusste davon. Und ich kannte auch ihre Gründe. Mir hat es nichts ausgemacht – schließlich wusste ich, dass Justine für sie nicht das Gleiche empfand wie für mich –, aber es tat mir furchtbar leid, dass sie so weit gehen musste, um sich wichtig zu fühlen.«
    Als hätte Justine es nötig gehabt, tausend verschiedene Jungs zu küssen oder mit dem Fallschirm aus Flugzeugen zu springen, um wichtig zu sein! Sie war es doch immer gewesen.
    »Das alles hat sie nicht getan, damit du dich schlechter fühlst, sondern damit sie sich besser fühlt. Wie schon gesagt, sie hätte einfach alles für dich getan. Sie wollte dich bestimmt nie verletzen.«
    »Okay, und welcher Teil von ihr hat es dann ernst gemeint, als sie mich ins Wasser geschickt hat?«
    Er schwieg einen Moment. »Weißt du noch, wessen Idee es damals war, ein Picknick am Strand zu machen?«
    »Nein«, antwortete ich ehrlich. »Ich erinnere mich an fast gar nichts mehr«, fügte ich weniger ehrlich hinzu.
    »Justine hat mir erzählt, dass sie lieber ins Kino wollte, aber du hast für ein Picknick gestimmt. Kaum hattest du die Idee vorgeschlagen, fing deine Mom mit Broteschmieren an, und dein Dad packte Brettspiele zusammen. Als Justine weiter aufs Kino bestand, haben beide sie ignoriert.«
    »Aber ich habe nicht immer eine Vorzugsbehandlung bekommen«, sagte ich. »Justine hat sich mit Mom viel besser verstanden als ich. Und Dad war auch ganz verrückt nach ihr.«
    »Kann schon sein, jedenfalls war Justine ziemlich sauer. Siewusste, dass du keine Schuld hattest, aber trotzdem fühlte sie sich ungerecht behandelt. Als sie gestichelt hat, ob du dich ins Meer traust, wusste sie genau, wie gefährlich das war … und aus diesem Grund konnte sie sich auch nie verzeihen, dass du die Herausforderung angenommen hast und in den Wellen verschwunden bist.«
    »Ich habe es doch geschafft!«, protestierte ich so energisch, als könnte ich Justine immer noch von ihrer Unschuld überzeugen. »Die Strömung hat mich zwar in die Tiefe gezogen, aber alles ist gut ausgegangen.«
    »Vanessa .du warst vierunddreißig Minuten unter Wasser, bevor die Rettungssanitäter dich erreicht hatten.«
    Ich sackte zurück.
    »Es ist ein echtes Wunder, dass du überlebt hast.«
    So konnte man es wohl auch nennen.
    »Das hat sie nie ganz abschütteln können«, fuhr Caleb fort, »dass du fast ertrunken wärest, weil sie einen Moment lang schwach geworden ist. Danach hat sie sich noch mehr in die Vorstellung hineingesteigert, immer abenteuerlustig, kontaktfreudig, beschützerisch und erfolgreich sein zu müssen. Vor allem ging es ihr weiter darum, Aufmerksamkeit zu bekommen – die sie nach dem Unfall noch mehr brauchte als vorher –, aber gleichzeitig wollte sie auch die beste Schwester, Tochter, Schülerin und Freundin sein, die man sich denken konnte. Justine hat immer ein schlechtes Gewissen mit sich herumgeschleppt, weil all die Leute, die dich anhimmelten, durch ihre Schuld fast ohne dich hätten leben müssen.«
    Ich versuchte, mir eine Justine vorzustellen, die keinen anderen Antrieb für alles gehabt hatte als Schuldgefühle und die Sucht, gemocht zu werden. »Okay, und als es dann an der Zeit war, sich fürs College zu bewerben …«
    »Da wählte sie Dartmouth«, sagte er. »Harvard, Yale,Brown. Die ganzen Eliteschulen, und alles nur für eure Mom.«
    »Aber der Aufsatz?«, hakte ich nach.
    »Justine stellte fest, dass sie ihn nicht schreiben konnte. Nachdem sie so lange und so hart daran gearbeitet hatte, andere Leute zu beeindrucken, wusste sie überhaupt nicht mehr, wer sie war oder was sie mit ihrem Leben anfangen wollte.«
    Ich neigte den Kopf zur Seite

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