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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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konnte ich immer wieder kurze Blicke auf Dad erhaschen.
    Eine Umarmung. Ein Kuss auf die Wange. Zwei Pappbecher mit dem Logo der Kaffeebohne .
    Den einen Becher hielt mein Dad in der Hand.
    Den anderen Willa.

K APITEL 20
    A m liebsten hätte ich laut geschrien. Ich wollte zu den beiden rennen, sie auseinanderschubsen und sie anbrüllen, was hier eigentlich los sei. Doch der Schock darüber, mit wem Dad sich heimlich traf, ließ meine Kehle austrocknen und meine Beine zu Pudding werden. Ich musste nach dem Kleiderständer greifen, um mich zu stützen, und als ich wieder aufschaute, waren die beiden in der Menge verschwunden.
    Mir fielen Dads Mails und die Anfangsbuchstaben der Person ein, mit der er seinen täglichen Briefwechsel hatte.
    W. B. D. Stand W vielleicht für Willa?
    Ihr schnelles Verschwinden gab mir immerhin die Chance, den restlichen Tag hindurch zu planen, was ich sagen wollte. Als die Schule zu Ende war, ging ich ohne Paige nach Hause, die noch eine Nachhilfestunde in Mathe hatte, und war entschlossen, aus meinen Eltern herauszuholen, was sie mir siebzehn Jahre lang verschwiegen hatten – und was sie mir vermutlich nie erzählt hätten, wäre ich nicht selbst über einen Teil der Wahrheit gestolpert.
    »Ist Dad in seinem Büro?« Ich warf die Eingangstür energisch zu und schmiss meinen Rucksack auf die Couch. Im Esszimmer sah ich Mom am Kopfende des Tisches sitzen. »Ich muss mit ihm reden.«
    Keine Antwort.
    »Mom?« Ich war kurz davor, einfach weiterzustürmen, aber etwas an ihrer Haltung ließ mich zögern. Sie saß kerzengerade und hielt den Kopf starr geradeaus gerichtet.
    Während ich auf sie zuging, begann meine innere Sicherheit, die ich mir während des Tages aufgebaut hatte, allmählich zu bröckeln. Wusste sie Bescheid? Hatte sie herausgefunden, dass Dad uns angelogen hatte, was seine Mittagspläne und wer weiß was sonst alles betraf?
    »Mom?«, fragte ich noch einmal, als ich hinter ihr stand. Auch jetzt reagierte sie nicht. Dazu war sie viel zu gefangen von dem Film, der in einem kleinen Tischfernseher vor ihr lief. Ich beugte mich vor, um einen besseren Blick zu bekommen, und legte ihr gleichzeitig eine Hand auf die Schulter.
    »Vanessa!« Sie sprang fast an die Decke. »Schleich dich nicht so an!«
    Ich richtete mich auf und presste eine Hand an die Brust, wo mein Herz im Rekordtempo schlug. »Ich habe mich nicht angeschlichen. Um genau zu sein, habe ich mit der Tür geknallt und dich zweimal gerufen. Du hast nichts davon gehört.«
    »Oh.« Für einen Moment schaute sie verwirrt, doch dann strahlte sie mich an. »Heute habe ich eine ganz wundervolle Entdeckung gemacht. Schau mal!« Sie hielt mir das winzige Fernsehgerät entgegen, das bei näherem Hinsehen ein DVD-Player mit Bildschirm war. »Na, erkennst du jemanden?«
    »George Clooney?«, rätselte ich und versuchte die Person auf dem Bildschirm zu identifizieren.
    »Wenn du deinem Vater solche Komplimente machst, solltest du warten, bis er sie auch hören kann.«
    »Das ist Dad?« Der schwarzhaarige Mann sah einfach zu jung aus, um mein Vater zu sein. Außerdem trug er einen Umhang und Vampirzähne.
    »Genau. Zusammen mit mir und dir und einer großen Menge Freunde.«
    Mom schaute einen uralten Familienfilm. Wenn ich richtig schätzte, zeigte er uns vor mindestens fünfzehn Jahren.
    Sie stellte das DVD-Gerät wieder auf den Tisch. »Auf der anderen Flussseite in Cambridge gibt es einen Laden, der Filmrollen und Videokassetten auf DVDs überspielt. Ich habe ein paar von unseren alten Filmen im Keller gefunden und sie dort abgegeben.«
    »Toll«, sagte ich und hoffte das Beste. Vielleicht würden die alten Aufnahmen von Justine ihr helfen, sich mit ihrem Verlust auseinanderzusetzen und irgendwann sogar darüber zu sprechen.
    »Du warst damals noch ein Baby, also erinnerst du dich wahrscheinlich nicht an die Feier auf dem Film. Dein Vater und ich haben jahrelang die besten Halloweenpartys von ganz Boston veranstaltet.«
    »Wieso habt ihr damit aufgehört?«, fragte ich.
    »Weil ich zu viel gearbeitet habe und außerdem fand, dass ihr Kinder langsam aus dem Verkleidungsalter herauskommt. Andererseits war deine Schwester immer ganz verrückt danach und fand es sehr schade, als mit den Partys Schluss war.« Mom unterbrach sich und strahlte mich an. »Deshalb habe ich gedacht, es wäre doch toll, dieses Jahr wieder eine zu veranstalten. Du kannst Simon einladen und natürlich auch sonst alle, die du möchtest. Dasselbe gilt für

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