Ocean Rose. Erwartung (German Edition)
Meerjungfrau hängen, die als Logo auf meiner Schürze schwamm, und wanderten dann ausdruckslos weiter nach oben.
Er sah zwar nicht begeistert aus, aber wenigstens nahm er von mir Notiz. Dieser Fortschritt ermutigte mich zu einem noch breiteren Lächeln.
»Hi«, versuchte ich es erneut und war stolz, dass ich mich diesmal immerhin selbst hören konnte.
Seine Augen wurden schmal, und er schien über eine angemessene Reaktion nachzudenken.
Ich warf einen weiteren Blick auf die Küchentür. Meine Laune stieg, als sie aufschwang, und sank wieder, als nur eine andere, gehetzt wirkende Kellnerin erschien. Ich wandte mich wieder an Oliver, der an seinem Hörgerät fummelte. Zuerst wollte ich mich als eine Freundin von Paige vorstellen,aber verzichtete darauf, denn plötzlich wurden seine Augen, die eben noch misstrauische Schlitze gewesen waren, vor Verwunderung ganz groß.
»Vollkorntoast, stimmt’s? Mit Traubengelee? Dazu ein hartgekochtes Ei und eine Tasse Tee?« Ich rasselte die Worte herunter, damit ich so schnell wie möglich wieder wegkonnte. »Welche Sorte war es noch – Kamille? Zitrone? Am besten bringe ich Ihnen einfach die gesamte Auswahl, dann können Sie sich selbst eine aussuchen.«
Er starrte mich an, und ich versuchte zu blinzeln. Als mir das nicht gelang, starrte ich zurück und griff langsam nach der Speisekarte. Meine Finger befanden sich einen halben Zentimeter von den Tagesgerichten entfernt, als er die Hand auf den Tisch niedersausen ließ.
Ich sprang zurück. Das Stimmgewirr im Speisesaal wurde leiser, und die benachbarten Gäste schauten neugierig zu uns herüber. Seine Augen waren so groß wie Frisbees, als er die Karte nahm, sie mir entgegenhielt und auf die klein geschriebenen Worte ganz unten tippte. Ich zögerte, aber dann beugte ich mich vor und las. Dabei versuchte ich, seinen Zeigefinger zu ignorieren, der fahlgrau war, Schorf am Knöchel hatte und sichtbar zitterte.
»Earl Grey?«
Sein Finger zuckte bebend und tippte noch einmal auf dieselbe Stelle.
»Earl Grey«, wiederholte ich und wich zurück. »Wunderbar. Ich gebe Ihre Bestellung gleich weiter.«
Hastig machte ich auf dem Absatz kehrt und floh in Richtung Küche.
»Anscheinend kapierst du nicht, was so ein Fehler uns kosten kann!«
Ich hielt mir den schmerzenden Schädel, als ich mich durch die Schwingtür schob.
»Die Frau hat eine Käse-Allergie!«, schrie Zara. »Die Sorte, wo sie uns ohnmächtig auf den Boden kippt und mit dem Krankenwagen in die nächste Notaufnahme muss, bevor sie erstickt. Und was machst du? Füllst das Omelett mit Schmelzkäse und überbäckst es mit Cheddar!«
»Das ist nun mal unser heutiges Special«, brüllte Louis zurück. »Wenn die Dame keinen Käse will, dann soll sie keinen bestellen. Oder vielleicht hat ihre Kellnerin vergessen, ihr vorher zu erklären, woraus das heutige Special besteht?«
»Okay, Leute!« Paige übertönte beide und schlug mit einem Holzlöffel gegen einen leeren Topf. »Wir haben weder die Zeit noch das Personal, um diese interessante Debatte fortzusetzen. Der Kundin ist der Käse noch rechtzeitig aufgefallen, bevor sie ihn gegessen hat. Ende gut, alles gut. Louis kann ihr ein Omelett mit Füllung nach Wahl zurechtmachen, und Zara entschuldigt sich im Namen des Hauses und serviert ihr das Essen kostenlos.«
Ich verschwand schnell hinter einem Tisch, als Zara mit wehendem Pferdeschwanz aus der Küche gestürmt kam.
»Oliver hat mir seine Bestellung gegeben«, sagte ich, als Paige sich zu mir umwandte. »Wo kann ich –«
»Er hat wirklich bei dir bestellt?«
Ich zögerte. »Ja.«
»Du bist ein Star!« Sie schnappte sich ein Tablett vom Tisch hinter ihr. »Alle haben es schon mit ihm versucht, und keiner hatte Erfolg. Außer ich. Und jetzt du.«
Ich betrachtete misstrauisch das Tablett, das sie vor mir plazierte. Darauf stand Olivers bestelltes Frühstück, perfekt bis hin zur noch dampfenden Tasse Tee.
»Ich war mir nicht sicher, ob er auf dich anspringen würde – was jetzt kein Urteil über dich sein soll, sondern über ihn –, also habe ich die Bestellung gleich aufgegeben, als ich in die Küche kam.«
»Super«, sagte ich. »Bist du sicher, dass du ihm das Essen nicht rausbringen willst?«
»Ich sollte besser hierbleiben, bis Z zurückkommt. Manchmal richten die Nachbeben größeren Schaden an als der erste Ausbruch.« Sie lief hinter Louis her, der auf dem Herd lautstark mit den Töpfen hantierte. »Oh, und frag ihn am besten, wie das Schreiben
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