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Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort

Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort

Titel: Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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von der Polizei, der sich umschaute und seinen Blick, wie Racheli bemerkte, besonders interessiert auf Ja'el ruhen ließ, die noch immer so reglos auf ihrem Platz saß, als ob ihr Geist in anderen Regionen schwebe.

Fünftes Kapitel

    Oberinspektor Michael Ochajon hatte keinen Zweifel daran, daß Scha'ul Tirosch bei dem Gedanken, daß man ihn je so sehen würde, entsetzt gewesen wäre. Auch das gebügelte Taschentuch, das er sich vor die Nase hielt, half nichts gegen den Gestank.
    Es war unmöglich, den Anblick des aufgequollenen Körpers, das Gesicht mit den unklaren Konturen und dem getrockneten Blut an Nase und Ohren, die Blutflecke auf dem weißen Hemd und dem grauen Anzug mit der Erscheinung in Verbindung zu bringen, an die sich Michael noch aus der Zeit erinnerte, als er damals als Student am Institut für Geschichte Vorlesungen über die Entwicklung der hebräischen Lyrik seit der Aufklärung gehört hatte – diese große, elegante Erscheinung, die so eindrucksvoll und bewundernswert gelassen am Katheder in dem großen Hörsaal im Haus Meiser auf dem alten Campus von Giv'at Ram stand und, die Arme locker am Körper, flüssig dozierte, ohne einen Blick in seine Aufzeichnungen zu werfen.
    In einer Ecke des Zimmers, wo man die Überreste dieser Berühmtheit gefunden hatte, lag eine braune, vertrocknete Nelke, ein grotesker Beweis für die einstige ästhetische Perfektion des aufgequollenen Toten, der nun dem forschenden, aber keineswegs unbeteiligten Blick des Polizisten ausgesetzt war.
    »Der Schädel hatte einmal eine Zunge und konnte singen«, erinnerte sich Michael, und für einen Moment fürchtete er, die Worte jenes Prinzen von Dänemark laut ausgesprochen zu haben, doch es war Arie Klein, dessen volle Lippen weiß geworden waren und zitterten, der das Schweigen, das im Angesicht des Todes entsteht, brach. Wortlos, ohne irgend jemanden zu zitieren, stieß er ein gurgelndes Geräusch aus und stolperte aus dem Zimmer.
    Oberinspektor Ochajon gab Eli Bachar ein Zeichen, dieser ging hinaus und kam mit der Nachricht zurück, daß alle unterwegs seien. Michael stand in einer Ecke des Zimmers, neben dem Fenster, das er bereits vorsichtig geöffnet hatte, während er seine Hand in das Taschentuch wickelte, mit dem er sich die Nase zugehalten hatte, und hielt die Luft an.
    Auf dieser Seite des Flurs waren die Zimmer größer und prächtiger, vermutlich waren sie nur für die älteren Professoren bestimmt, dachte Michael, sog die heiße Luft ein und schaute hinunter auf die goldene Kuppel der El-Aksa-Moschee und auf die Altstadt. Dann drehte er sich um und warf einen Blick auf die Leiche, erschauerte und wandte sich sofort wieder der Aussicht auf die Altstadt zu.
    »Sie werden ihn runter in die Tiefgarage bringen müssen«, sagte Eli Bachar. Er stand in der Türöffnung und hielt die Tür ein Stück auf, offensichtlich in der Hoffnung, daß ein wenig Luft hereinkäme. »Die Aufzüge sind nicht weit von hier«, meinte Michael trocken. »Sie müssen nicht den ganzen Weg zu Fuß gehen.«
    Eli Bachar schnaubte wie jemand, der sich die Nase zuhält, näherte sich vorsichtig der Leiche, die noch immer zwischen dem großen Stuhl und der Heizung lag, und schaute dem Pathologen über die Schulter, der sich über die Leiche gebeugt hatte. »Nicht anfassen!« warnte ihn Michael automatisch, ohne den Kopf zu wenden, wie jemand, der weiß, daß er etwas Überflüssiges sagt.
    Lange Minuten vergingen, bis der junge Mediziner, dessen Gesicht zunehmend grüner wurde, bis es fast die Farbe seines grünlichen Kittels angenommen hatte, den Mund aufmachte. Dann sagte er schließlich leise: »Jemand hat hier wirklich ernsthaft verrückt gespielt.« Michael, der ihn noch nicht kannte, sah dem jungen Gesicht den Mangel an Erfahrung an und empfand Mitleid und Zuneigung für den jungen Mann, der es noch nicht gelernt hatte, sich hinter Fachausdrücken zu verschanzen. Nach einer Weile erklärte der Pathologe, daß man sicher Brüche der Wirbelsäule finden würde.
    Den Blick noch immer auf die Leiche geheftet, fragte er, ob ihnen aufgefallen sei, daß die Krawatte benutzt worden war, um »... auch wenn klar ist, daß dies nicht die Todes-ursache war. Das kann ich mit ziemlicher Sicherheit sagen, noch vor der Obduktion, dieser Mann ist nicht durch Erwürgen gestorben, jedenfalls nicht durch Erwürgen mit der Krawatte. Hier, da können Sie es sehen«, wandte er sich an Eli Bachar. Dieser beugte sich gehorsam über den Hals des Toten, der um die

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