Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort
Wenn Kohlenmonoxyd im Blut ist, kann das Hämoglobin in den Lungen den Sauerstoff nicht aufnehmen und weitertransportieren. Dieses Gas, das Kohlenmonoxyd, verbindet sich mit dem Eisen sogar noch besser als mit Sauerstoff, und der Mensch, der es einatmet, stirbt ziemlich schnell, er verliert das Bewußtsein, ohne daß er etwas merkt.« Er hielt einen Moment inne und sah in Elis grüne Augen, die sich vor Konzentration zu schmalen Schlitzen zusammengezogen hatten.
»Das ist der Grund, warum der Körper Duda'is so aussah, das Gesicht war ganz rosa, und alle Adern in seinem Körper waren geplatzt. Ich habe nicht gewußt, daß er dreißig Meter tief getaucht ist, nicht daß ich was davon verstünde. Seine Lippen waren vollkommen blau, man nennt das ...« Michael griff nach dem Blatt, auf dem er sich Notizen gemacht hatte, »... Zyanose. Man hat bei der Autopsie eine tödliche Dosis Kohlenmonoxyd in Duda'is Körper gefunden. Jetzt verstehe ich auch, was der Notarzt dort am Strand gemeint hat.«
Eli Bachar starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. »Aber wie ist das Gas in seinen Körper gekommen?« fragte er.
»Ich weiß nicht, wie. Vermutlich hat jemand aus der Preßluftflasche Luft herausgelassen und dafür Kohlenmonoxyd hineingefüllt. Nun, man hat die beiden Flaschen ins Institut für Meeresmedizin zur Untersuchung geschickt. Ich habe eigentlich gedacht, du hättest dort angerufen.«
»Sie sind nicht ans Telefon gegangen«, sagte Eli Bachar. »Vermutlich gehen sie ab und zu nach Hause. Aber eins verstehe ich nicht. Kann jeder Kohlenmonoxyd in eine Preßluftflasche umfüllen? Wie macht man das?«
»Das ist noch nicht mal so schwer«, antwortete Michael und streifte seine Asche in den Kaffeesatz, der in der Tasse zurückgeblieben war. »Aber man muß ein Genie sein, um sich so etwas auszudenken. Jede Preßluftflasche hat einen Hahn, und auch die Gasflaschen, die Kohlenmonoxyd enthalten, haben einen Hahn, oder jedenfalls kann man einen Hahn an ihnen anbringen. Man muß nur den Hahn der Preßluftflasche mit der Gasflasche verbinden und das giftige Gas hineinströmen lassen.«
»Aber«, sagte Eli nachdenklich, »wieso hat er das nicht gemerkt, dieser Duda'i? Das Gas hat doch irgendeinen Geruch, nicht wahr?«
»Nein«, antwortete Michael und betrachtete die Falte, die sich zwischen Elis Augenbrauen gebildet hatte, »es ist völlig geruchlos. Man erstickt einfach, ohne etwas zu merken.«
»Was soll das heißen?« fragte Eli erschrocken. »Haben wir es hier mit einem Chemiker zu tun?«
»Nein, er braucht kein Chemiker zu sein. Kreatives Nachdenken reicht. Jeder kann Kohlenmonoxyd bekommen, in jeder Chemikalienhandlung gibt es solche Gasflaschen, in jedem ordentlichen Labor, das ist kein Problem. Man muß nur darauf achten, daß die Preßluftflasche nicht zu schwer oder zu leicht wird.«
»Und er ist am Sabbat gestorben«, sagte Eli Bachar mehr zu sich selbst.
»Um zehn nach zwölf, am Sabbat«, bestätigte Michael.
»Glaubst du, wir haben es mit zwei Mördern zu tun?« fragte Eli hoffnungslos.
»Oder mit einem Mörder, der zweimal zugeschlagen hat. Und es ist nicht nur unser Problem, der Fall Duda'i gehört zu Eilat, die ermitteln auch.«
Dani Balilati kam keuchend und prustend ins Zimmer gestürmt und begann, ohne Punkt und Komma zu reden, doch wie üblich waren seine Worte so konfus, daß keiner verstand, was er eigentlich wollte. »Und warum gebt ihr mir keinen Kaffee? Und warum sitzt ihr so rum, als wäre ein Berg über euch zusammengebrochen? Was ist passiert?«
Michael Ochajon berichtete kurz, was er erfahren hatte. »Die Geschichte wird kompliziert«, seufzte Balilati. »Sehr kompliziert.«
»Immer komplizierter«, sagte Michael. »Und jetzt essen wir erst mal was, bevor wir uns die Liste der Leute vornehmen, die wir morgen verhören, oder besser gesagt, wir gehen mit der Liste zu Me'ir, und schauen sie uns dort an. Vielleicht können wir unterwegs auch Zila mitnehmen, wenn du nichts dagegen hast.«.
Eli schaute auf seine Uhr und murmelte, es sei schon elf. Trotzdem wählte er eine Nummer und flüsterte etwas in den Hörer. »Wir holen sie unterwegs ab«, sagte er, als er auflegte.
Nachdem die beiden anderen das Zimmer verlassen hatten, rief Michael bei sich zu Hause an. Er ließ das Telefon lange klingeln, keiner ging dran. Maja ist also nicht gekommen, dachte er mit einer Mischung aus Trauer und Erleichterung. Juval war bei seiner Mutter, um mit ihr den Geburtstag ihres Vaters vorzubereiten, der morgen
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