Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
Vom Netzwerk:
benahmen.
    »Ich verhungere fast.« Paige stellte ihren Rucksack auf einem leeren Tisch ab und wandte sich dem Tresen zu. »Soll ich dir auch was bestellen?«
    »Nein, ich lade dich ein«, sagte ich schnell. »Weil du gestern die ganze Autofahrt zurück übernommen hast.«
    »Das hätte ich auch umsonst getan, aber wenn du mir was spendieren möchtest … Eine Hühnersuppe klingt wie eine angemessene Entschädigung.«
    Sie kehrte zu dem Tisch zurück, während ich an ihrer Stelle zum Tresen ging. Es war mein Vorschlag gewesen, hier Mittag zu essen, und wir hatten uns dazu die erste große Pause ausgesucht. Deshalb war es erst kurz nach elf, so dass der morgendliche Kundenansturm schon vorbei war und die Kaffeezeit noch nicht begonnen hatte. Mittags waren wir noch nie hier gewesen, und ich stellte erfreut fest, dass wir fast allein waren. Die Kellnerin beschäftigte sich hinter der Theke gelangweilt damit, Zuckerschalen und Serviettenhalter nachzufüllen.
    Also war jetzt der perfekte Moment für eine Aussprache mit der mysteriösen Seetang-Willa.
    »Entschuldigung?«, sagte ich zu der Kellnerin, die mir gerade den Rücken zuwandte. »Ist Willa im Café?«
    »So sicher, wie die Sonne morgens aufgeht«, scherzte die Frau und drehte sich zu mir um. »Was möchtest du denn?«
    Sie blickte noch immer auf die Serviettenbox in ihrer Hand, und da sie abgelenkt war, hatte ich Gelegenheit, sie kurz in Augenschein zu nehmen. Die Frau war ungefähr so groß wie ich, sehr schlank und trug eine braune Schürze über einer weitgeschnittenen olivfarbenen Hose sowie einer weit geschnittenen weißen Bluse. Ihr Haar steckte unter einer braunen Baseballmütze mit dem Logo der Kaffeebohne . Sie hatte blasse, faltige Hände mit ersten Altersflecken, die leicht zitterten, während sie die Serviettenbox zu schließen versuchte.
    »Kann ich helfen?«, fragte ich.
    »Schon okay. Ich glaube, ich hab’s gleich …« Sie schaute hoch. Unsere Blicke trafen sich. Die Serviettenbox fiel ihr aus der Hand und landete klappernd auf dem Boden.
    Mit klopfendem Herzen eilte ich hinter den Tresen, um beim Einsammeln zu helfen, doch eine zweite Kellnerin kam mir zuvor. Die beiden knieten sich hin und suchten die verstreuten Servietten zusammen. Ich bemühte mich, etwas von ihrem geflüsterten Gespräch aufzuschnappen, während ich zurückwich. Leider entschied ein anderer Angestellter gerade in diesem Moment, die Jazzmusik aufzudrehen.
    »Tut mir leid.« Willa stand auf und wischte sich die Hände an der Schürze ab. »Nur ein Koffein-High. Der ganze kostenlose Kaffee hier macht mich ganz zitterig.«
    »Kein Problem«, sagte ich.
    Sie atmete tief durch und nahm mich in Augenschein. Ihr Gesicht machte denselben Eindruck wie ihre Hände, nämlich dass sie ihre besten Jahre hinter sich hatte. Sie war mindestens dreimal so alt wie das übrige Personal der Kaffeebohne , das sich vor allem aus College-Studenten zusammensetzte. Ihre Wangen waren schlaff, ihre Stirn von Falten durchzogen, und die braunen Augen schauten unter blassen Schlupflidern hervor.
    »Was kann ich dir bringen?«, fragte sie, während sie gleichzeitig die Theke abwischte. »Cappuccino? Espresso? Als Tagesgericht gibt es heute eine phantastische Quiche, frisch aus dem Ofen.«
    »Hört sich lecker an. Ich hätte gerne ein Stück davon, außerdem eine Hühnersuppe und zwei Gläser Eistee.«
    »Kommt sofort.«
    Ich schaute ihr nach, während sie in der Küche verschwand, und warf dann einen Blick über die Schulter. Paige saß am Tisch und war in eine Zeitung vertieft. Sie blickte nicht einmal auf, damit ich ihr signalisieren konnte, dass die Suppe auf dem Weg war.
    »Du bist bestimmt ein Model, oder?«, fragte ein Typ auf einem Barhocker drei Plätze weiter, als ich mich wieder umwandte.
    »Nein«, erwiderte ich und fühlte mich zu nervös, um mir Gedanken zu machen, ob ich ihn lieber hätte ignorieren sollen.
    »Wirklich nicht?« Er stützte einen Ellbogen auf den Tresen und legte das Kinn in die Hand. »Ich habe das Gefühl, dass ich dich schon mal gesehen habe. Auf einem Werbeplakat oder so. Da hast du schicke Kleider getragen und deinen hübschen Körper großzügig mit ganz Boston geteilt.«
    Ich schaute mit gerecktem Hals über den Tresen, um nachzusehen, was sich in der Küche tat.
    »Für Fotos in einem Versandkatalog siehst du zu toll aus. Schon mal auf einem Laufsteg gestanden?«
    »Ich bin kein Model.« Ich funkelte ihn an. »Nur eine Studentin, sonst nichts.«
    Er runzelte die Stirn

Weitere Kostenlose Bücher