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Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort

Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort

Titel: Ochajon 02 - Am Anfang war das Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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ruhelosen Hände, die mit dem Feuerzeug spielten, mit der Zigarettenschachtel, sie sah seine glatt rasierten Wangen mit den hervortretenden Backenknochen, und schließlich wagte sie einen Blick in seine dunklen, tiefen Augen, die ihr nicht auswichen, doch nur für eine Sekunde, dann ließ sie den Blick durch das kahle Zimmer schweifen – ein alter Holztisch, zwei Stühle, ein Metallspind, ein Fenster zum Hinterhof des Migrasch ha-Russim –, bevor sie wieder in die dunkelbraunen Augen schaute, die ununterbrochen auf ihr ruhten.
    Sie hatte das Gefühl, bevorzugt zu werden. Von allen hatte er sie für die erste Befragung ausgesucht. Dieser große Mann, dessen dunkle Haare schon ein paar Silberfäden zeigten, hatte sie aus der Gruppe herausgerufen, ohne daß sie wußte, warum.
    Adina Lifkin war blaß geworden und hatte fast protestiert, als Racheli vor ihr aufgerufen wurde, aber er hatte so getan, als merke er nichts von ihrem Zorn. Dr. Schaj rührte sich nicht von seinem Platz, sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. Als Racheli im Kommissariat ankam, kurz vor acht, wie ihr gestern abend telefonisch durchgegeben worden war, saßen Tuwja Schaj und Adina Lifkin schon auf den wackeligen alten Holzstühlen im Vorraum. Wie beim Arzt, hatte Racheli gedacht, als warteten sie auf das Ergebnis einer schicksalhaften Untersuchung. Tuwja Schaj schien sich mit dem Schlimmsten abgefunden zu haben.
    Racheli warf einen Blick auf die Uhr, ohne daß der Mann gegenüber es, merkte. Erst seit einer Minute saß sie in dem Zimmer, und bis jetzt war noch kein Wort gesprochen worden. Plötzlich wurde sie von einer schrecklichen Angst gepackt, daß man sie unter Anklage stellen könnte, daß es ihr so gehen könne wie Kafkas Josef K., und von einem Gefühl der Unsicherheit: Vielleicht hatte sie ja tatsächlich etwas falsch gemacht. Der große Mann hielt ihr eine Schachtel Zigaretten hin, und sie schüttelte den Kopf. Ihre Kehle wurde immer trockener, und ihre Hände zitterten.
    Endlich begann er zu sprechen. Seine Stimme war weich und ruhig. Zuerst fragte er sie nach ihrer Funktion im Büro der Fakultät, erkundigte sich danach, was sie außerhalb der Arbeit tat, nach ihrem Familienstand.
    Sie merkte, daß sie aus einem Impuls heraus, ihm zu gefallen, bereitwillig antwortete. Wieder sah sie auf ihre Uhr und stellte fest, daß nur fünf Minuten vergangen waren und er bereits alles von ihr wußte. Er wußte von ihrem Psychologiestudium, dem Zimmer, das sie in der Bnei-BritStraße gemietet hatte, von der Frau, die mit ihr die Wohnung teilte, von dem Freund, den sie gehabt hatte, und sogar von dem Wunsch ihrer Eltern, sie verheiratet und glücklich zu sehen, in ihrem fortgeschrittenen Alter. Er lächelte bei dieser Formulierung und nickte, als hätten seine Eltern auch immer so geredet. Sie fragte sich, ob er verheiratet war. Er trug keinen Ring, doch Racheli wußte trotz ihrer vierundzwanzig Jahre, daß nicht alle verheirateten Männer einen Ring trugen.
    Sie hatte gar nicht gemerkt, wann sie begonnen hatten, über Tirosch und die Fakultät zu reden. Irgendwie war es ihm gelungen, den Übergang zu finden, so daß sie innerhalb weniger Minuten detailliert von Adina erzählte. Sie hatte das Gefühl, als höre er aufmerksam zu und interessiere sich tatsächlich für ihre Schwierigkeiten, und als wolle er wirklich ihre besondere Sicht auf die Angehörigen der Fakultät erfahren. Er fragte nicht nach ihrer Beziehung zu Tirosch, sondern bat sie, ihn so zu beschreiben, wie sie ihn wahrgenommen hatte.
    Racheli fühlte sich wie verzaubert von diesen dunklen Augen, und die weiche Stimme brachte sie zum Sprechen. »Er hatte eine ganz besondere Ausstrahlung. Einen solchen Mann habe ich noch nie getroffen. Ich habe seine Gedichte schon in der Schule geliebt, und meine erste Begegnung mit ihm hat mich vollkommen fasziniert. Seine äußere Erscheinung, sein umfassendes Wissen und die Art, wie ihn jeder bewunderte. Aber ich wollte ihm nicht zu nahe kommen.«
    Während des Redens spürte sie, daß der Mann mit ihr übereinstimmte, daß er dasselbe empfand wie sie, deshalb zögerte sie nicht, als er fragte: »Warum?« Es war ihr klar, daß er wissen wollte, warum sie, Racheli Loria, nicht die Nähe Scha'ul Tiroschs suchte, deshalb antwortete sie, ohne nachzudenken: »Ich habe mich vor ihm gefürchtet. Er hat mir angst gemacht.«
    Mit demselben interessierten Ton fragte der Mann: »Womit?« Und Racheli antwortete verlegen: »Er hatte etwas Unaufrichtiges,

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