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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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Richtige ist?«
    Unsere Blicke trafen sich, und ich erwartete funkelnde Wut in seinen Augen, doch sie wirkten nur stumpf und traurig.
    »Er würde mich vor die Tür setzen und nicht wieder nach Hause lassen, bis ich ihm einen Beweis vorlege, dass ich von einem der Colleges aufgenommen wurde, die er ausgewählt hat.« Er starrte wieder aufs Wasser. »Ich weiß nicht, was schlimmer ist – rausgeschmissen zu werden oder ständig Angst davor zu haben, ihm eine Wahrheit zu sagen, die er nicht hören will.« Er zögerte und fügte dann hinzu: »Vermutlich kenne ich niemanden, der mutiger ist als du, Vanessa.«
    »Also, eigentlich …«
    Ich wurde unterbrochen, weil eine plötzliche Welle die Yacht in die Höhe hob und wieder fallen ließ. Der Ruck war so heftig, dass ich mich an der Reling festhalten musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Gleich darauf kam ein langes, schmales Speedboat an uns vorbei aus dem Hafen geschossen und steuerte aufs offene Meer zu. Durch die Dunkelheit konnte ich gerade noch den Namen erkennen, der am Heck prangte: Deep Sea or Die .
    Noch immer klammerte ich mich am kühlen Metall der Reling fest, als ich einen dumpfen Aufprall hörte, der das Fiberglas vibrieren ließ. Ich riss meinen Blick von den Wellen los, schaute mich um und stellte fest, dass Parker seine Kleidung von sich geworfen hatte und nur noch in seiner Outdoorhose dastand. Meine Augen wanderten von seiner nackten Brust zu dem Haufen aus Strümpfen, Oberbekleidung und Schuhen, der neben ihm lag.
    »Was machst du da?«, fragte ich und umklammerte die Reling noch fester.
    »Schwimmen gehen.«
    »Das Wasser ist eiskalt.«
    Er trat an meine linke Seite, so dass mein Blick auf den beleuchteten Hafen abgeschnitten war. »Seit ich aus dem Team ausgestiegen bin, war ich nicht mehr im Wasser. Das Schwimmen ist das Einzige, was ich daran vermisse.«
    Ich starrte auf seine sonnengebräunte Haut, und mit jedem Herzschlag schienen Sterne vor meinen Augen zu explodieren.
    Da ich anscheinend unfähig war, wieder wegzuschauen, war ich dankbar, als er sich von selbst aus meinem Blickfeld bewegte. Meine Erstarrung löste sich, ich ließ die Reling los und wich zurück, wobei meine Turnschuhe auf dem Fiberglas ein quietschendes Geräusch machten.
    »Ich sollte gehen«, sagte ich, und als er sich mir zuwandte, starrte ich wieder auf seinen Oberkörper. »Es ist schon ziemlich spät.«
    »Es ist acht Uhr abends.«
    »Simon – mein Freund – ruft mich heute im Ferienhaus an, und ich will ihn nicht verpassen.«
    »Okay.« Parker folgte mir. »Dann begleite ich dich ans Ufer.«
    »Nein!«
    Er blieb stehen, und ich schaffte es, den Blick bis zu seinem Gesicht zu heben, auf dem sich totale Verwirrung abzeichnete.
    »Alles ist bestens«, fuhr ich fort und bemühte mich, normal zu klingen. »Danke für die Pizza. Wir sehen uns dann in der Schule.«
    Ich wirbelte herum, stakste eilig bis zu der Kette, die den Bug absperrte, und sprang darüber. Als ich das halbe Deck hinter mir hatte und ziemlich sicher war, dass Parker mich nicht länger sehen konnte, rannte ich den Rest der Strecke. Ich war gerade an der Gangway angekommen, die an Land führte, da erklang von der Spitze des Bootes ein Platschen.
    Ich hielt den Atem an und wartete auf weitere Geräusche. Eigentlich hätte ich hören müssen, wie er herumschwamm.
    Doch alles war totenstill. Bis eben hatten Hafenwellen gegen den Bootsrumpf geplätschert, nun aber war das Meer spiegelglatt. Selbst von dem Speedboot war keine Wellenbewegung übrig geblieben.
    In meinem Kopf erschien unheilvoll der Schriftzug Deep Sea or Die, der mir im Nachhinein wie ein einladend gekrümmter Finger vorkam, von dem ahnungslose Schwimmer ins Verderben gelockt wurden. Ich dachte an die Taucher, die auf ein eisiges Massengrab gestoßen waren, und fühlte wieder den gleichen Druck im Magen wie bei meiner seltsamen Trance an der Longfellow-Brücke, als Parker mich aus dem Wasser gezogen hatte.
    »Hör auf damit«, murmelte ich mir selbst zu und marschierte von der Gangway an Land. »Ihm geht es bestens. Lass deine Finger von der Sache – und von Parker.«
    Aber natürlich machte ich wieder kehrt. Was blieb mir anderes übrig? In noch kürzerer Zeit, als ich gebraucht hatte, um zur Gangway zu flüchten, war ich zurück am Bug.
    »Parker?«, flüsterte ich und suchte die dunkle Meeresoberfläche nach ihm ab. »Parker?«, rief ich lauter.
    Gerade wollte ich in die Kabine rennen und nach einer Taschenlampe suchen, als ich aus

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