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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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erwartet wurde. Stattdessen gab sie ihn frei und erzählte den Sirenen des Clans, was sie hören wollten. Nach einer Weile begann sie jedoch zu fürchten, dass die anderen misstrauisch wurden und sie bestrafen könnten, also floh sie. Als dein Vater ihr ganz bis nach Kanada folgte, wurde ihr klar, wie sehr du ihm am Herzen lagst – und wie viel sicherer du sein würdest, wenn du in seiner Obhut aufwachsen könntest. Schließlich wusste der Clan nicht, wer er war. Die Sirenen waren nur deshalb misstrauisch geworden, weil Charlotte wieder zu kränkeln begann. Das wäre nicht geschehen – zumindest nicht so schnell –, wenn sie ihn getötet und seine Lebenskraft in sich aufgenommen hätte.«
    »Und der Buchladen? Der Brand?«
    Willa zögerte, dann antwortete sie: »Der Brand war kein Unfall. Deine Mutter hat ihn selbst gelegt, weil sie hoffte, dich beschützen zu können, indem sie all ihre Spuren verwischte, so dass niemand sie mehr finden konnte.«
    Ich hob den Blick und sah sie an. »Wollten Sie mich deshalb nicht treffen? Weil Sie eine Spur zu meiner Mutter wären?«
    »Ja, und aus dem gleichen Grund habe ich mir schon vor langer Zeit geschworen, nie nach deinen Gedanken zu lauschen, wie alle Sirenen es untereinander mehr oder weniger deutlich können. Obwohl es Momente wie zum Beispiel in diesem Sommer gab, in denen ich mich kaum davon abhalten konnte, mich zu überzeugen, ob es dir gutging. Aber dann hätte es nicht lange gedauert, bis du meine Gedanken ebenfalls aufgefangen hättest – und dadurch wäre alles noch viel komplizierter geworden.«
    Ich wandte den Blick ab und schaute auf den makellos sauberen Couchtisch, die leeren Bücherregale und den Kamin, dem vermutlich noch nie ein Streichholz zu nahe gekommen war. Nach allem, was Willa mir gerade erzählt hatte und was sie all die Jahre hatte für sich behalten müssen, konnte ich es ihr nicht verdenken, dass sie ihr Leben so einfach wie möglich gestalten wollte.
    »Sie sind wieder aufgetaucht«, sagte ich nach einer Weile und betrachtete ein Algenstück, das an der Innenseite der leeren Glaskaraffe klebte. »Ich meine die Sirenen von Winter Harbor. Das Eis ist geschmolzen – und jetzt sind sie wieder erwacht.«
    »Ja, ich weiß.« Ihre Stimme klang leise und beruhigend.
    »Meine Freunde und ich … wir haben sie das letzte Mal aufgehalten.« Ich schaute sie an, während Tränen meine Augen füllten. »Und jetzt glaube ich, dass sie sich rächen wollen.«
    Dieses Mal widerstand sie der Versuchung nicht, sondern streckte die Hände aus und zog mich in ihre Arme. Während meine Tränen ihren Mantel durchnässten, strich sie mir über die Haare.
    »Du bist nicht mehr allein, Vanessa. Der Clan wird dir nie wieder etwas tun – weder dir noch sonst jemandem.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«, flüsterte ich.
    »Weil wir dieses Mal keine halben Sachen machen.« Sie drückte mich fester an sich und wiegte mich sanft. »Um eine Sirene mit Sicherheit zu töten, muss man sie ertränken.«

K APITEL 25
    W ie fühlst du dich?«
    Paige schaute von der Zeitschrift hoch, in der sie las. Ich trat ins Zimmer und war erleichtert, dass sie nicht nur wach war, sondern sogar aufrecht saß. Nachdem sie eine Woche im Krankenhaus verbracht hatte, war sie nun seit zwei Tagen wieder bei uns zu Hause. Körperlich erholte sie sich recht gut, aber was ihren emotionalen Zustand betraf, war ich mir nicht sicher.
    »Ganz okay«, antwortete sie mit einem kleinen Lächeln. »Müde, aber okay.«
    »Na, das ist doch ein Fortschritt.« Ich erwiderte ihr Lächeln und setzte mich auf eine Ecke des Bettes. Was ich als Nächstes tun würde, widerstrebte mir sehr, aber ich hatte keine Wahl. »Paige … ich muss mit dir über etwas sprechen.«
    »Ja, ich auch mit dir.«
    »Darf ich zuerst? Bitte?« Wir hatten bisher kein Wort darüber verloren, warum sie sich fast in der Badewanne ertränkt hatte. Bestimmt wollte sie mir eine Erklärung dafür liefern. Aber ich nahm an, dass diese Erklärung anders ausfallen würde, wenn sie zuerst hörte, was ich zu sagen hatte. Da sie nickte, begann ich und verkündete: »Du hattest recht.«
    »Womit?«
    Meine feuchten Finger krallten sich um die zusammengerollte Zeitung, die ich in der Hand hielt. »Weißt du noch, wie du vor ein paar Wochen geglaubt hast, Raina und Zara zu sehen? Als du mit deiner Literaturklasse im Park warst?«
    Die wenige Farbe wich aus ihrem Gesicht, und sie wurde kreidebleich. »Ich erinnere mich, dass ich sie mir eingebildet

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